Wenn Cash eine Rendite von Null abwerfe, werde alles andere interessant, etwa Wohneigentum. Auch digitale Vermögenswerte gehörten dazu, sagt Duri Prader, CEO der Zürcher Privatbank Lienhardt & Partner, im Interview.

Herr Prader, der Schweizer Immobilienmarkt läuft heiss. Es ist gerade im Wohneigentumsbereich oft von einer Blase die Rede. Wie spüren Sie diese Entwicklung in Ihrem Geschäft?

Wir sind als Immobilienvermittler nur im Grossraum Zürich tätig. Hier ist der Markt völlig ausgetrocknet, die Nachfrage ist viel grösser als das Angebot. In der Stadt ist die Nachfrage riesig, wenn man nicht gerade etwas im Top-Luxussegment hat.

Im Luxussegment ist es etwas schwieriger, weil es hier nicht so viele Käufer gibt. Der Grund für diese Entwicklung ist auch ganz einfach: Jede Anlageklasse steht im Wettbewerb zu Cash. Wenn Cash eine Rendite von Null hat, wird alles andere interessant, auch Wohneigentum.

Das Vorsorgengeschäft ist ein wichtiger Wachstumspfeiler von Lienhardt & Partner. Wo sehen Sie weitere Wachstumschancen für Ihre Bank?

Der strategische Fokus für uns in den nächsten fünf Jahren ist es, die Synergien zwischen unseren drei Geschäftsbereichen verstärkt zu nutzen. Vor allem zwischen dem Immobilienbereich und dem Private Banking sowie der Vorsorge und dem Private Banking.

«Die Beratung lässt sich nicht gut digital abbilden»

Wir möchten den Kunden in Kooperation mit unseren Partnern im Vorsorgebereich ein Angebot fürs Private Banking machen, sobald sie ihre Vorsorgegelder beziehen.

Wie wird die Digitalisierung das Private Banking verändern? Bisher ist davon jedenfalls noch nicht viel zu spüren, ausser grossen Ankündigungen von Fintechs.

Wir glauben mehr an ein hybrides Modell. Im Private Banking oder Wealth Management benötigt man Beratung, gerade bei klassischen Ereignissen im Lebenszyklus, wie Hauskauf, Scheidung oder Ähnlichem. Und die Beratung lässt sich nicht gut digital abbilden. Im Hintergrund helfen natürlich digitale Tools.

Medien berichten gerne, dass gerade vermögende Privatanleger immer stärker an Kryptowährungen interessiert seien. Wie ist das Interesse Ihrer Kunden?

Die Kundinnen und Kunden können seit Anfang Jahr Bitcoin und Ether kaufen. Und zwar als BTC und ETH, direkt im Depot, ohne ein Finanzprodukt. Wir haben in unserem Kundenmagazin auch darauf hingewiesen, dass Kryptowährungen als Beimischung einen interessanten Diversifikationseffekt auf das Depot haben.

«Man muss das Thema sehr ernst nehmen, aber es wird von vielen Personen noch nicht richtig verstanden»

Wer unserem Rat gefolgt ist, hat davon bis heute sehr profitiert. Auch in unseren Vermögensverwaltungs-Mandaten mit höherer Risikoneigung haben wir eine kleine Allokation in Bitcoin und Ether.

Wie schätzen Sie persönlich die Entwicklung der Digital Assets ein?

Wir verfolgen das Thema schon seit 2016. Man muss es sehr ernst nehmen, aber es wird von vielen Personen noch nicht richtig verstanden, weil es ein sehr komplexes Thema ist.

Die Evolution lief bisher in drei Stufen ab. In der ersten Stufe wollte man ein privates Zahlungsmittel auf den Markt bringen. Das war Bitcoin. Die zweite Evolutionsstufe war die Vision eines globalen Notariates, was Ethereum mit seinen Smart Contracts abdeckt.

«Es ist ein wahnsinnig spannendes Gebiet, mit sehr vielen Risiken, aber noch grösseren Chancen»

Und die 3. Stufe ist nun das Internet-of-Value, also ein Relaunch des Internet, um ein Zug-um-Zug-Geschäft direkt über das Internet abwickeln zu können, ohne Intermediär.

Wenn sich die Blockchain-Technologie, also dezentrale Datenbanken, in diese Richtung entwickelt, wird sie eine grosse Zukunft haben. Es gibt aber bis heute keinen konkreten Anwendungsfall, der über die Wertaufbewahrung hinaus geht und auch kommerziell erfolgreich ist. Es ist ein wahnsinnig spannendes Gebiet, mit sehr vielen Risiken, aber noch grösseren Chancen.


Das Interview führte die Partner-Webseite schweizeraktien.net, wo eine ausführliche Fassung verfügbar ist.


Duri Prader trat im Juni 2013 als designierter CEO und Managing Partner in die Zürcher Privatbank Lienhardt & Partner ein. Anfang 2014 übernahm er dann die operative Gesamtleitung des Instituts. Zuvor war der promovierte Jurist während neun Jahren als Leiter Private Banking Schweiz für Vontobel tätig gewesen. Prader startete seine Karriere im Investmentbanking des früheren Schweizerischen Bankvereins, heute UBS. 

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