Die UBS zahlt ihrem Chef und dem Präsidenten mehr Lohn als jede andere Bank in Europa. Als Investorin haut die Grossbank bei anderen Firmen in Sachen Salär auf den Tisch.

Das Team von Michael Baldinger, dem Chef für «Nachhaltige Finanz» im Fondsgeschäft der UBS, liess sich letztes Jahr von Corona nicht aufhalten. Es nahm die Aktionärsrechte an nicht weniger als 11'000 Treffen in 60 Ländern wahr, und sprach in 429 Fällen gar bei der Führung von Unternehmen vor, um eigene Vorschläge zu unterbreiten. Das geht aus dem Stewardship Report fürs Jahr 2020 hervor, welchen die grösste Schweizer Bank am Mittwoch publizierte.

Den meisten «Besuch» erhielten dabei Firmen aus dem Finanzsektor, also die Kollegen der Konkurrenz, gefolgt von der Industrie und der Konsumgüter-Branche. Dem Report zufolge wurde das UBS Asset Management letztes Jahr auch bei der Grossbank Credit Suisse und der Privatbank Julius Bär vorstellig.

Zur Strafe: Abwahl des Präsidenten

Wie sich weiter zeigt, schreckten die UBS-«Stewards» nicht davor zurück, sich quer zu den Wünschen der Firmenspitzen zu legen. In zwei Dritteln aller Generalversammlungen stellten sich die Abgesandten der Bank in mindestens einer Resolution gegen das Management.

Noch mehr: Zeigt ein «Engagement», also eine persönliche Visite bei der Firmenführung, nicht das gewünschte Ergebnis, führt die UBS seit letztem Jahr eine neue Waffe ins Feld – sie stimmt gegen die Wiederwahl des Präsidenten.

Zu den diversen Aspekten, bei denen die Vertreter der Fondssparte im Jahr 2020 den Mahnfinger erhoben, zählen Themen-spezifischen Engagements mit Fokus auf den Klimawandel, Gender und Wirkungsmessung, ausserdem ökologische und soziale Belange, die Geschäftsmodelle und die Kapitalverwaltung. Am meisten zu reden gab aber die gute Unternehmsführung (50 Prozent der Vorschläge) und dabei im Fokus: die Löhne.

Da war noch was...

An den Meetings mit dem Management waren diese nach der Corporate Governance gar das meistdiskutierte Thema. In 25 Prozent aller Resolutionen gegen die Firmenführung ging es um die Vergütungen.

Sinnigerweise kann die UBS-Spitze dazu selber ein Lied singen. In schöner Regelmässigkeit sorgen die Vergütungen ans Management und den Verwaltungsrat für Misstöne vor und während den Generalversammlungen der Bank.

An der Aktionärsversammlung vom April letzten Jahres wurde der UBS-Vergütungsbericht mit 84,63 Prozent der Stimmen angenommen. Dies, nachdem der Bonus des damaligen CEO Sergio Ermotti gegenüber 2019 gekürzt worden war. Allerdings blieben er und Bankpräsident Axel Weber damit die Spitzenverdiener im europäischen Banking.

Widerstand formiert sich gegen Hamers-Lohn

In seinem letzten Jahr als Bankchef verdiente Ermotti dann noch 13,3 Millionen Franken; sein Nachfolger Ralph Hamers würde aufs Jahr 2021 hochgerechnet nun etwa gleich viel verdienen. Entsprechend hat sich die Schweizer Aktionärsrechts-Vertreterin Ethos Stiftung bereits gegen den Vergütungsbericht der UBS gestellt. Die Generalversammlung hält die Grossbank am 8. April ab.

Die Ethos-Vertreter dürften dabei ganz auf der Linie von Nachhaltigkeitschef Baldinger sein, wenn dieser im jüngsten Report feststellt: «Investoren haben eine starke Stimme. Stewardship ist ein wichtiges Mittel, um unsere Ansichten zu kommunizieren und positive Ergebnisse für unsere Kunden zu erzielen.»

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