In der kommenden Woche steht die Generalversammlung der Credit Suisse auf der Agenda. Es ist das erste Aktionärstreffen, dass seit der Corona-Krise physisch stattfindent – und aller Wahrscheinlichkeit nach auch das letzte für die Grossbank.

Die Credit-Suisse-Führungsriege muss sich an der kommenden Generalversammlung am Dienstag den 4. April darauf einstellen, im Zürcher Hallenstadion einem Publikum von erbosten Aktionärinnen und Aktionären gegenüberzusitzen.

Je nachdem, wie lange man die Aktien der Grossbank in seinem Depot hatte, fallen die Wertverluste unterschiedlich aus. Aber allein über das Wochenende des 19. März, als die Übernahme durch die UBS vereinbart wurde, betrug der Wertverlust rund 60 Prozent.

Mit der Anwendung des Notrechts wurde den Aktionären eine Abstimmung über die Übernahme verwehrt. Die rechtlichen Möglichkeiten sich gegen diese von vielen Anteilseignerinnen und -eignern als «Enteignung» empfundenen Schritt zu wehren, werden als gering eingeschätzt. Damit dürfte sich der Zorn vor allem gegen Verwaltungsrat und Management richten.

Entlastung unwahrscheinlich

Das wird auch das Abstimmungsverhalten prägen. Dazu werden die nun im Vorfeld von den Aktionärsvertretern vorgelegten Empfehlungen beitragen. So hat sich etwa die Schweizer Ethos Anlagestiftung, die vor allem Pensionskassen berät, gegen die Entlastung der VR-Mitglieder und der Geschäftsleitung ausgesprochen.

Auch die Anträge zur Verwendung des Bilanzergebnisses und zur Festsetzung der Dividende wird zur Ablehnung empfohlen, ebenso wie die Konsultativabstimmung über den Vergütungsbericht und die Klimastrategie der Bank.

Bei den Wahlen zu den Verwaltungsrat-Mitgliedern ist das Bild differenziert. Ethos spricht sich für die Wiederwahl von Präsident Axel Lehmann aus, sowie die Wahl der Mitglieder Mirko Bianchi, Clare Brady und Amanda Norton.

Abgelehnt werden die bisherigen Mitglieder Iris Bohnet, Christian Gellerstad, Keyu Jin, Shan Li, Seraina Macia, Blythe Masters, Richard Henry Meddings und Ana Paula Pessoa.

Auch Glass Lewis und ISS machen Front

Bereits in der Stellungnahme von Ethos zur Übernahme der CS aus der vergangenen Woche schwang eine gute Portion Empörung mit. Da wurde der Schritt als eine «ungeheure Verschwendung für die Aktionärinnen und Aktionäre sowie die gesamte Schweizer Wirtschaft» bedauert. Man werde alle Optionen, auch juristische, prüfen, um die Verantwortlichkeiten für dieses Debakel zu klären.

Laut der Agentur «Bloomberg» haben sich auch die mächtigen angelsächsischen Stimmrechtsberater Glass Lewis und ISS in ihren Empfehlungen gegen die Entlastung der CS-Führungsgremien ausgesprochen. Den Vergütungsbericht nehmen sie zwar an. Sie empfehlen allerdings den so genannten Transformation Award, der dem CS-Management nach erfolgreichem Turnaround eine hohe Rendite versprochen hätte, zur Ablehnung.

Zusammen mit Ethos könnten sie auf über 20 Prozent der Aktionärsstimmen an der Versammlung kommen.

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