Während die Mitarbeitenden bei der Credit Suisse und der UBS wie auch die Medien und die Politik immer noch im Dunkeln tappen, wie die «neue UBS» aussehen wird, werden hinter den Kulissen schon fleissig die Weichen gestellt. Womit ist Ende Monat zu rechnen?

Laut offizieller Lesart hat die UBS ihre Halbjahresbilanz auf Ende August 2023 verschoben, weil man die Zeit dafür benötigt, den Investoren und der Öffentlichkeit bereits konsolidierte Geschäftszahlen vorzulegen. Aber das dürfte nur die halbe Wahrheit sein.

Die UBS nutzt die Zeit vielmehr dafür, vollendete Tatsachen zu schaffen, ohne sich einer breiten öffentlichen Diskussion auszusetzen.

Die Meldungen zur Integration der Credit Suisse (CS) in die UBS waren in den vergangenen Wochen zahlreich, aber immer nur «anekdotisch». Eine klare Linie, eine Strategie oder auch nur bestätigte Angaben waren kaum auszumachen. Das ist offenbar so gewollt.

Das grosse Ganze bleibt verborgen

Mal heisst es, in London, Hongkong oder Singapur gehe ein Team von Investmentbankern, Wealth Managern, Private Equity- oder Fixed Income-Experten zur Bank X, Y oder Z. Hier und dort werden Management-Ebenen neu sortiert.

Dann stehen die russischen CS-Kunden auf der UBS-Abschussliste oder das Kreditgeschäft in Asien wird auf Risikopositionen durchkämmt. Immer Einzelmeldungen, Memos oder Berichte unter Berufung «auf Kreise» – das grosse Ganze bleibt verborgen. Die UBS kommentiert bis jetzt fast nichts, stattdessen verweist sie auf den 31. August. An diesem Tag will die Bank den Schleier lüften.

Fliehkräfte zeigen Wirkung

Aber bis dahin dauert es noch fast einen Monat. Während im Personalbereich hierzulande das Karussell offenbar in einem langsameren Tempo dreht, sind die Fliehkräfte in New York, London, Hongkong oder Singapur deutlich stärker – und zeigen schneller Wirkung.

Bereits vor einigen Wochen haben die Medien darüber spekuliert, dass im Investmentbanking der CS bereits 10 Prozent des Personals gegangen sei. Diese Zahl dürfte inzwischen bereits höher liegen.

Wie ein dichter Nebel

Eine klare Antwort auf die Frage, wie viele der einstmals 120'000 Stellen bei den beiden Banken am Ende des Absorptionsprozesses noch übrigbleiben werden, wird es indessen auch Ende August nicht geben.

Stattdessen werden sich Verweise auf laufende Sozialpläne, normale Fluktuation, Umstrukturierung oder Pensionierungen wie ein dichter Nebel über die Aussagen zur künftigen Personalstärke legen.

Das Feld ist bereitet

Gut, dass die Öffentlichkeit mit den Meldungen über einen Abbau von bis zu 35'000 Stellen schon einmal geschockt und präpariert worden ist. Allerdings hielt sich auch da die Empörung in Grenzen.

Die Öffentlichkeit kann sich ja immer noch der Illusion hingeben, dass es wahrscheinlich vor allem das Ausland treffen wird, und nicht die heimischen Schweizer Stellen.

Strikter Maulkorb

Und auch aus der Politik war seit der grossen Empörungs-Runde im Stände- und Nationalrat Anfang April wenig Substanzielles zu vermelden. Die Aufarbeitung der Causa CS ist an die Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) delegiert worden. Und diese hat sich eine engen Maulkorb umgehängt, bis handfeste Resultate vorliegen.

Das wird dauern – ziemlich sicher über die Parlamentswahlen im kommenden Herbst hinaus. Da wäre es ja fast vermessen, wenn im Wahlkampf einzelne Politikerinnen und Politiker Forderungen erheben oder Konsequenzen anmahnen würden, bevor die PUK ihre Arbeit getan hat.

Nichts zu rütteln

Wenn UBS-Chef Sergio Ermotti Ende August vor die Medien treten wird, dürfte es am Ergebnis kaum noch etwas zu rütteln geben. Fait accompli!

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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