Arbeitslosenzahlen: Bankensektor zeigt sich erstaunlich robust

An Negativschlagzeilen mangelt es nicht: «Banker melden sich beim RAV», titelt der Blick. Das Branchenportal «Tippingpoint» legt noch einen oben drauf und vermeldet: «Zahl der arbeitslosen Banker klettert auf neuen Höchststand». Steht der Finanzplatz Schweiz vor frostigen Zeiten?

«Dafür sehen wir keine Anzeichen. In Zürich ist die Situation sicherlich angespannt. Doch gesamtschweizerisch sehen wir keinen signifikanten Anstieg der Arbeitslosigkeit im Bankensektor», sagt David Frey von Arbeitgeber Banken, dem Verband aller Bankengruppen und Finanzdienstleister. Unklar ist, ob die Situation in Zürich wirklich auf die Integration der Credit Suisse zurückzuführen ist. 

Nur leicht erhöhte Werte

Frey bezieht sich bei seiner Aussage auf den jüngsten Arbeitsmarktindex, den der Verband in Zusammenarbeit mit BSS Volkswirtschaftliche Beratung quartalsweise veröffentlicht. Für das dritte Quartal zeigt sich der Schweizer Bankenarbeitsmarkt insgesamt stabil: Die Arbeitslosenquote in der Bankbranche liegt gesamtschweizerisch bei 3,1 Prozent und damit nur leicht über dem branchenübergreifenden Wert von 2,9 Prozent. 

Arbeitslosenquote kl 

Damit verharrt der Index auf dem Niveau des Vorquartals und liegt rund 17 Prozent über dem Wert von 2015. Eine ähnliche Situation hat sich laut Frey auch schon in den vergangenen Jahren manifestiert: «Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn die Arbeitslosenquote im Bankensektor leicht höher liegt als im Gesamtdurchschnitt. Diese Entwicklung beobachten wir seit einigen Jahren.»

Fachkräftemangel hält an

Trotz der leicht höheren Arbeitslosigkeit bleibt der strukturelle Fachkräftemangel bestehen. Auf jede arbeitslose Person im Bankensektor kommt weiterhin mehr als eine offene Stelle – ein klares Zeichen für den Überhang an Nachfrage nach qualifizierten Finanzfachkräften. Auch in Zürich, wo der Stellenabbau am stärksten zu spüren ist, melden Institute Schwierigkeiten, geeignetes Personal für bestimmte Fachfunktionen zu rekrutieren (siehe auch Grafik).

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Die Gründe für die Entwicklung sieht Frey insbesondere im allgemeinen Bedarf nach Fachkräften: «Nicht nur im Bankensektor, sondern in vielen weiteren Branchen sind Spezialisten gesucht. Es wäre also falsch, dies auf einen Imageverlust der Banken zurückzuführen», betont er. 

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Stabile Beschäftigungserwartungen

Die Mehrheit der Banken plant laut dem Arbeitsmarktindex weder grössere Personalaufbauten noch -abbauten. Die Beschäftigungserwartungen und die Einschätzungen der aktuellen Beschäftigungssituation halten sich die Waage. Die Lage bleibt damit auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Corona-Pandemie 2019.