Grossbanken wie die UBS oder die Credit Suisse hätten ihre Kernprozesse noch nicht konsequent auf Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtet, sagt die Unternehmerin und Finanzexpertin Antoinette Hunziker-Ebneter.

Frau Hunziker, Sie sind seit rund eineinhalb Jahren Verwaltungsratspräsidentin der Berner Kantonalbank (BEKB) und haben kürzlich Ihren Lohn um ein Drittel auf 500'000 Franken gekürzt. Weshalb?

Um ein Zeichen zu setzen. Die Bankenwelt befindet sich in einer schwierigen Ära mit sinkenden Margen und Negativzinsen. Deshalb ist es wichtig, dass die obersten Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen.

Wie haben Ihre Kollegen bei der BEKB auf Ihre markante Lohnsenkung reagiert?

Viele haben zuerst nichts gesagt, was auch eine Aussage ist. Im Gremium diskutieren wir seither die Ausgestaltung des Lohnsystems viel intensiver, was gut und gesund ist. Die BEKB gehörte aber nie zu den Instituten mit Toplöhnen. Bereits vor meiner Zeit wurde die Vorgabe 1:20 eingeführt, sprich der Lohn des Bestverdienenden darf den Lohn des am wenigsten Verdienenden maximal um das Zwanzigfache übertreffen. Derzeit liegt diese Quote bei 1:16.

Und 500'000 ist eine angemessene Lohnsumme für Sie? Wie kamen Sie auf diese Zahl?

Dahinter steckt keine grosse Rechnerei. Wie gesagt, mit meiner Lohnkürzung wollte ich klarmachen, dass es bei den Löhnen auch retour gehen kann. Ich arbeite seit 30 Jahren im Banking und nach wie vor herrscht die Meinung vor, dass die Lohntüte jedes Jahr etwas dicker wird. Aber das Umfeld gibt es «bi goscht» nicht her.

«Zu viel Lohn gibt Strafpunkte»

Gibt es einen Massstab für die Bemessung einer fairen Entlöhnung eines CEOs oder eines Verwaltungsrats?

Wir diskutieren das ausführlich bei Forma Futura. Denn die Ausgestaltung des Lohnsystems einer Firma ist ein Kriterium von vielen für unsere Nachhaltigkeitsbewertung. Es geht nicht primär um eine fixe Zahl, sondern darum, ob die Gesamtentlöhnung einer Führungskraft massvoll ist oder nicht. Firmen, die ihren Führungskräften beispielsweise 14 oder mehr Millionen Franken Lohn zusprechen, bestrafen wir in unserem Nachhaltigkeits-Ranking mit einem Punkteabzug.

Mir hat der ehemalige CEO des dänischen Pharma-Unternehmens Novo Nordisk einmal gesagt, dass seine Zeit nicht so viel mehr Wert sein könne, als die Zeit eines jeden anderen. Das ist eine gute Leitplanke, an der man sich orientieren sollte.

UBS-CEO Sergio Ermotti verdiente letztes Jahr über 14 Millionen Franken. Der Konzernchef der Credit Suisse, Tidjane Thiam, bezog alles in allem sogar rund 19 Millionen Franken. Diese Firmen fallen somit durch Ihr Raster.

Ja, aber das ist nicht der Hauptgrund. Vielmehr haben die beiden Schweizer Grossbanken ihre Kernprozesse noch nicht konsequent auf Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtet. Sie müssten beispielsweise bei der Kreditvergabe neben ökonomischen auch ökologische und soziale Kriterien anwenden. Und in der Vermögensverwaltung nicht nur Spezialabteilungen führen wie Impact Investing oder Venture Philanthropy, sondern auch darauf hinarbeiten, dass zum Beispiel alle Vermögensverwaltungsmandate ausschliesslich nachhaltige Anlagen beinhalten.

Nachhaltigkeitsziele sollten unter anderem auch mit dem Bonussystem verknüpft werden. Das treibt Innovationen an.

«Wir bezahlen ein marktgerechtes Fixum und dazu gibt es ein Weihnachtsgeld»

Bezahlen Sie sich und ihren Mitarbeitern einen Bonus am Ende des Jahres?

Mitarbeiter, die auf einen Bonus pochen, sind bei uns an der falschen Adresse. Wir bezahlen ein marktgerechtes Fixum und dazu gibt es ein Weihnachtsgeld.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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