John Cryan hat als CEO der Deutschen Bank derzeit wohl einen der schwierigsten Jobs in der Branche. Dafür gibt sich der vormalige UBS-Finanzchef in einem Interview aber erstaunlich entspannt und offen.

«Wie gefährlich ist die Deutsche Bank?» Dieser Frage ist der Hessische Rundfunk in einer Reportage nachgegangen. Diese Frage stellten die Journalisten auch CEO John Cryan. Seine Antwort darauf ist so schlicht und offen, wie das gesamte Interview. Hier sind Cryans wichtigste Aussagen:

1. Zur Schlagzeile, die Deutsche Bank sei die gefährlichste Bank der Welt

Diese Schlagzeile geht auf eine Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) zurück. Jemand habe «risk and connectedness» mit «gefährlich» übersetzt – «freundlicherweise», fügt Cryan an.

«Ich habe nicht das Gefühl, dass wir gefährlich sind.» Die Deutsche Bank achte nun aber sehr stark darauf, welche Risiken sie eingehe, um ihre Rolle in der Gesellschaft zu erfüllen. «Und ich denke, wir machen das gut.»

2. Wie er zum Banker wurde

«Ich bin da einfach irgendwie gelandet.» Es sei keine aktive Entscheidung gewesen. «Banking war kein Lebenstraum von mir.»

3. Was er daran mag, Banker zu sein

Banking locke viele der brillantesten Köpfe der westlichen Welt an, so der Deutsche-CEO. Er möge es, mit den Menschen zu arbeiten und Kunden zu treffen. Diese brächten die Vielfalt. «Ich hatte nie einen langweiligen Moment.»

4. Sein Krisengespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel

Es sei sachlich und ehrlich gewesen. «Ich habe keine Schwierigkeiten zurückgehalten», sagte der Brite. «Aber ich habe auch gesagt, welche Chancen wir haben, um die Bank dorthin zu bringen, wo sie einst war. In das Herz von Deutschland.»

5. Zur scheinbar endlosen Reihe von Skandalen und Fehlverhalten in der Deutschen Bank

Für ihn sei dies alles «eine grosse Enttäuschung» – vor allem wenn Kollegen so handelten.

6. Zum den Salären und Boni im Banking

Für Cryan, der bei der Deutschen Bank bislang auf einen Bonus verzichtet hat,  sind Anpassungen in den Vergütungssystemen der Banken ein Weg, das verlorene Kundenvertrauen zurückzugewinnen. «Ich denke, Vergütung wenn sie nicht angemessen eingesetzt wird, kann Motive hervorrufen, die gegen das Interesse der Gesellschaft arbeiten», so Cryan.

Dennoch glaube er an die Märkte, und es gebe einen Markt für Talente, die im Bankensektor angestellt seien. «Diesen Markt zu ignorieren, ist dämlich. Wie auch immer.» Boni könnten ein wichtiges Element sein, um Menschen an eine Bank zu binden, sie zu halten und sie bis zu einem gewissen Grad zu motivieren, so Cryan weiter. Doch könne dies nicht die einzige Motivation sein.

«Wir müssen eine Vision für die Bank aufbauen. Wir müssen eine Kultur für die Bank schaffen, in der die Menschen gerne zur Arbeit kommen».

7. Sein Verhältnis zur Öffentlichkeit

In der Öffentlichkeit zu stehen, sei Teil seiner Aufgabe. Er mache das aber nicht immer gern. «Ich selber bin lieber etwas privater», so der 57-Jährige.

8. Sein Verhältnis zu Luxus

Er könnte zwar ein sehr teures Leben führen, so Cryan. Aber er sei so zufrieden. Er gebe nicht so viel auf Geld und seine Hobbys seien nicht wirklich teuer. «Ich gehe gern segeln. Aber auf kleinen Booten, nicht auf grossen», sagt er, der einst bekannt dafür war, nur Occasionautos zu kaufen.

9. Wie die Deutsche Bank in fünf Jahren aussieht

Auch hier bleibt Cryan seinem Ruf als Leisetreter treu. «Ich sehe kaum eine Veränderung zu dem, was die Bank heute macht», sagt er. Die Basis der Deutschen Bank bleibe in Deutschland, wo sie 20 Millionen Kunden habe. Und das Rückgrat der Deutschen Bank sei ihre Internationalität, da es ihre Funktion sei, die Deutschen zu unterstützen, wenn sie ins Ausland expandieren wollen. «Wir müssen also in den wichtigsten Finanzzentren tätig sein. Auch in Schwellenländern. Vor allem in China.»

 

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