Mein Favorit ist Jeff Goldblum, der heute auch ein persönlicher Freund ist. Ich mag aber auch Woody Harrelson, mit dem ich zuletzt «Midway» gedreht habe. Ein absoluter Profi vor der Kamera ist auch Mel Gibson. Ich bin immer sehr charakterorientiert. Schauspieler wie Tom Cruise habe ich nie gemocht.

Warum?

Wenn man eine Rolle mit ihm besetzt, weiss der Zuschauer von Anfang an, dass er gewinnt.

Schauen Sie sich Ihre Filme im Kino an?

Nein. Ich muss sie mir während der Produktion so viele Male ansehen, dass ich das später nicht mehr mag. Kommt hinzu, dass ich ein Perfektionist bin. Das führt dazu, dazu, dass ich einen Film niemals so perfekt machen kann, wie ich ihn im Kopf habe.

«Dann sage ich mir, «wow»

Wenn ich mir einen Film im Kino anschauen würde, sähe ich nur die Fehler, und was ich besser hätte machen können. Ich muss meine Filme aufgeben, sobald sie fertiggestellt sind.

Zugegeben: Nach zehn Jahren gucke ich mir manchmal einen Film im Kino wieder an. Ich sehe ihn dann mit anderen Augen, weil ich vieles davon vergessen habe. Dann sage ich mir, «wow» und bin beeindruckt.

Was machen Sie neben der Filmerei sonst noch?

Ich habe zusammen mit meinem Geschäftspartner Marco Weber unlängst die App Vresh lanciert, die es dem Nutzer ermöglicht, auf seinem Mobiltelefon Filme in 360-Grad-Optik aufzunehmen, anzuschauen und sie –in «Real Time» – auch mit Freunden oder in den Sozialen Medien zu teilen. So kann der Nutzer spektakulären Erlebnisse mit dieser Rundum-Optik teilen und seine Follower können zeitgleich mit von der Partie sein.

Wo gibt es diese App?

Vorerst nur in den USA. Doch ab März wird sie fürs iPhone auch in Europa erhältlich sein, und bis im Juni wird es eine Version für Android geben. Davon verspreche mir einiges, besonders in Asien, wo die Mehrheit der User Android-Handys hat. Mit Ländern wie China und Japan werden wir einen Quantensprung machen können, wobei die App seit der Lancierung in den USA vor einem Monat bereits enorm läuft und schon mehr als 30'000 mal heruntergeladen wurde.

«Wenn ich in einer Produktion bin, frage ich mich jedesmal, warum tust Du Dir das an»

An die Virtual Reality mit diesen übergrossen Brillen glaube ich nicht. Ich bin überzeugt, dass die 360-Grad-Optik die Zukunft ist, die man von Handy zu Handy streamen kann und in den Sozialen Medien verbreitet wird.

Was spornt Sie noch an, morgens aufzustehen?

Filme zu drehen. Ja, das ist etwas, das einen nie loslässt. Klar, wenn ich dann in einer Produktion bin, frage ich mich jedesmal, warum tust Du Dir das an. Doch wenn der Streifen dann in den Kinos ist, will ich schon wieder den nächsten Film machen.

Was bedeutet Ihnen Geld?

Nicht so viel. Ich komme aus einem relativ vermögenden Elternhaus, wobei mein Vater zuerst immer gesagt hat, die Filmerei sei eine brotlose Kunst. Als ich jedoch an der Hochschule meinen ersten Spielfilm gedreht habe, was damals eine Sensation war, hat ihn das überzeugt.

«Ich habe mir gesagt, warum probiere ich das nicht mal aus. Der Rest ist Geschichte»

Von da an hat es ihn gestört, wenn andere Leute daran Geld verdienten. So hat er mich ermutigt, meine Filme selber zu produzieren.

Wir sind auf die Bank gegangen und mein Vater hat gesagt: «Geben Sie dem Jungen einen Kredit.» Der Bankangestellte hat mich dann gefragt, was ich als Sicherheit bieten könne, und so habe ich die Anteile an meiner Firma hinterlegt. Für mich war damit bei jedem Film immer klar, dass ich Geld verdienen musste. Das hat zwar nicht immer geklappt, aber meistens. Ich habe vier Filme in Deutschland gedreht, bis dann der Anruf aus Hollywood kam.

Ich habe mir gesagt, warum probiere ich das nicht mal aus. Der Rest ist Geschichte. Ich bin immer noch dort und wohne mittlerweile in den Hollywood Hills.


Der 63-jährige Roland Emmerich wurde in Stuttgart geboren und ist ein deutscher Regisseur, Produzent und Drehbuchautor. Er wurde weltweit bekannt durch Filme wie «Independence Day», «Godzilla», «The Day After Tomorrow», «2012» und mit dem Science-Fiction-Film «Stargate», auf dem mehrere Serien und Filme beruhen. Sein nächster Film heisst «Midway» und kommt im nächsten November in die Kinos.