Immerhin: Für die Bonussaison hat es haarscharf vor dem Krise noch gereicht, das Geld ist da. Doch in Zeiten von Corona sind Cabrio und Cartier-Uhr nicht mehr Objekte der Begierde.

Das Coronavirus hat geschafft, wofür sich sonst hoch bezahlte Influencer und Stilikonen jahrelang abrackern: Innert Wochen hat die Pandemie etablierten Statussymbolen den Reiz entzogen, und das Feld weit geöffnet für das, was nun für viel Geld erstrebenswert sein könnte.

Für die Banker, die ihren Bonus vergangenen Februar gerade noch vor Krisenbeginn einstrichen, bedeutet dies eine Zäsur in einer lieb gewonnenen Routine: Warum noch das Cabrio bestellen, wenn die Hersteller krisenbedingt den Katalog zusammenstreichen und die Spritztour an der Landesgrenze endet?

Wozu das alles?

Und wozu die neueste Luxusuhr, die modischen Anzüge und die Hemden mit Monogramm, wenn der Lift bei Goldman Sachs leer bleibt?

Gerade diesbezüglich schaffen die Bilder Klarheit, welche finews.ch unlängst aus dem Zuhause von Bankchefs und Financiers präsentierte: Im Homeoffice zeigt sich sogar UBS-CEO Sergio Ermotti ohne Krawatte, hier gilt «dress down» als neues Gebot.

Wenn alle zu Hause bleiben, erlebt ein Trend gehörigen Auftrieb, der sich bereits in Zusammenhang mit der Klimadebatte abzeichnete – das «Cocooning». Als erstrebenswert gilt es nun, sich in seiner Bleibe einzulullen und die Haustür vor der gefährlichen Welt da draussen zu schliessen.

Dafür, so zeigt sich, lässt sich elegant eine Menge Geld ausgeben. Das sind die neuen Objekte der Begierde:

1. Das Immunsystem fit strampeln

Peloton

Wer über genügend Platz verfügt, stellt sich die Hantelbank ins Haus. Die Preise variieren nicht allzu sehr – ausser, die Wahl fällt auf die vergoldeten Hanteln des deutschen Anbieters Hock für 116’250 Dollar das Stück.

Richtig teuer wird die Cardio-Ausrüstung: Die minimalistischen Spinning-Bikes aus Carbon von Ciclotte kosten bis zu 10’000 Dollar. In der gleichen Kreisklasse bewegt sich die Skillmill von Technogym, die allerdings viel raumfüllender daherkommt. Besonders «in» sind derzeit die Hometrainer der US-Firma Peloton, wo Ex-Credit-Suisse Managerin Pamela Thomas-Graham im Verwaltungsrat sitzt.

Ebenfalls hip und passend zum Vorsatz, alle Folgen der US-Kultserie «House of Cards» nochmals zu sichten, ist die hölzerne Rudermaschine von Water Rower, auf der Protagonist Frank Underwood nächtens trainiert.

2. Die intellektuellen Muskeln spreizen

Buchregale

(Bild: Unsplash/Ivo Rainha)

Auch wenn die berufliche Belastung wegen der Krise nochmals gestiegen sein mag, sollte die ausserordentliche Lage auch eine Zeit der Kontemplation sein. Das weckt intellektuelle Ambitionen, die sich auch gut in der Videokonferenz ins Bild rücken lassen. Das luxuriöse Bücherregal im Rücken sagt über den Besitzer: Ich bin belesen, ich habe das Geld, meine Bücher stilvoll zu lagern. Und ich will, dass ihr das wisst.

Massanfertigungen durch den Zimmermann drängen sich auf, aber auch hier gibt es Nuancen: etwa die Regale des amerikanischen Meisters Michael Coffey, die für rund 50’000 Dollar zu haben sind. Für all jene mit weniger Büchern und knapperem Raum kommt das limitierte Schachspiel «Field of Towers» der Architektur-Legende Zaha Hadid infrage – für 12’500 Dollar.

3. Eine ausserordentlich bequeme Lage

Eaems

(Bild: Pinterest)

Vielerorts ist der heimischen Arbeitsplatz etwas stiefmütterlich in eine Ecke gepfercht. Da nun die Massnahmen gegen Corona den Investmentbankern und Kundenberatern viel Sitzleder für zusätzliche Telefonate mit den verunsicherten Kunden abverlangen, liegt es nahe, das Homeoffice bequemer zu gestalten und zugleich für mehr Prestige zu sorgen.

Das lässt sich zum Beispiel mit einem Lounge Chair vom Designer-Ehepaar Charles und Ray Eames bewerkstelligen oder mit dem Barcelona Chair von Ludwig Mies van der Rohe und Lilly Reich. Beide Modelle kosten mit Fusshocker etwa gleich viel wie eine Uhr im unteren Luxussegment. Ebenso wie ein Uhren-Klassiker kommen diese Design-Ikonen zudem nicht aus der Mode.

4. Home-Entertainment für 1 Million

Lautsprecher 500

Wer mit seinem Hyper-Sportwagen nicht mehr raus darf, kann seinen Bonus in eine Stereoanlage investieren. Das High-End-Segment bietet da ein weites Feld für ausgabefreudige Fans von exquisiten Beschallungen und Video-Systemen.

Viele finews.ch-Leser werden wissen, wovon hier die Rede ist: Man kann für Lautsprecher über 100'000 Franken ausgeben, die Verkabelung kostet alleine mehrere Tausend Franken. Die Preise für Verstärker und Vorverstärker erfährt man oft nur auf Anfrage. Plattenspieler, Beamer, Netzwerkplayer: Nichts unter einem mindestens fünfstelligen Betrag ist gut genug.

Was man bedenken muss: Auch die beste Stereoanlage bringt in einem «normalen» Wohnzimmer nichts. Also muss man auch die Räumlichkeiten für die optimale Beschallung akustisch aufwerten. Dafür holt man sich am besten einen Spezialisten.

5. Luxus ist grün

Outdoors

Die Verbannung ins Homeoffice lässt sich besser ertragen, wenn der Blick in den Garten geht. Und: «Ich sitze gerade in meinem Gartenhäuschen» ist ein extravaganter Anknüpfungspunkt für Gespräche im Lockdown. Da Raum in Finanzplätzen London, Tokyo und Zürich knapp und teuer ist, werden es wenige der Top-Investmentbankerin Alison Harding-Jones nachtun können, die aus ihrem englischen Garten in Berkshire heraus wirkt.

Aber auch auf kleineren Raum wirken elaborierte Outdoor-Küchen, Pools und «Man Sheds» als Blickfänger. Wer es sich hierzulande leisten kann, engagiert Landschaftsgärtner wie Enzo Enea und bestückt das Grün mit Gartenmöbeln des belgischen Hauses Manutti oder des Anbieters Kettal, der auf den Öko-Look spezialisiert ist.