Was lange Zeit selbstverständlich war, gilt offenbar nicht mehr: Trotz steigender Kundenzahlen wird das Privatkunden-Geschäft vieler Finanzinstitute immer unprofitabler, wie eine neue Studie zum Schluss feststellt. Dazu sechs Prognosen.

Für 20 Prozent der Banken ist das Geschäft mit Privatkunden schon heute nicht mehr gewinnbringend. Zu diesem Schluss kommt neue Studie der international tätigen Unternehmensberatungsgesellschaft Horváth & Partners. Und gar 40 Prozent aller Geldhäuser werden im Jahr 2020 nicht mehr profitabel sein, wie es weiter heisst.

Die Gründe für diese Prognosen sind vielfältig. Sie hängen damit zusammen, dass die klassische Filiale an Bedeutung verliert, dafür aber der margenschwächere digitale Austausch immer zentraler wird, und für den es in vielen Fällen gar keine Berater mehr braucht, wie Marcus Niebudek, Senior Manager bei Horváth & Partners, erklärt.

Kommt hinzu, dass viele Banken noch keine ganzheitliche Digitalisierungs-Strategie formuliert haben, oder diese erst in den Kinderschuhen steckt. Horváth & Partners sieht vor diesem Hintergrund mindestens sechs Trends, mit denen die Banken in den nächsten Jahren zwangsläufig konfrontiert sein werden.

1. Filialschliessungen im grossen Stil

Für ein Fünftel der befragten Branchenexperten ist das Privatkundengeschäft schon heute nicht mehr profitabel; gar 40 Prozent glauben, dass dies bis zum Jahr 2020 der Fall sein wird. Steigende Kundenzahlen allein können diese Entwicklung nicht kompensieren. Über zwei Drittel der Banken planen daher, weitere Filialen zu schliessen.

2. Markanter Personalabbau

Auf Grund der geplanten Filialschliessungen ist auch weniger Personal nötig. Konkret: Mehr als 70 Prozent der Befragten wollen ihren Mitarbeiterbestand um bis zu 20 Prozent reduzieren.

3. Preise und Gebühren werden steigen

Aber nicht nur die Kosten sollen optimiert werden. Um langfristig profitabel arbeiten zu können, werden viele Banken ihre Preis- und Gebührenmodelle «anpassen», wie es in der Studie weiter heisst. Rund zwei Drittel der befragten Institute planen derzeit, ihre Preise und Gebühren zu erhöhen.

4. Digitalisierung macht Kundenberater überflüssig

Nahezu alle Befragten erwarten, dass die Digitalisierung manchen Banker aus Fleisch und Blut überflüssig machen wird, etwa indem Empfehlungen automatisiert gegeben werden und digitale Alternativen zur persönlichen Beratung Einzug halten. Ein digitales, automatisiertes Beratungsangebot ist deutlich kostengünstiger und gerade für junge, internetaffine Zielgruppen eine natürliche Entwicklung.

5. Kundenberatung auf Distanz kommt

Kunde und Bankberater sitzen sich immer seltener physisch gegenüber. Stattdessen nehmen Onlinechats, Video- und Telefonberatung stetig zu. Über 80 Prozent der Bankexperten gehen davon aus, dass diese Formen der «Kundenberatung auf Distanz» in den kommenden Jahren noch stärker zunehmen werden.

6. Fintech-Firmen erhalten neue Bedeutung

Nachdem die Banken Fintech-Firmen lange Zeit als Bedrohung betrachtet haben, ändert sich nun offenbar diese Wahrnehmung: Mehr als 80 Prozent der Umfrageteilnehmer wollen künftig enger mit diesen kooperieren. Das ist auch naheliegend, denn: Fintechs haben meist keine Banklizenz und sind daher auf Kooperationen mit Banken und deren Zugang zu Kunden angewiesen. Banken wiederum können so ihr Leistungsangebot kostengünstig und flexibel erweitern und zusätzliche Ertragspotenziale erschliessen.

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