Alexandra Prigent-Labeis arbeitete sich bis ins Kader der mächtigen Investmentbank Goldman Sachs vor. Jetzt zeigt sie hochrangigen Bankern, was sie in ihrem verkopften Job vergessen haben.

Für Alexandra Prigent-Labeis schlüpfen Top-Kader der Credit Suisse (CS), Goldman Sachs und Morgan Stanley aus ihren Nadelstreifen. Wie die «Heuschrecken» von KKR oder die Anlageprofis von Pimco werfen sie sich stattdessen in Trainingskluft – und machen sich auf, den Kern ihres Körpers mit Pilates zu erkunden.

Natürlich: Das ist nicht irgendein Pilates-Kurs, für den die Banker wertvolle Stunden aus ihrem Terminkalender schinden. Das Training in London läuft unter dem verheissungsvollen Motto «Powerful Posture Technique» mit dem erklärten Ziel, die «Body Intelligence» zu verbessern.

Und natürlich ist die Trainerin nicht irgendwer.

Mindestens so wichtig wie scharfe Analyse

Prigent-Labeis war eine Dekade lange selbst Investmentbankerin und rückte bei der mächtigen amerikanischen Goldman Sachs bis ins Kader vor. Jetzt amtet sie als CEO der Firma Pilates Excellence und ist mit dem eigenen Beratungsangebot APL Leadership & Communication bei den Schwergewichten der Londoner «City» auf Kundenfang, wie das Finanz-Portal «Efinancialcareers» berichtete.

Der «Pitch» der Ex-Investmentbankerin ist der: Banking ist eine total verkopfte Angelegenheit. Was zur Folge hat, dass der Körper vergessen geht. Körpereinsatz sei aber an der Kundenfront mindestens so wichtig wie scharfe Analysen und bunte Powerpoint-Präsentationen, weiss Prigent-Labeis.

Gegenüber den Kunden in der Defensive

«Nach einem perfekt durchdachten Vortrag müssen sich Banker den unberechenbaren Fragen der Kunden stellen», berichtet die ehemalige Goldman-Sachs-Frau. «Dabei geraten sie schnell in die Defensive, auch in ihrem Auftritt.»

«Bei mir lernen Banker, solche Situationen zu kontrollieren», so die in Paris aufgewachsene Prigent-Labeis weiter. Denn es käme weniger auf die Botschaft an, sondern auf die Art und Weise, wie sie überbracht werde. «80 Prozent der Kommunikation ist non-verbal», rechnet Prigent-Labeis vor.

Superschlau sein reicht nicht

Das werde von Bankern indes gerne ignoriert. «Die denken, sie seien schlau genug, einen Mangel an physischer Präsenz zu kompensieren». Aber dann müssten sie feststellen, das es ganz oben im Business nicht ausreicht, «bloss» superschlau zu sein.

Prigent-Labeis, die als Investmentbankerin europäische Versicherungsunternehmen beriet, erfuhr das selber auf die harte Tour. Eine Autoimmun-Erkrankung zwang sie im Jahr 2012 zum Ausstieg bei Goldman Sachs. «Das war eine harte Entscheidung», sagt sie, «ich wollte immer schon Investmentbankerin sein».

Doch dann besann sich die Mutter einer Tochter auf ihre «andere» Karriere – als Jugendliche war sie professionelle Eiskunstläuferin und Ballett-Tänzerin gewesen. Also knüpfte sie dort wieder an und plante mit der im Investmentbanking erlernten Akribie ihre neue Laufbahn.

Mehr Rückgrat

Dazu trainierte Prigent-Labeis Pilates und ging selber dazu über, Profisportlern Kurse zu geben. Anschliessend kombinierte sie Kommunikations-Technik und Pilates-Übungen zu einem neuen Angebot und trug dieses in ihr altes Metier zurück.

Den Kollegen von einst lehrt sie nun, die Beine, Schultern und das Rückgrat zu nutzen, um bei Auftritten «Energie, Kraft und Inspiration» zu vermitteln. Und damit – welches Ziel gibt es sonst – auch die eigene Karriere voranzubringen.

Klar: Wer bei einer ehemaligen Investmentbankering ins Pilates geht, darf auf kein «Gspürschmi-Training» hoffen.

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