Der Mega-Bonus für UBS-Chef Sergio Ermotti kommt politisch zur denkbar ungünstigen Zeit. Die hohen Bankerlöhne diskreditieren das Ansehen der Wirtschaft und bedrohen den Wohlstand des Landes, findet finews.ch.

Die mit der Zwangsübernahme der Credit Suisse (CS) zur Mega-Bank avancierte UBS hat nun auch entsprechende Boni produziert. So erhält der vergangenen April eingewechselte CEO Sergio Ermotti für neun Monate Arbeit 12,3 Millionen Franken Sondervergütung.

Die kombinierte Grossbrank würdigt damit die «hervorragenden Leistungen» des Tessiners, wie sie anlässlich des am Donnerstag veröffentlichen Vergütungsberichts betonte. Dies bei der Führung der in der Geschichte des Bankings so noch nie da gewesenen Integration einer international systemrelevanten Grossbank.

Gar bescheiden?

Nach dem Empfinden der UBS ist das nicht zuviel, im Gegenteil. So hält die Bank fest, dass im Jahr 2023 die Gesamtentlöhnung in der Konzernleitung – pro Kopf gerechnet – um 6 Prozent abgenommen hat. Die Fixsaläre seien zudem im Management seit 2011 auf demselben Niveau geblieben, und ein Grossteil der Boni werde erst nach mehreren Jahren ausgezahlt.

Vergleicht man den Zahltag des Tessiners mit jenen seiner «Peers» an der Wallstreet, so könnte einem Ermottis Millionen-Bonus tatsächlich fast bescheiden erscheinen. So hat dort Jamie Dimon, der Chef der grösste amerikanischen Bank J.P. Morgan, zuletzt 36 Millionen Dollar nachhause getragen. James Gorman, der scheidende CEO der UBS-Erzrivalin Morgan Stanley, erhielt zum Abschied gar 37 Millionen Franken.

Schlacht um die AHV verloren

Das ist von Bedeutung, weil sich die UBS seit der CS-Übernahme erst recht in diesem Feld der grössten globalen Konkurrenten sieht. Umso wichtiger dürfte es für den Verwaltungsrat der Bank sein, dem Management global marktgerechte Löhne zu zahlen.

Doch was im weltweiten Banking statthaft ist, ist es zuhause in der Schweiz immer weniger. Noch mehr: die Saläre einiger wenigen Chefbanker werden zur Hypothek für den Wohlstand der gesamten Bevölkerung. Das zeigte sich etwa im März im Abstimmungskampf zur 13. AHV-Rente, welchen die Schweizer Wirtschaft zur Schicksalsschlacht stilisierte – und krachend verlor.

Zusammenhalt seit Jahrzehnten belastet

Beobachtern zufolge ist die Annahme der Initiative, deren Folgen das Vorsorgewerk schon 2026 aus dem finanziellen Lot bringen dürfte, auch als Reflex auf die hohen Löhne der Manager zu sehen. Jene hätten, so die Interpretation, damit den Gesellschaftsvertrag gebrochen. Nun lasse sich das Volk von Boni-Krösussen nicht mehr zur Sparsamkeit ermahnen.

Der Zürcher Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann, einer der luzidesten Beobachter des hiesigen Finanzplatzes, sagte jüngst zur «NZZ» (Artikel bezahlpflichtig), die hohen Löhne belasteten schon seit Jahrzehnten den Zusammenhalt im Land. Mit Blick auf die Banken-Rettung störten sich Leute nun daran, dass die verantwortlichen Manager und Verwaltungsräte ungeschoren davonkämen und ihre Saläre noch nicht einmal zurückzahlen müssten.

Wirtschaft hat an Glaubwürdigkeit verloren

Die hohen Löhne im Banking tangieren inzwischen auch die Aussenpolitik, etwa mit der EU. So beklagte der Arbeitgeberverband-Präsident Roland Müller ebenfalls in der «NZZ», dass die Wirtschaft politisch generell an Glaubwürdigkeit verloren habe und sich die Befürworter einer Einigung mit dem Staatenbund auch deshalb in der Defensive befänden.

Ein Grund dafür sei die jüngere Geschichte: «Es hilft dem Ansehen der Wirtschaft nicht, wenn Unternehmen wie die Credit Suisse untergehen oder es Boni-Exzesse gibt.» Dabei steht Müller auf der Seite der Unternehmen. Politische Akteure anderer Couleur werden dies noch viel drastischer sehen, und auch dies führt nun zu Reflexhandlungen.

So nahm der Nationalrat Mitte März eine Motion an, die von der Führung systemrelevanter Grossbanken einen Lohnverzicht bei schlechter Geschäftsführung fordert.

Ein naheliegendes Zeichen

Voraussichtlich am 10. April wird nun der Bundesrat seinen Bericht präsentieren, wie die Regulierung der Grossbanken in Ergänzung zu den «Too big to fail»-Regeln zu handhaben sei. Dabei liegen sowohl höhere Liquditätspuffer, mehr Eigenkapital, aber auch «Clawbacks» von Boni auf dem Tisch. Finanzministerin Karin Keller-Sutter hat bereits gewarnt, dass sie bei der künftigen Bankenregulierung die Interessen der Steuerzahlenden am höchsten gewichten werde.

Hatte vergangenen März die UBS-Führung als Retter aus der CS-Krise die Trümpfe in der Hand, wird sei ein Jahr später bei Regierung und Behörden wohl zunehmen auf Granit stossen. Letzteren steht es hingegen frei, ein Zeichen gegenüber der vielerorts als übergross empfundenen Bank zu setzen. Die Banker-Boni bieten sich dafür politisch geradezu an.

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