Der Credit-Suisse-Banker Peter Goerke hat offenbar nichts von seiner Bespitzelung gewusst. Auf die Beschattung reagiert der Hobby-Rennfahrer jedoch ganz anders als vor ihm Iqbal Khan.

Am 22. Februar 2019 war Peter Goerke noch ahnungslos. Der damalige Personalchef der Credit Suisse (CS) war ins englische Birmingham gereist, um bei einer Spezialfirma dort den Umbau seines Porsche abzunehmen. Am (heutigen) 23. Dezember bestätigte die Grossbank nun, dass das frühere Geschäftsleitungs-Mitglied während dieser Zeit beschattet worden war – und das über mehrere Tage.

Wie Kenner der Vorgänge berichten, scheint Goerke die Enthüllungen nach dem ersten Schreck mittlerweile gelassen zu nehmen. Er plane offenbar nicht, der CS nach der erwiesenen Bespitzelung den Rücken zu kehren, heisst es. Goerke selber äussert sich nicht zu den Vorgängen.

Neuen Job ausgehandelt

Wie der Schweizer «Tages Anzeiger» (Artikel bezahlpflichtig) kürzlich berichtet hat, vernahm der Ex-Personalchef nur Tage vor der Beschattungsaktion von Bankchef Tidjane Thiam, der CS-Verwaltungsrat habe entschlossen, dass Goerke die Geschäftsleitung verlassen müsse. Der langjährige Weggefährte von Thiam vermochte mit dem CEO aber einen neuen Job bei der Bank auszuhandeln.

Tatsächlich kümmert sich Rekrutierungsprofi Goerke seit einem Revirement von Ende Februar um die Talentsuche in Asien. Von der Position her kommt dies zwar einer Degradierung gleich. Es bieten sich aber etwa bei der Lohngestaltung mehr Freiheiten als bei den der Vergütungsverordnung unterstellten Managersalären.

Zudem kann der 57-Jährige, der dem Vernehmen sowieso kürzer treten wollte, mit einer bei der Bank möglichen Frühpensionierung mit 58 rechnen.

Treu trotz allem

Degradierung, Bespitzelung: Der sichere Posten bei der CS scheint diese schwer verdaulichen Vorgänge für Goerke aufzuwiegen. Dies konträr zum ebenfalls beschattete Ex-CS-Manager Iqbal Khan, der im letzten September die Polizei einschaltete. Dies allerdings, nachdem Khan die Beschatter selber enttarnt und sich bedroht gefühlt hatte.

Die von der Kanzlei Homburger geführte Untersuchung zum Fall Goerke ist nun zum Schluss gekommen, dass wie bei Khan der einstige Operativchef Pierre-Olivier Bouée den Auftrag zur Beschattung gegeben hatte, und dies auch diesmal ohne Wissen der Konzernspitze. Bouée wie Goerke zählten zuvor zu den engsten Vertrauten Thiams, der sie extra zur CS an seine Seite holen liess.

Freien Tag eingegeben

Für den Trip nach Birmingham hatte Goerke dem Vernehmen nach einen freien Tag eingegeben. Dazu musste er sich an seinen direkten Vorgesetzten wenden – in diesem Fall wohl Chef Thiam. Es ist unklar, wer über die Reise bei der Bank alles im Bilde war; die Antwort auf eine Anfrage bei der CS steht noch aus.

Deutlicher ist hingegen, sich Rennsport-Aficionado Goerke vom «Spygate» nicht aus der Karriere-Bahn bei der CS werfen lässt.

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