Mehr als drei Dekaden lang sponserte die UBS das Montreux Jazz Festival. Nun tritt auf einmal die Privatbank Julius Bär in die Fussstapfen der Grossbank beim legendären Event am Genfersee.

Philipp Rickenbacher, CEO von Julius Bär, stapelt nicht tief, wenn er vom Montreux Jazz Festival als «Kult-Event» spricht. Im Jahr 1967 vom Kulturmanager Claude Nobs, dem Saxophonisten René Langel und dem Pianisten Géo Voumard ins Leben gerufen, hat der Anlass zigfach Musikgeschichte geschrieben und die grössten Stars der Szene an den Genfersee gelockt.

Smoke on the Water

Der Hit «Smoke on the Water» der Rockband Deep Purple ist nur eine der Referenzen, die Künstlerinnen und Künstler seither dem Festival erwiesen haben (im Dezember 1971 brannte das Casino von Montreux, während gerade Frank Zappa auf der Bühne spielte).

In der 55-jährigen Geschichte des Montreux Jazz Festival kommt es nach dem Tod von Initiator Nobs vor acht Jahren nun zu einer weiteren Zäsur: Die Grossbank UBS wird nach über 30 Jahren als Hauptsponsorin des Events von der Konkurrentin Julius Bär abgelöst.

Neue Formate

Wie die Zürcher Privatbank am Dienstag vermeldete, wird sie ab 2022 als «Global Partner» den Anlass unterstützen. Die Partnerschaft umfasst neben dem Festival selber ein Engagement für ein neu lanciertes digitales Format sowie Projekte zur Unterstützung junger internationaler Talente der Montreux Jazz Artists Foundation. Das 56. Montreux Jazz Festival läuft vom 1. bis 16. Juli 2022.

Dies, nachdem die UBS sich zurückgezogen hat. «Durch die langjährige Partnerschaft haben sowohl das Jazz Festival als auch UBS unzählige emotionale Momente erleben dürfen», hiess es seitens der Grossbank am Dienstag. Das Unternehmen prüfe jedoch seine Engagements in der Schweiz laufend und habe zusammen mit dem Jazz Festival entschieden, den Vertrag als Hauptsponsor nicht mehr zu verlängern.

Die UBS will dem dem Festival aber verbunden bleiben und prüft eine veränderte Form der Zusammenarbeit.

Internationale Ambitionen

Dass die Nummer Eins des Swiss Banking nach all den Jahren von diesem musikalischen Mythos Abstand nimmt, muss trotz solcher Erklärungen erstaunen. Dem Vernehmen nach haben Organisatoren und die Sponsorin offenbar andere Schwerpunkte gesetzt. Wie es der Titel des Global Partner sagt, mit dem sich Julius Bär nun schmücken darf, sucht das Festival nach einer international grösseren Strahlkraft – Destinationen wie China und Brasilien stehen auf dem Programm.

Dazu braucht es die geeigneten Finanzierer; die langjährige Verbindung zum Event ging derweil bei der UBS vor allem vom Schweiz-Geschäft aus, das sich nun an der neuen Ausrichtung offensichtlich weniger interessiert zeigte.

Julius Bär hat den Ball rasch aufgenommen und einen Fünfjahres-Vertrag mit dem Festival-Leiter Mathieu Jaton unterzeichnet. Zumal die Bankführung ganz offensichtlich Musikgehör hat: CEO Rickenbacher spielte früher Kontrabass, wie er jüngst gegenüber finews.ch preisgab. Und: «Ich höre auch gerne Jazz, von Piano-Jazz bis zu experimentellen Sachen.»

Mit der Rockband auf Tour

Yves Robert-Charrue, beim Traditionshaus zuständig für die Region Europa, Nahost und Afrika (Emea), nahm sich zwischen 2004 und 2005 extra eine Auszeit bei der Credit Suisse, wo er damals noch zusammen mit Ex-Bär-CEO Boris Collardi gedient hatte. Dies zugunsten seiner Rockband, mit der er an der Gitarre auf Tour ging.

Auch wenn er nach diesem Abstecher wieder ins Banking zurückgefunden hat, feiert Robert-Charrue den Zuschlag in Montreux nun auf der Online-Plattform Linkedin (siehe unten). Neben dem Event selber preist er die Chancen, welche das Sponsoring für Bank-Teams und -Kunden bringe – bei Julius Bär, natürlich.

 

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