Jahrelang ging die Zahl der Stellen in der Schweizer Bankbranche zurück – und fiel sogar unter die Marke von 100'000. Nun kündigen neuste Zahlen eine Trendwende an. Oder ist das bloss ein Strohfeuer?

Ende 2017 beschäftigten die Schweizer Banken noch 93'555 Angestellte, wie auch finews.ch Ende Juni 2018 meldete. Dies entspricht einem dramatischen Rückgang von 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig fiel damit der Mitarbeiterbestand der Banken erstmals seit der statistischen Erfassung dieser Grösse unter die Marke von 100'000. 

Während der dramatische Rückgang vor allem wegen einer anderen Klassifizierung angefallen ist, gibt es weitere vielfältige Ursachen für den Jobschwund. Sicherlich hat das Bankensterben in der Schweiz im Verlauf der vergangenen zehn Jahre zu einem massiven Stellenschwund geführt. Gleichzeitig bauten die beiden wichtigsten Arbeitgeberinnen, die zwei Grossbanken UBS und Credit Suisse, beträchtliche Jobs ab, und last but not least forderte die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung ihren Tribut auf dem Stellenmarkt.

Erstmals seit 2011

Nun, also in diesem Jahr, scheinen sich die Positivmeldungen im Arbeitsmarkt der Banken offenbar zu mehren – und dies erstmals seit sieben Jahren, wie der Verband Arbeitgeber Banken gegenüber finews.ch erklärte. Denn gemäss dem aktuellen Beschäftigungsindikator der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich planen die Banken in den nächsten drei Monaten vermehrt zusätzliche Stellen zu schaffen.

Der KOF-Indikator zeigt zum ersten Mal seit 2011 wieder eine deutlich positive Erwartung in Bezug auf das Stellenwachstum in der Bankbranche, wie der Arbeitgeber-Verband der Banken schreibt. Konkret: Gegenwärtig ist per Saldo eine Mehrheit der Banken der Ansicht, ihr Beschäftigungsbestand sei zu klein. Die Umfragen weisen darauf hin, dass die Institute dies innerhalb der nächsten Monate ändern wollen», sagte David Frey vom Verband Arbeitgeber Banken (vgl. Grafik).

Beschäftigungsindikdator Banken im ersten Halbjahr 2018

KOF 509

(Quelle: Konjunkturforschungstelle KOF der ETH Zürich)

Wie weiter zu erfahren war, könnte die Trendumkehr einerseits damit zusammenhängen, dass Stellen im Bereich IT sowie in rückwärtigen Bereichen (Shared Services) wieder verstärkt in die Schweiz geholt werden, nachdem sie in den Jahren zuvor in Billiglohn-Länder ausgelagert worden waren. Offenbar hat sich das nicht ausbezahlt.

Kundenberater wieder gefragt

Andererseits scheint erstmals seit langem auch die Nachfrage nach Kundenberatern wieder zu steigen. Dies vor dem Hintergrund, dass das klassische Geschäftsmodell im Private Banking, das vor allem auf der Steuerarbitrage mit ausländischen Kunden beruhte, grossmehrheitlich ausgedient hat. Heute ist ein neuer Schlag von Relationship Manager gefragt. Leute, die ganzheitlich, digital und leistungsorientiert ausgerichtet sind.

Diese Beobachtung kommt auch in einer kürzlichen Umfrage zum Ausdruck, die finews.ch zusammen mit der Schweizer Kommunikationsagentur Communicators und dem Swiss Finance Institute (SFI) durchgeführt hatte. Darin heisst es: Die Berufstätigen sehen gegenüber den Vorjahren auch wieder deutlich mehr Karrierechancen im klassischen Private Banking.

Bewährungsprobe für das Swiss Banking

«Jetzt liegt der Fokus richtigerweise wieder auf dem eigentlichen Kerngeschäft, das sich an neuen Kundenbedürfnissen orientiert und damit auch interessante berufliche Chancen eröffnet», erklärte unlängst auch SFI-Managing-Director François Degeorge in einem Interview mit finews.ch.

Im zweiten Halbjahr 2018 wird sich nun weisen müssen, ob die Banken ihre Versprechen auch wahr machen und wieder mehr Leute engagieren. Diese Entwicklung dürfte auch ein sehr guter Indikator sein, ob das Swiss Banking mit verändertem Geschäftsmodell zukunftsfähig ist. 

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