Mit einer Übernahme im vergangenen Jahr konnte die Tessiner Kantonalbank 2021 besonders stark zulegen. Inzwischen hat sich die geopolitische Situation radikal verändert. Trotz der Ungewissheit vertraut das Staatsinstitut einem Geschäftsmodell, das lokal verankert ist.

Die Tessiner Kantonalbank (Banca Stato) steigerte im vergangenen Jahr ihren Konzerngewinn vom 9,3 Prozent auf 55,2 Millionen Franken, wie das Staatsinstitut am Dienstag mitteilte.

Als Hauptertragspfeiler erwies sich dabei einmal mehr das Zinsdifferenz-Geschäft. Das Ergebnis in dieser Sparte erreichte knapp 158 Millionen Franken, was einem Plus von 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im Dienstleistungs- und Kommissions-Geschäft stieg der Erlös gar um 17 Prozent auf 63,7 Millionen Franken. Das Handelsergebnis kletterte um 16 Prozent auf 20,8 Millionen Franken.

Deutlich mehr Geld

Wie Fabrizio Cieslakiewicz, CEO der Tessiner Kantonalbank, an einer Medienkonferenz in Bellinzona betonte, war das 2021-Ergebnis zu grossen Teilen von der im vergangenen Jahr vollzogenen Übernahme des Retailgeschäfts der Schweizer Privatbank EFG International beeinflusst.

So stiegen die Hypothekar-Ausleihungen in der Berichtsperiode um mehr als 25 Prozent auf 11,1 Milliarden Franken. Und der Zufluss an Neugeld betrug dank der Übernahme der EFG-Kunden 1,91 Milliarden Franken; vor diesem Hintergrund stiegen die verwalteten Vermögen um 12 Prozent auf 20,68 Milliarden Franken.

Russische Klientel

Davon entfallen 15,02 Milliarden Franken auf die Banca Stato selber, während 5,65 Milliarden Franken von der konzerneigenen Privatbank Axion in Lugano verwaltet werden. Deren Geschäftsführer Marco Tini erklärte am Rande der Medienkonferenz, dass der Anteil an russischen Kunden bei Axion rund 2 Prozent ausmache; unter den Kunden gebe es keine sanktionierten Personen.

Tini betonte weiter, dass die Abklärungen komplex seien, und es einen grossen Unterschied gebe, zwischen in Russland ansässigen Kunden und solchen, die ihren Wohnsitz in der Schweiz oder in Europa hätten. Die Privatbank Axion gehört seit zehn Jahren zur Banca-Stato-Gruppe.  

Kosten-Ertrags-Verhältnis verschlechtert

Angesichts der guten Entwicklung fliessen 43,3 Millionen Franken in die Kasse des Kantons, 4,0 Prozent mehr als im Vorjahr, wie aus den Zahlen weiter hervorgeht. Aufgrund der anhaltenden Negativzinsen und um die Senkung des Umwandlungssatz zu kompensieren, überwies die Bank zudem 15,9 Millionen Franken in die Pensionskasse der Gruppe.

Unter Einbezug dieser Zahlung verschlechterte sich das Kosten-/Ertragsverhältnis in der Berichtsperiode auf 57,7 Prozent gegenüber 57,4 Prozent im Vorjahr. In der Privatbank Axion, wo die Gehälter generell höher sind, verschlechterte sich das Kosten-Ertrags-Verhältnis (CIR) gar auf 80,3 Prozent gegenüber 78,0 Prozent im Jahr 2020.

Differenziertes Wachstum im Immobiliensektor

Die Zahl der Vollzeitstellen belief sich Ende 2021 auf 457,1, während sie vor Jahresfirst 438,2 betragen hatte; auch hier spielte die Übernahme der EFG-Beschäftigten hinein. Die Bilanzsumme stieg um 8,9 Prozent auf 17,95 Milliarden Franken. 

Weiteres Wachstumspotenzial sieht Cieslakiewicz vor allem aufgrund des diversifizierten Geschäftsmodells in allen Bereichen; im Immobiliengeschäft räumte der CEO der Banca Stato ein, dass die Entwicklung in den einzelnen Regionen unterschiedlich sei. In der Region Locarno habe man im vergangenen Jahr – aufgrund der Corona-Pandemie – eine starke Nachfrage nach Wohneigentum von Deutschschweizern verzeichnet.

Radikal verkürzte Reisezeit

Dazu trägt nicht zuletzt auch die verkürzte Reisezeit mit dem Zug zwischen Zürich und Lugano bei. Seit der Ceneri-Basistunnel Ende 2020 eröffnet wurde, beträgt sie bloss noch eine Stunde und 53 Minuten.

 

 

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.66%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.63%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.17%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.07%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.47%
pixel