Julius Bär expandiert in Grossbritannien, dem Brexit zum Trotz. Wie die Bank in England in die Gewinnzone kommen will, erklärt der dortige Chef David Durlacher im Interview mit finews.ch.


Von finews.asia-Autorin Shruti Advani


David Durlacher, der CEO von Julius Bär International «ist wirklich nett», sagt mir ein Bekannter auf meine Frage hin. Ich habe meine Zweifel, was nette Menschen angeht, die in schwierigen Zeiten an der Spitze von Banken stehen. 

Dem entsprechend hält sich meine Vorfreude auf dem Weg zu den Büros von Julius Bär in der Londonder City in noch engeren Grenzen als üblich. Zu meiner Überraschung stellt sich heraus, das Durlacher ein geborener Anführer ist. 

Nur wenige Kunden sprechen über Brexit

«Zweifellos werden nicht alle Bereiche der Wirtschaft von einem harten Brexit profitieren», sagt er im Interview mit finews.ch. «Aber Brexit ist kein globales Phänomen und global sehen wir ein ganz anderes Bild. Nur ganz wenige Kunden sprechen immer noch über den Brexit.»

Das ist Balsam auf die Seele all derjenigen, die von den täglichen Schlagzeilen über den kommenden Untergang langsam genug haben. «Grossbritannien hat sich verändert», gibt Durlacher zu. «Aber im weltweiten Vergleich spielt das Land immer noch in der obersten Liga.»

Durlacher, der selbst von einer alten britischen Bankiersfamilie abstammt, spricht nicht gern über Dollarziele. Doch den Break-even für die meisten Privatbanken sieht man in der Industrie bei etwa 20 Milliarden Dollar. In den Medien wurde schon breit diskutiert, dass er dieses Ziel  2020 erreichen will. 

Bär setzt auf den Norden

Dafür muss Julius Bär in Grossbritannien noch einen Sprung von 43 Prozent schaffen. Das will Durlacher über zwei Schienen schaffen: Er will mehr Vermögensverwaltugsmandate an den Mann bringen und er setzt auf den Norden des Königreichs, wo sich im Vergleich zum Süden und zu London weniger Banken die Kunden streitig machen.

«Wir sehen eine Verschiebung in der Vermögensbildung. Das industrielle Kernland im Norden des Landes boomt dank der Pfundschwäche.» Unter seiner Führung hat die Bank Manchester, Leeds, Glasgow und Belfast zur Priorität erklärt. Die Kunden dort unterscheiden sich auch von denen in London, weil sie den grössten Teil ihrer Vermögen bei der Bank in Mandaten anlegen.

Da ist es nur natürlich, dass die Bank diese Plattform stärken will. «Im Durchschnitt sind 40 Prozent der Assets in diskretionären Mandaten», schätzt er. «Regionale Kunden haben im Gegensatz dazu die Mehrheit der Gelder in diskretionären Anlagen. Sie investieren nur einen kleinen Teil in kurzfristige, taktische Investitionen.» 

Konkurrenz investiert nur zurückhaltend

Durlacher diagnostiziert bei der Konkurrenz eine gewisse Zurückhaltung bei den Investitionen in ihre Beratungsplattformen. «Wir unterscheiden uns darin stark von unseren Konkurrenten, dass wir sehr viel Geld in unsere Beratungs-Tools investiert haben», behauptet er. «Diese Investitionen stellen die Geschwindigkeit und Qualität unserer Beratungsleistung sicher. Zudem sind damit die regulatorischen Anforderungen erfüllt, Berichte und Protokolle werden automatisch erstellt.»

Doch interessiert die Kunden nicht eher die Performance als die Plattform? «Die Rendite unserer Mandate gehört zu den Besten im Markt», deklariert Durlacher. «Und das ohne dabei unnötige Risiken einzugehen.» 

Keine überdurchschnittlichen Löhne

Das wichtigste Verkaufsargument sei allerdings die Kultur von Julius Bär und die Swissness: «Wir kümmern uns gut um unser Geschäft, wir gehen keine unnötigen Risiken ein, wir achten auf Details», sagt der Banker. «Die Erfahrung des Kunden ist für uns wichtig, diejenige der Angestellten ebenso und das hebt uns in Grossbritannien von der Konkurrenz ab.»

Könnte die Mitarbeiterzufriedenheit mit den Spitzensalären zusammenhängen, die Julius Bär angeblich zahlt? «Wir zahlen nicht mehr als der Markt», stellt Durlacher klar. «Wenn wir Mitarbeiter nur über den hohen Lohn anziehen wollten, würden wir sie auch schnell wieder verlieren.»

In jüngster Vergangenheit hat Durlacher viele Banker von Barclays Wealth und der Royal Bank of Scotland abgeworben. Es ist nur fair anzunehmen, dass diese ihren früheren Arbeitgebern nicht wegen dem Geld, sondern wegen der unklaren Haltung dieser Institute gegenüber dem Private Banking den Rücken gekehrt haben. 

Das Ende der protzigen Büros

Doch auch wenn Julius Bär keine überdurchschnittlichen Saläre bietet, dürfte sich die Bank noch in der Aufbauphase befinden. Zu Deutsch: Die Investitionen im britischen Markt müssen sich noch auszahlen. 

«Ja, wir sind noch in der Investitionsphase», sagt Durlacher. Wir investieren in neue Büros, in unser Backoffice, wir rekrutieren. Wir investieren so, wie ein Unternehmer, der sein Geschäft vergrössern will.»

Hat Julius Bär damit das Ende der schicken Büros und dicken Spesenkonten eingeläutet? Laut Durlacher ist das der Fall: «Unsere Kunden erwarten von uns einen umsichtigen Umgang mit Geld. Sie sehen lieber Investitionen in Leute als in protzige Büros. 

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