Trotz der gestrigen Ankündigungen der Credit Suisst stehen derzeit mehr Mitarbeitende auf der Gehaltsliste der Bank als vor einem Jahr. Was dahinter steckt, versucht finews.ch zu ergründen.

Die gestrige Botschaft der Geschäftsleitung der Credit Suisse zum miserablen Jahresergebnis war glasklar. In den Präsentationsfolien für die Anleger, die Teil des jährlichen Offenlegungspakets sind, wies sie darauf hin, dass sie die im Herbst verkündete Strategie vorantreibt und die Kosteneinsparungen beschleunigt.

Sichtbar gemacht wurde dies etwa an der Zahl der Mitarbeiter, die sich in den letzten drei Monaten des Jahres um 4 Prozent verringerte. Gleichzeitig gingen auch die Stellen der externen Auftragnehmer um 30 Prozent und die der Berater um 20 Prozent zurück.

Kein Knick bei Gesamtbeschäftigung

Auf den ersten Blick ist das beeindruckend. Doch es gibt etwas, das nicht erwähnt wurde: Die Gesamtzahl der Beschäftigten lag am Jahresende mit 50'480 immer noch geringfügig höher als im Vorjahr.

Das kontrastiert stark mit den hervorgestrichenen Kürzungen, die eben nur im Vergleich zur Zahl der Beschäftigten im zweiten und dritten Quartal zu sehen ist.

Erinnerung an früher

Das erinnert an das vergangene Jahr. Damals kommentierte finews.ch, dass die Zahl der Beschäftigten in der Gruppe angesichts der zahlreichen Debakel und Umstrukturierungen, mit denen die Grossbank in den letzten Jahren konfrontiert war, weiterhin überraschend hoch blieb.

Nach den von der CS im Rahmen der gestrigen Offenlegung vorgelegten Zeitreihen ist der Personalbestand sogar um 2,6 Prozent höher als im Jahr 2020, also kurz vor dem Archegos- und Greensill-Debakel. Die Personaldecke ist ausserdem 5 Prozent grösser als 2019 und fast 10 Prozent grösser als 2018.

Von aussen betrachtet ist diese personelle Entwicklung mehr mit einem florierenden Unternehmen als mit einer in Schwierigkeiten geratenen Bank zu vergleichen.

Unterschiede in den Geschäftsbereichen

Dies gilt jedoch nicht für einige Geschäftsbereiche, soweit dort die Zahlen zugänglich sind. So ist im Wealth Management die Zahl der Kundenberater gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent gesunken und liegt weiterhin unter den Zahlen für 2020, 2019 und 2018.

Bei der Schweizer Bank stieg die Zahl der Kundenbetreuer hingegen um 2 Prozent. Sie liegt auf dem gleichen Stand wie 2018 und leicht unter den Zahlen für 2019 und 2020.

Eine plausible Erklärung

Für die Investmentbank und das Vermögensverwaltungsgeschäft gibt die CS keine Mitarbeiterzahlen an. Ebenso werden keine Zahlen für ausgelagerte Funktionen wie die oben erwähnten Berater und Auftragnehmer veröffentlicht.

Zumindest anhand der publizierten Informationen ist die einzige plausible Erklärung für den Anstieg, dass einige der ausgelagerten Stellen in Vollzeitstellen bei der Bank umgewandelt wurden.

Was tun die Aktionäre?

Auf Anfrage von finews.ch erklärte die Credit Suisse in einer Stellungnahme, dass einige der entlassenen Mitarbeiter noch bis zu sechs Monate weiterbeschäftigt werden.

Was meinen wohl die Aktionäre, von denen viele ein Jahr weiser und müder sind, zu diesen Zahlen? Sie sollten der Frage nachgehen, warum die ständigen strategischen Ankündigungen, Umstrukturierungen und angekündigten Stellenstreichungen so wenig auf die Gesamtzahl der Mitarbeiter durchschlägt.

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