Stephanie Wickihalder: «Innovation braucht Leitplanken»
Die Veranstaltung, organisiert von der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) gemeinsam mit ihren Partnern Swiss Fintech Innovations (SFTI) und dem Zürcher Bankenverband (ZBV), stand unter dem Motto «How Technology and Regulation Empower Client-Centric Solutions».
Frau Wickihalder, was bleibt Ihnen vom Digital Finance Day 2025 besonders in Erinnerung?
Mich hat die Vielfalt der Themen beeindruckt. Mit Künstlicher Intelligenz (KI) über Stablecoins bis hin zu Open Finance und Fraud Prevention wurde deutlich, wie breit die digitale Agenda unseres Finanzplatzes ist.
Besonders gefallen hat mir der interdisziplinäre Austausch. Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen haben gemeinsam nach Lösungen gesucht und scheuten sich dabei nicht, kritische Fragen zu stellen sowie mutig Bestehendes zu hinterfragen. Diese Offenheit im Dialog schätze ich sehr.
SFTI hat den Anlass als Partnerin unterstützt. Warum war es Ihnen wichtig, sich gerade da zu engagieren?
SFTI versteht sich als Innovationsverband der Finanzbranche. Wir bauen Brücken zwischen Banken, Fintechs, Technologieunternehmen und Behörden. Uns geht es darum, das Ökosystem zusammenzubringen, gemeinsam Lösungen zu entwickeln sowie die Türen zu nächsten Geländekammern in der Finanzwelt zu öffnen.
Verbände sind weit mehr als Event-Koordinatoren. Wir sehen uns in einer fachlich-lösungsorientierten Rolle. Der Digital Finance Day ist dafür die ideale Plattform: Er zeigt, wie man Themen nicht isoliert, sondern im Verbund angeht.
Das diesjährige Motto lautete «How Technology and Regulation Empower Client-Centric Solutions». Was bedeutet das für Sie konkret?
Technologie und Regulierung werden oft als Gegensätze gesehen, dabei bedingen sie sich gegenseitig. Innovation braucht Leitplanken, damit Vertrauen entstehen kann. Ich denke, wir sind uns alle einig, dass dies gerade im Finanzsektor essenziell ist.
Ist die Branche da auf gutem Weg?
Der Digital Finance Day ist bewusst so gestaltet, dass wir eine «Outside-In-Sicht» fördern und den Dialog mit internationalen Expertinnen und Experten suchen.
Spannend ist hier auch die Haltung der Behörden. Michael Manz vom Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) sagte am Anlass sinngemäss, man schaffe bewusst Raum, in dem sich Innovation entfalten kann, die Industrie müsse diesen Spielraum jedoch auch nutzen. Das bringt es auf den Punkt.
Wenn Sie an die Diskussionen zurückdenken: Welche Themen beschäftigen den Finanzplatz künftig ganz besonders?
Die Komplexität nimmt zu. Technologie, Bankfachwissen und Regulierung greifen immer stärker ineinander. Wir müssen Themen wie digitale Identität, Stablecoin, Datenmanagement, Gen- sowie AgenticAI, nicht einzeln behandeln.
Die Themen wachsen zusammen. Daraus entstehen spannende Businessmodelle, und Prozesse müssen konsequent neu gedacht werden. Es braucht gemeinsame Lösungsansätze, die diese Perspektiven berücksichtigen.
Der Anlass bringt jeweils unterschiedlichste Akteure zusammen. Was unterscheidet ihn von anderen Veranstaltungen?
Der Digital Finance Day ist kein reiner Networking-Event. Es geht um inhaltliche Tiefe. In den Sessions zu KI, die ich begleitet habe, wurde offen diskutiert, auch wo Hürden in der Umsetzung liegen.
Wer treibt Innovation, wer oder was bremst? Wie gestaltet sich das Zusammenspiel mit der Geschäftsleitung und dem Verwaltungsrat, welchen Einfluss hat die Kultur? So eine Offenheit an einer Konferenz erlebe ich selten.
Wie kann SFTI die beim Digital Finance Day angestossenen Diskussionen weiterführen?
Wir nehmen mit der SBVg und dem ZBV viele Impulse mit, etwa zu Open Finance, KI, digitalen Identitäten oder zur aktuellen Vernehmlassung zu Stablecoins und Kryptoinstituten. Als Verband wollen wir dazu beitragen, dass sich die Branche aktiv mit diesen Themen auseinandersetzt.
Der Digital Finance Day ist ein wichtiger Ausgangspunkt, aber entscheidend ist, dass wir die Diskussionen im Alltag fortführen und gemeinsam konkrete Schritte daraus ableiten.
Stephanie Wickihalder verfügt über mehr als 20 Jahre internationale Bankerfahrung bei der Credit Suisse in den Bereichen Investment Banking, Wealth Management und Digitalisierung. Seit 2017 ist sie Präsidentin von SFTI und gestaltet mit dem SFTI-Team die Zukunft des Schweizer Finanzplatzes durch die Förderung von Innovation und Zusammenarbeit mit einem durchdachten und technologieneutralen Ansatz. Sie hat mehrere Beratungsmandate inne, ist Mitglied der Fachkommission Digitalisierung der SBVg und Gastdozentin an der Universität Zürich, der HWZ und der ZHAW.















