Der Bieterkampf um das krisengeschüttelte Schweizer Fondshaus geht in die heisse Phase. Die Investoren um NewGAMe finden in einem offenen Brief deutliche Worte.

Was die Investoren-Allianz um NewGAMe von der Offerte für das Schweizer Fondshaus GAM hält, fasst sie in einem offenen Brief vom Donnerstagabend gleich im ersten Satz lakonisch zusammen: «Es ist 30 Minuten vor Mitternacht, und Sie haben noch genügend Zeit, sich zu überlegen, ob Sie auf das lächerliche Angebot von Liontrust eingehen wollen oder nicht».

Die Gruppe reagiert damit auf den Brief und das Video von GAM-Verwaltungsratspräsident David Jacob von Anfang Woche. Wie finews.ch berichtete, rief er die Aktionäre dazu auf, ihre Aktien im Rahmen des Liontrust-Angebots anzudienen. Zudem wies Jacob darauf hin, dass die Existenz von GAM bedroht sei, da der von Liontrust gewährte Kredit unerlässlich für das Überleben des Unternehmens sei.

Zuvor hatte bereits Liontrust-CEO John Ions gewarnt, dass die Uhr für die Zukunft von GAM auf einer Minute vor Mitternacht stehe.

Maximaler Druck

Die Investorengruppe um NewGAMe, zu der auch Bruellan gehört, fordert die GAM-Aktionäre auf, ihre Entscheidung so lange wie möglich hinauszuzögern. So könne «maximaler Druck» auf Liontrust ausgeübt werden, die Angebotsfrist über den 25. Juli 2023 hinaus zu verlängern und das Angebot nachzubessern, zumal es keine «faire» Offerte sei. 

Die Aktionäre, die bereits angedient hätten oder erwägen, dies zu den aktuellen Konditionen zu tun, dürften inzwischen eine kleine Minderheit darstellen, heisst es weiter.

Zudem betont die Investoren-Allianz, dass man für den eigenen Turnaround-Plan «ermutigende und positive Rückmeldungen» von Aktionären und anderen Investoren erhalten habe. Sie hat am Dienstag selbst ein öffentliches Kaufangebot für Aktien der krisengeschüttelten GAM lanciert. Die Allianz hält derzeit rund 9,6 Prozent am Schweizer Asset Manager.

Vermeintlicher Rettungsanker

Zur Sprache kommt auch der Kredit von 20 Millionen Franken, den Liontrust GAM als integralen Bestandteil des Übernahmeangebots zur Verfügung gestellt hat. Laut NewGAMe hat Liontrust GAM vor Abschluss der Transaktion einen vermeintlichen Rettungsanker (die erste Tranche des Kredits) gewährt, der dann vom Verwaltungsrat von GAM genehmigt und empfohlen werden muss. «Das ist nicht nur ungewöhnlich. Es ist beispiellos», wird jetzt kritisiert.

Die Gruppe wehrt sich auch gegen die Behauptung von GAM, das Unternehmen stehe vor dem Untergang, weil bei einem Scheitern des Liontrust-Angebots die Kreditfazilität sofort zurückbezahlt werden müsse.

Angstkampagne geschürt?

Zum einen gehe es nur um 10 Millionen Franken, da die zweite Tranche der Kreditfazilität nur ausgelöst werde, wenn Liontrust im Tender 66,7 Prozent erreiche, heisst es. Zum anderen weist die Investorengruppe darauf hin, dass die Traktandenliste der ausserordentlichen Generalversammlung vom 25. August die Ausgabe einer Wandelanleihe über 25 Millionen Franken vorsieht.

Nicht zuletzt schüre GAM Ängste bei den Aktionären, indem das Fondshaus vergangene und aktuelle Verluste (inklusive AuM-Verluste) in die Zukunft extrapoliere. «Dies werde weder unter dem Management von Liontrust noch unter dem Turnaround-Plan von NewGAMe geschehen», schreibt die Aktionärs-Allianz.

Abschliessend wird weiterhin empfohlen, das Angebot von Liontrust nicht anzunehmen.

Liontrust teilte am Freitag mit, man habe mit Aktionären von GAM gesprochen, aber entschieden, dass das Angebot endgültig sei und nicht erhöht werde. Die Due-Diligence-Prüfung habe das britische Untenrehmen in seiner Überzeugung bestärkt, dass die Offerte für GAM «gut und fair» sei.

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