Finanzzentren wie Frankfurt und Paris wollen vom erwarteten Banker-Exodus in London profitieren. Stattdessen sehen sich die Standortförderer nun mit einer Immobilienblase konfrontiert, so eine neue Studie der UBS.

«Mein Name ist Furt. Frank Furt»: über den Werbespot, mit dem sich das deutsche Finanzzentrum Londoner Bankern als neue Heimat empfehlen wollte, lachte die ganze Branche. Doch gewisse Folgen der Kampagne, mit der europäische Städte vom erwarteten Brexit-Exodus in der Londoner «City» profitieren wollen, erweisen sich mittlerweile als deutlich weniger lustig.

Wie nämlich die Experten der Schweizer Grossbank UBS am Montag in der diesjährigen Ausgabe des Global Real Estate Bubble Index feststellen, haben sich bei vielen der mutmasslichen Brexit-Profiteure Ungleichgewichte im örtlichen Immobilienmarkt aufgebaut. Frankfurt, aber auch Paris finden sich neu in der «Blasenzone» wieder; ebenfalls mit Rückschlägen zu rechnen ist dem Index zufolge in Amsterdam.

London kühlt sich deutlich ab

Dies, während sich der Londoner Liegenschaftsmarkt deutlich abgekühlt und erstmals seit vier Jahren das Blasenterritorium verlassen hat, wie die Studie fürs Jahr 2019 feststellte.

Es zeigt sich: Während in Grossbritannien noch über die Modalitäten des EU-Austritts gestritten wird, haben Immobilien-Investoren den Brexit scheinbar schon vorweggenommen. Die Hoffnung auf eine grossflächige Verlagerung von Finanz-Arbeitsplätzen von der Themse weg hat an der Seine und am Main die Preise klettern lassen. Wie die UBS auf Anfrage erläuterte, ist der erwartete Brexit-Exodus dort mit zum Treiber einer Hausse geworden, die vorab von den Negativzinsen und der Abwanderung in urbane Zentren befeuert wird.

Fantasien weckte diesbezüglich nicht zuletzt die UBS, die in London rund 5'000 Personen beschäftigt. Das Institut, das in Frankfurt seine europäische Aktivitäten in der UBS Europe gebündelt hat, wollte Berichten zufolge zwischen 250 und 1'500 Banker von der City dorthin verlegen. Spruchreif ist allerdings noch nichts.

Brüchige Hausse

Tatsächlich sind die Arbeitsmärkte etwa in Deutschland und Frankreich im Vergleich zu Grossbritannien sehr stark reguliert, weshalb sich internationale Grossbanken grossflächige Verlagerung sehr genau überlegen dürften. Kommt hinzu, dass London auch mit dem Brexit seinen Status als führender Finanzplatz Europas nicht von heute auf morgen verlieren wird. Entsprechend dürfen sich die Institute dort nicht vorschnell abmelden.

Das lässt erahnen, wie brüchig die Preishausse in Frankfurt, Paris und Amsterdam sein könnte, wenn sich die erhoffte Zuwanderung gutverdienender Banker nicht einstellt – und falls die Konjunktur dreht. Sollte die EU in eine Rezession schlittern, würde das Tiefzinsumfeld wohl nicht mehr genügen, um eine Preiskorrektur in den überhitzten Zentren zu verhindern. «Zunehmende ökonomische Unsicherheit wiegt den positiven Effekt fallender Zinssätze auf die Nachfrage nach Immobilien mehr als auf», warnt dazu die UBS.

Mit Blick auf den erhofften Brexit-Effekt hätten die Standortförderer auf dem Kontinent dann tatsächlich auf Sand gebaut.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.43%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.79%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.1%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.06%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.62%
pixel