Eine Finanzinvestorin sieht sich von der Grossbank UBS wegen eines Investments in China um Hunderte Millionen betrogen – und klagt in den USA. Der Fall ist auch für andere Banken ein böses Omen.

Die UBS kann für sich in Anspruch nehmen, Asiens führender Vermögensverwalter zu sein. Doch diese dominante Rolle im aufstrebenden Kontinent könnte die grössten Schweizer Bank für einmal teuer zu stehen kommen.

In Zusammenhang mit einem schief gegangenen China-Geschäft hat nämlich die Finanzinvestorin Ace Decade Holdings die UBS anfangs Woche vor dem New Yorker Obergericht wegen Betrugs verklagt. Wie das Juristen-Portal «Law 360» berichtete (Artikel bezahlpflichtig), geht es dabei um viel Geld.

Der Fall zeigt zudem, dass das Kursbeben am chinesischen Aktienmarkt durchaus dazu geeignet ist, auch Schweizer Vermögensverwaltern noch einige Kopfschmerzen zu bereiten.

Auf Anfrage von finews.ch wollte jedenfalls die UBS keine Stellung zu den Anschuldigungen nehmen.

Investition auf Kredit

Doch der Reihe nach. 2014, als das Geschäft zwischen der amerikanischen Investorin und der Schweizer Grossbank angebahnt wurde, schien alles in bester Ordnung. Laut der Klageschrift riet damals die UBS ihrer Kundin Ace Decade, über einen Fonds der chinesischen Haixia Huifu Asset Investment & Fund Management in die Aktien einer chinesischen Firma zu investieren.

Und das nicht zu knapp: Nicht weniger als 500 Millionen Dollar solle Ace Decade für das Geschäft aufwenden, riet die UBS offenbar.

Böses Erwachen

Dafür müsse Ace Decade nicht einmal viel eigenes Geld aufwerfen, versprach die Grossbank weiter. Der Investorin zufolge habe ihr die UBS nämlich gleich noch einen Kredit von 775 Millionen Dollar angeboten – gegen 40 Millionen Dollar an Zinsen und Gebühren. Der Kredit habe zudem – und das erwies sich als fatal – eine Nachschussforderung zugunsten der UBS enthalten, so die Klägerin.

Ace Decade sagte zu, und wähnte sich auf bestem Weg zu einem lukrativem Geschäft. Bis letzten Juli das böse Erwachen kam. Die Turbulenzen am chinesischen Aktienmarkt liessen den Wert des Aktieninvestments stürzen. Und dann habe die UBS unvermittelt die Nachschusspflicht geltend gemacht. «Völlig überraschend», so die Klageschrift, habe die Bank ihre Kundin aufgefordert, innert 24 Stunden eine Zahlung von 200 Millionen Dollar zu leisten.

Notverkauf aufs eigene Buch

Als die aufgeschreckten Manager von Ace Decade bei der UBS auf mehr Zeit drängten, vernahmen sie vom Institut, dass dieses bereits mit dem Verkauf von Teilen des Aktienpakets begonnen habe – wobei sich die Grossbank mutmasslich selber Aktien zu einem Abschlag von 20 Prozent zuschanzte, wie es weiter heisst.

Offenbar habe es zwischen der Aktien-Verwalterin Haixia und UBS ebenfalls ein Abkommen im Zusammenhang mit dem Deal gegeben, von dem Ace Decade aber keine Kenntnis gehabt haben will. Zudem habe die Grossbank der amerikanischen Investorin geraten, auf die Verwaltungs- und Stimmrechte bezüglich des Aktienpakets zu verzichten, so die Klägerin.

Vor dem Totalverlust

Mit dem «Notverkauf» habe die UBS weit mehr eingenommen als durch mögliche Nachschussforderungen, macht Ace Decade geltend – während sie selber 495 Millionen auf den investierten 500 Millionen abschreiben musste. Ein Totalverlust.

Den will Ace Decade nun nicht hinnehmen. Sie verklagte die Schweizer Grossbank unter anderem auf Betrug und ungerechtfertigte Bereicherung und machte geltend, dass die UBS sie über das Joint Venture mit der chinesischen Haixia im Dunkeln gelassen habe. Der Fall wird nun die New Yorker Richter beschäftigen – und sich wohl zur langen Liste der laufenden Rechtsfälle der Schweizer Grossbank hinzugesellen.

Entfernung bietet keine Sicherheit

Gleichzeitig zeigt sich, dass die Verwerfungen an den chinesischen Börsen – trotz der weiten Entfernung – auch andere international tätige Schweizer Banken heimsuchen könnten. Dies umso mehr, als etwa das Geschäft mit Lombard-Krediten auch an Asiens Reiche in den letzten Monaten einen Höhenflug erlebte und damit Börsenlage und Kreditforderungen eng miteinander verstrickt wurden.

Ace Decade könnte damit kein Einzelfall bleiben.

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