Das hat GAM mit der Grossbank Credit Suisse gemeinsam: Beide Finanzunternehmen haben so viel Vertrauen verloren, dass am Ende nur der Verkauf geblieben ist. Wie sich zeigt, war beim Fondshaus die Liquditätslage zuletzt ebenfalls angespannt.

Auch GAM ist bald Geschichte. Wenn Anteilseigner rund um die Investorengruppe «NewGAMe» nicht noch eine Revolte anzetteln und die Eigentümer der britischen Käuferin den Deal verwerfen, dann geht der in Zürich domizilierte Asset Manager an die Konkurrentin Liontrust. Wie auch finews.ch am Donnerstag berichtete, werden Marke und Unternehmen vom Markt verschwinden.

Erneut Milliarden abgeflossen

Wie die am Donnerstag von GAM vermeldeten Zahlen zeigen, hat sich die Finanzlage des Fondshauses im vergangenen Jahr nochmals massiv eingetrübt. Der einst stolze Akteure schrieb im Jahr 2022 vorab wegen Sondereffekten einen Nettoverlust von 290 Millionen Franken, mehr als das Zehnfache des Fehlbetrags 2021. Derweil verringerten sich die verwalteten Vermögen um ein Drittel auf 75 Milliarden Franken, zudem zogen Kunden insgesamt 8,6 Milliarden Franken an Geldern aus der Firma ab.

Der gewaltige Aderlass wirkte sich auf die Erträge und damit auf den Cashflow aus – mit dramatischen Folgen für die Liquidität. Laut der Mitteilung vom Donnerstag verringerten sich die liquiden Mittel des Konzerns zwischen Ende 2021 und Ende 2022 um 75 Prozent auf nurmehr 4,9 Millionen Franken. Es bestanden zwar noch Puffer. Wegen der regulatorischen Liquidtätsanforderungen der diversen Fonds war aber der Spielraum für das Unternehmen von Anfang an eingeschränkt.

«Die Liquditätssituation war zuletzt angespannt», beschreibt eine Sprecherin die Situation auf Anfrage. Mit der Übernahme werde nun auch ein Kredit aufgenommen. Dieser soll helfen, die Firma wieder «flüssig» zu machen. Liontrust gewährt GAM zwei Kreditfazilitäten von insgesamt bis zu 17,8 Millionen Pfund oder umgerechnet rund 20 Millionen Franken.

Starke Performance reichte nicht

Liquiditätsnöte, Verkauf: Das hat GAM mit der Credit Suisse (CS) gemeinsam, die anderthalb Monate zuvor von der Konkurrentin UBS übernommen werden musste. Vom Geschäftsmodell her lässt sich der viel kleinere und hoch spezialisierte Asset Manager zwar kaum mit der zweitgrössten Schweizer Universalbank vergleichen. Dennoch fällt auf, dass es bei beiden Firmen bis zuletzt erfolgreich arbeitende Segmente gegeben hat – dass diese aber eine generelle Vertrauenskrise nicht mehr abwenden konnten.

So wies GAM am Donnerstag auf die zuletzt starke Anlageperformance hin. 91 Prozent der im Bereich Investment Management (also den eigenen Fonds) verwalteten Vermögen hätten ihre Benchmark über einen Zeitraum von drei Jahren zum vergangenen 31. März übertroffen. Das ist das, was man von einem aktiven Geldverwalter hören will. Und dennoch hat es nicht gereicht. Es braucht den Neuanfang unter neuem Namen.

Über Greensill gestolpert

«Sinn und Zweck des Zusammenschlusses mit Liontrust ist es, das Vertrauen der Kunden in die Fonds von GAM wieder herzustellen und für die Fondsmanager ein Umfeld zu schaffen, in dem sie erfolgreich arbeiten können», so die Sprecherin des Fondshauses weiter.

Sinnigerweise teilt die Vertrauenskrise beim Fondshaus auch einen Ursprung mit der CS. Noch vor der Grossbank war GAM in Turbulenzen rund um den Lieferketten-Finanzierer Greensill Capital verwickelt. Nach der Suspendierung eines prominenten Fondsmanagers blieb das Unternehmen angeschlagen, Kunden hatte damals Gelder in Milliardenhöhe abgezogen. Der Aktienkurs von GAM brach ein. Als Folge des Skandals trat später auch der damalige CEO Alex Friedman zurück.

UBS mit Verkauf beauftragt

Von diesen Rückschlägen hat sich GAM nie auch nach einschneidenden Turnaround-Massnahmen unter dem amtierenden Chef Peter Sanderson nie wieder erholt. Der Aktienkurs ist seit Anfang 2018 um mehr als 95 Prozent gefallen, Kunden haben kontinuierlich Gelder abgezogen und Grossaktionäre wie Bantleon ihr Engagement reduziert. Dies, während die Unternehmensergebnisse ein ums andere Mal enttäuschten. Bereits 2022 beauftragte die Gruppe die UBS, ihr beim Verkauf zu helfen.

Nach exakt 40 Jahren Historie – die Wurzeln von GAM reichen auf die 1983 von Gilbert de Botton gegründete Hedgefonds-Spezialistin Global Asset Management zurück – wird der illustre Name von der Bildfläche verschwinden.

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