Die Schweizer Privatbank J. Safra Sarasin hat 2022 trotz eines Rückgangs bei den Kundenvermögen den Gewinn gesteigert. finews.ch sprach mit dem Bankpräsidenten Jürg Haller über den Ausblick ins Jahr und den Credit-Suisse-Effekt.

Die Gruppe habe angesichts des widrigen Umfelds eine «hervorragende Leistung» erbracht: Das findet Jürg Haller, der langjährige Präsident von J. Safra Sarasin. Mit finews.ch hat er am Dienstag über die Verfassung der schweizerischen Privatbank gesprochen und in die Zukunft geblickt.

Wird die Gewinnkraft für sich genommen, hat sich das Institut im vergangenen Jahr wacker geschlagen. So stieg der Reingewinn im Vergleich zum Rekordjahr 2021 nochmals um 4 Prozent auf 440,2 Millionen Franken.

100 Stellen geschaffen

Auch der Ertrag, zu dem die Bank momentan keine Zahlen liefert, war höher als im Vorjahr. So ist der Ertrag aus dem Kommissionsgeschäft im Vergleich zum Vorjahr zwar tiefer ausgefallen, erklärt Haller. Das Zinsgeschäft und der Handel hätten dagegen höhere Erträge eingespielt. Und insgesamt seien die Erträge stärker gewachsen als die Kosten.

Dies ist bemerkenswert vor dem Hintergrund, dass die Gruppe ihren Personalbestand weltweit um rund 100 Stellen auf 2'400 erhöht hat. Rund die Hälfte dieses Ausbaus entfiel auf Kundenberater an der Front, wie der Verwaltungsratspräsident weiter ausführte. «Wir sind offen für Private Banker, die langfristige Kundenbeziehungen zur Bank mitbringen können», so Haller.

Weniger Neugeld

J. Safra Sarasin hat in der Branche insofern den Ruf, ein hartes Pflaster zu sein, als die Business-Pläne für Private Banker meist ambitioniert sind. Im Gegenzug steht das Institut auch im Ruf, überdurchschnittlich gut zu zahlen. «Wir wollen, dass die Berater bei uns erfolgreich sind, sagt der Bankpräsident. Derzeit sind global mehr als 500 Kundenberater für das Unternehmen tätig.

Trotz des Zustroms an neuen Bankern fiel das Neugeld sichtbar tiefer aus – anstatt den 15 Milliarden des Vorjahrs waren es 2022 noch 4 Milliarden Franken. Die verwalteten Vermögen gingen von 224,7 Milliarden auf 197,9 Milliarden Franken zurück. Die Bilanz erweiterte sich allerdings noch leicht auf 45,6 Milliarden Franken, während die Kernkapital-Quote bei hohen 44,1 Prozent zu liegen kam.

Spürbarer Effekt

Kamen dem Institut dabei auch die Geldabflüsse bei der Konkurrentin Credit Suisse zugute? Laut Haller ist dieser Effekt spürbar gewesen, am Bankenplatz hätten jedoch zahlreiche Institute davon profitiert.

In den vergangenen Monaten hatte J. Safra Sarasin aussendem im spanischen Madrid eröffnet und in Mailand das Geschäft mit italienischen Profianlegern vorangetrieben. In diesem Jahr will das Bankhaus nun weiter und «diszipliniert» wachsen, wie der Präsident erklärt.

Auf drei Achsen wachsen

Das Wachstum geschieht bei der Privatbanken-Gruppe auf drei Achsen: Organisch durch Weiterempfehlungen von bestehenden Kunden, vermittels der Integration einzelner Private Banker oder ganzen Teams von der Konkurrenz, oder durch die Übernahme ganzer Banken. Eine solche Transaktion können J. Safra Sarasin auch künftig stemmen, erklärt Haller.

Allerdings brauche es den Fit zwischen den beiden Unternehmen, den Kunden und den Mitarbeitenden. «Am Ende sind Übernahmen nicht planbar», sagt Haller.

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