Bill und Melinda Gates dienen Privatbanken als Vorbild fürs an Superreiche verkaufte sinnvolle Investieren. Allein: Bill Gates kann als Poster-Boy der Philanthropie nicht mehr dienen.

Bill und Melinda Gates haben die Private-Banking- und Wealth-Management-Branche nachhaltig verändert: Zum Besseren, war man bis vor kurzem versucht zu sagen.

Die Bill & Melinda Gates Foundation hat Bankmanagern demonstriert, dass mit den Ideen der Philanthropie und dem «sinnvollen» Anlegen ein Zugang zur superreichen Klientel und ihren Milliarden gefunden werden kann. Family Offices haben die Prinzipien der Gates Foundation kopiert, um ihre Vermögen für den guten Zweck und eine bessere Welt zu investieren.

Banken nutzen die Strahlkraft der Gates

Die sagenhafte finanzielle wie moralische Kraft hinter dem Gates-Ehepaar – ihre Foundation hat seit dem Jahr 2000 über 54 Milliarden Dollar gesprochen – hat weltweite Bewunderung hervorgerufen.

Schweizer Banken wie die UBS haben sich mit der Gates Foundation als Co-Investoren zusammengetan und nutzen deren Strahlkraft, um die eigene Klientel zu Investments zu bewegen.

Nachhaltigkeits-Boom entfacht

Die Gates Stiftung brachte einen innovativen Ansatz in die bislang so ineffiziente Entwicklungsarbeit: Sie vergibt ihr Stiftungsgeld wie Risikokapital an Projekte, die von seinem Team von Wissenschaftlern identifiziert werden und deren Wirkung (Impact) nach präzisen ökonomischen Kriterien bemessen wird. Die Gates Stiftung hat so massgeblich dazu beigetragen, Best Practices bezüglich Accountability und Transparenz in den Bereichen Philanthropie, Impact und ESG zu entwickeln und zu etablieren.

Bill und Melinda Gates sind somit womöglich ein Hauptgrund, warum die Finanzindustrie sich für das Erreichen der Sustainable Development Goals (SDG) einsetzt und einen Nachhaltigkeits-Boom in der Anlagewelt entfacht hat.

Gates und seine Entourage

Doch die Geschichte des Weltverbesserer-Ehepaars muss neu geschrieben werden, seit die Gates' ihre Scheidung bekannt gegeben haben. Es sind insbesondere immer neue und erschreckende Details zu Bill Gates und seiner Entourage, welche Namen und Reputation der Stiftung nicht nur beschmutzen, sondern als Ganzes in Frage stellen.

Interessanterweise ist es die «New York Times», die in den letzten Jahre oft und sehr positiv über Bill Gates und seine unablässigen, philanthropischen Aktivitäten und zuletzt auch über seinen persönlichen und erfolgreichen Einsatz in der Bekämpfung der Covid-19-Krise geschrieben hatte, welche das über die Jahre so sorgfältig aufgebaute und gepflegte PR-Image des Gutmenschen und «Superbrain» Gates nun Stück für Stück demontiert.

Seine Beziehung zu Jeffrey Epstein

Bei den laufenden Enthüllungen über Gates als notorischer Schürzenjäger oder über den rassistischen und sexistischen Verwalter des Stiftungsvermögens, Michael Larson, sticht eine Episode besonders hervor: Die persönliche und geschäftliche Beziehung zu Jeffrey Epstein (Artikel bezahlpflichtig), dem superreichen Sexualstraftäter, der im August 2019 im Gefängnis Selbstmord begangen haben soll.

Im Artikel heisst es, Gates und Mitarbeiter der Gates Stiftung hätten sich mit Epstein ab dem Jahr 2011 mehrmals getroffen, um Pläne für einen Wohltätigkeits-Fonds zu verfolgen, der zusammen mit der US-Bank J.P. Morgan hätte betrieben werden sollen.

Kontakte bis ins Jahr 2017

Gates wusste, dass Epstein ein verurteilter Sexualstraftäter war und Minderjährige verführt hatte, sich zu prostituieren. Doch er hielt die Beziehungen zu ihm aufrecht und liess Mitarbeiter Pläne ausarbeiten, wie durch Epsteins Beziehungen Gelder für den geplanten Wohltätigkeitsfonds gesammelt werden könnten.

Der Fonds kam nicht zustande. Gates beendete seine Treffen und Gespräche mit Epstein im Jahr 2014, doch Mitarbeiter der Gates Foundation hielten den Kontakt bis Ende 2017 aufrecht.

«Business» vor «Purpose»

Solch bewusstes Handeln von Gates und seiner Stiftung offenbart einen Opportunismus, der «Business» vor «Purpose» setzt und die Philanthropie-Tätigkeit unter dem Gates-Label zur Fassade werden lässt.

Banken wie die UBS oder Lombard Odier, die ihre Impact- und Philanthropie-Investments mit dem Slogan «Tue Gutes und verdiene daran» an Anleger verkaufen, müssen sich kritischer mit der Frage auseinandersetzen, ob nun «Business» oder «Purpose» hinter ihren Nachhaltigkeits-Strategien steckt.

Glaubwürdigkeit und eine sorgsam aufgebaute und gepflegte Fassade der neuen Sinnhaftigkeit sind schnell dahin.

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