Die hierzulande von Manuel Ebner angeführte Bank of America Merrill Lynch bringt das erste digitale Portemonnaie für Finanzchefs in die Schweiz, wie Recherchen von finews.ch ergaben.

Dass im August 2015 eine neue Schweizer Bank an den Start ging, hat ausserhalb interessierter Kreise kaum jemand bemerkt. Wie indessen finews.ch exklusiv berichtete, erhielt damals das Corporate Banking der Bank of America Merrill Lynch eine Lizenz der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma).

Länderchef (Country Chairman) des Instituts ist Manuel Ebner (Bild oben), der Neffe des berühmtesten Schweizer Financiers und BZ-Bank-Gründers Martin Ebner. Das Unternehmen betätigt sich sozusagen in Nischen, die im Vergleich zu anderen Banking-Disziplinen eher langweilig erscheinen: Transaktionsbanking, Cashmanagement und Zahlungsverkehr-Lösungen für Unternehmen. Im Angebot sind auch Kreditkarten, über welche die Firmen ihre Spesen genauer kontrolliert können. So weit, so unglamourös.

Lieferanten per Smartphone bezahlen

Nun aber bietet das Institut eine Fintech-Lösung an, die für einiges Aufsehen sorgen dürfte, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Das Corporate Banking von Bank of America Merrill Lynch führt als erstes Geldinstitut in der Schweiz eine Mobileapp für Finanz- und Treasuryteams ein.

Mit der Applikation «CashPro Mobile» können Finanzchefs (Chief Financial Offiers, CFOs) ihre Cashpositionen in «realtime» bewirtschaften und Lieferanten bezahlen. Dabei ermöglicht es die App, solche Operationen mit dem Smartphone vorzunehmen; mit anderen Worten: Es handelt sich dabei um eine Art Applepay oder Twint für CFOs.

Credit Suisse und UBS auf Aufholjagd

Wie sich zeigt, ist der Vorsprung der Auslandsbank, deren amerikanisches Mutterhaus jedes Jahr rund drei Milliarden Dollar in die Digitalisierung steckt, nur dünn. Anke Bridge, die Digitalchefin der Credit Suisse Schweiz, hat kürzlich ein «Corporate Portal» angekündet, das die zweitgrösste Schweizer Bank derzeit mit Kunden testet. Es soll Firmen digitales Cashmanagement und Finanzierungslösungen anbieten. Lancierungstermin sei im Mai oder Juni, sagte Bridge.

Auch bei der Schweizer Erzrivalin UBS ist bezüglich Transaktionsbanking einiges in Gange, wie ein Sprecher auf Anfrage von finews.ch bestätigte. Grösseren Firmenkunden bietet die Bank mit «UBS KeyPort» ein Kontrollsystem für Zahlungsströme. Auf dieses greifen die Unternehmen selber zu und erhalten ortsunabhängig Zugang zu den wesentlichen Informationen, so die UBS.

KMU-Kunden wiederum können sich seit Ende 2015 mit der Buchhaltungssoftware Bexio direkt mit dem UBS E-Banking abgleichen. Wie im Umfeld der Grossbank zu vernehmen ist, sind hier zusätzliche Neuerungen geplant, die das Liquidiätsmanagement für kleinere Firmen einfacher gestalten sollen.

Einträglicher als Handel und Fusionen

Im hiesigen Transaktionsbanking machen nicht die UBS, Credit Suisse sowie Ebeners Bank vorwärts, sondern auch die auf KMU spezialisierte Commerzbank Schweiz. Der Aktionismus erstaunt, kommt jedoch nicht von ungefähr.

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