«Wir wollen nicht reaktionär erscheinen, aber in der Revision dieser Ausbildung sind unsere Anliegen nicht aufgenommen worden», sagt Daniel Hunziker, Präsident des Zürcher Bankenverbandes im Interview mit finews.tv zur geplanten Revision der KV-Lehre.

Ungewohnt heftig hat der Zürcher Bankenverband (ZBV) diese Woche auf die Verordnung zur Revision der Kaufmännischen Lehre (KV) reagiert. Der Branchenverband kritisiert die mangelnde Transparenz bei der Revision dieser Lehre und macht sich vor allem Sorgen um den schulischen Teil der Ausbildung.

«Unsere Anliegen wurden nicht aufgenommen», stellt ZBV-Präsident Daniel Hunziker im Interview mit finews.tv fest und sieht die bewährte KV-Lehre durch die angekündigten Veränderungen in Gefahr.

«Wir wollen hier nicht reaktionär erscheinen», so Hunziker weiter. Natürlich müsse «das KV» mit der Zeit gehen, «aber wir beobachten hier einen kompletten Paradigmenwechsel, weg von der Fachorientierung und hin zu einer Handlungskompetenz-Orientierung», was beispielsweise bedeute, dass Fächer wie Deutsch, Wirtschaft und Recht nur integriert in Handlungskompetenzen unterrichtet und geprüft würden. «Das macht es den Arbeitgebern schwer, die Verbindung zwischen Schule und Lehrbetrieb herzustellen», sagt Hunziker.

Wichtigstes Anliegen für den ZBV in dieser Thematik ist der Anschluss an die Berufsmaturität. Wie Hunziker feststellt, ist in der Verordnung nicht festgehalten, wie der Anschluss an die Berufsmaturität gewährleistet werden soll. «Das ist für uns ein eminent wichtiges Thema», so Hunziker, «da rund 70 Prozent KV-Lernenden in den Banken die eine oder andere Berufsmaturität (BM1 oder BM2) absolvieren.»

Grosse Zweifel

Weitere wichtige Punkte für den Branchenverband sind das Thema Fachkompetenz, also dass das wirtschaftliche Grundwissen genügend verankert bleibt, und dass auch eine zweite Fremdsprache in der Ausbildung bestehen bleibt. «Ein grundsätzliches Thema ist auch, dass wir weiterhin eine Promotionsordnung haben mit Prüfungen in den jeweiligen Fächern», betont Hunziker.

Bis jetzt sei erst eine einzige Lehre in der Schweiz nach den neuen Kriterien in Kraft, und bei der man nun schaue, wie gut sie funktioniere, stellt der ZBV-Präsident fest und folgert daraus: «Ob man das nun wirklich als Nächstes mit der grössten KV-Lehre ausprobieren will, mag ich persönlich zu bezweifeln», sagt Hunziker. Vor diesem Hintergrund plädiert der Branchenverband, die revidierte KV-Lehre erst ein Jahr später, also 2023, in Kraft zu setzen.

Vom «KV» zum CEO

«Sonst kommt dieser Paradigmenwechsel zu früh», erklärt Hunziker. Starte die neue KV-Lehre schon im Sommer 2022, dann müssten sich die Lernenden bereits im kommenden Herbst dafür bewerben, allerdings ohne genau zu wissen, worauf sie sich dabei einlassen würden. Wie wichtig die KV-Lehre bislang war, unterstreicht auch die Tatsache, dass diverse Schweizer Bank-CEOs ihre Berufskarriere mit ebendieser Ausbildung begannen, wie Martin Scholl, Präsident der Zürcher Kantonalbank (ZKB), oder der frühere UBS-Chef Sergio Ermotti.

«Nur wenn wir diese Grundausbildung auf hohem Niveau halten, wird es auch in Zukunft möglich sein, mit einer KV-Lehre plus Weiterbildung sehr wichtige Funktionen in einer Bank einzunehmen», sagt Hunziker. 

 

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