Trotz der steigenden Zinsen, die den Retailbanken sehr entgegenkommen, sind viele, vor allem kleinere Häuser mit mehreren Herausforderungen konfrontiert.

Die Performance der Schweizer Retailbanken im Jahr 2022 war geprägt von einer Verbesserung der Profitabilität, wobei sich bei grösseren Retailbanken deutliche, grössenbedingte Vorteile zeigen. Die durchschnittliche Cost-/Income-Ratio der Schweizer Retailbanken verbesserte sich von 61,7 Prozent im Vorjahr auf 60,8 Prozent im Jahr 2022, wie der jährlichen Erhebung der Zürcher Corporate-Finance-Boutique IFBC zu entnehmen ist.

Rund 80 Prozent der untersuchten Retailbanken erzielten kurz- und langfristig einen Gewinn, der über ihren regulatorischen Eigenkapitalkosten lag. In Bezug auf das gesamthaft gebundene Eigenkapital gelang dies lediglich 9 der 54 untersuchten Institute. Dies sind Erkenntnisse aus der neusten Analyse, aus der sich auch ableiten lässt, was die Schweizer Retailbanken derzeit am meisten umtreibt.

Als Alternative zur UBS positionieren

Im Vordergrund stehen die Ereignisse rund um das Verschwinden der Credit Suisse (CS) und dem Entstehenden der «neuen», übermächtigen UBS. Weil das Vertrauen in die beiden Grossbanken angeschlagen ist, befürchten die Regionalbanken-Vertreter die Einführung neuer Regulierungen. Unter diesen Prämissen erhoffen sie, dass nicht alle Banken über denselben Leisten geschlagen werden. Es gilt, heisst es in der Analyse, das Vertrauen der Kundenbasis zu stärken und sich als attraktive Alternative zur neuen UBS zu positionieren.

Weitreichende Auswirkungen hat auch die Zinswende: Getrieben durch die steigenden Zinsen zeigen die Halbjahresergebnisse der Banken für 2023 eine deutliche Verbesserung im Zinsdifferenzgeschäft. Allerdings wirken sich rasch und stark ansteigende Zinsen negativ auf die Tragbarkeit von Krediten aus. Das wiederum könnte zu einer Zunahme von Kreditausfällen führen.

Ausserdem führen die aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheiten zu einer steigenden Volatilität im Kommissionsgeschäft der Retailbanken. Die angespannte makroökonomische Lage hat ausserdem das Potenzial, sich negativ auf den für Retailbanken äusserst wichtigen Hypothekarmarkt auszuwirken, heisst es in der Studie weiter.

Bessere Zinsmarge

Doch wie profitabel sind die Schweizer Retailbanken? Wie eingangs erwähnt verbesserte sich die durchschnittliche Cost-/Income-Ratio der Schweizer Retailbanken etwas. Im Mehrjahresvergleich lässt sich wiederum erkennen, dass kleine Retailbanken (Bilanzsumme unter 10 Milliarden Franken) im Durchschnitt eine deutlich höhere Cost-/Income-Ratio als grosse Retailbanken aufweisen. Die Differenz lag zeitweise bei über 10 Prozentpunkten. Der Grund dafür, gemäss Studie lautet: Grosse Retailbanken können grössenbedingte Vorteile profitabel realisieren.

Konkret: Die tiefere Cost-/Income-Ratio von grossen Retailbanken im Vergleich zu kleineren Instituten ist unter anderem auf eine bessere Profitabilität im Zinsdifferenz- und Kommissionsgeschäft zurückzuführen. Denn in den vergangenen zwei Jahren konnten grosse Retailbanken im Vergleich zu kleineren Instituten eine deutlich bessere Zinsmarge realisieren.

Grössere Retailbanken im Vorteil

Schaffen die Retailbanken aber auch ökonomischen Wert? Während ein Grossteil der untersuchten Häuser die risikogerechten Kapitalkosten auf dem regulatorisch gebundenen Eigenkapital verdienen konnte, gelang dies kurz- und langfristig in Bezug auf das gesamte Eigenkapital lediglich 9 von 54 Retailbanken.

Grossen Retailbanken fiel es deutlich leichter, die Kosten für das regulatorische und das gesamte Eigenkapital zu erwirtschaften. Im Durchschnitt lag die Überrendite auf dem regulatorischen Eigenkapital bei grossen Retailbanken 3 Prozentpunkte über derjenigen von kleineren Instituten.

Nur wenige können zufrieden sein

Die Steigerung der Kosteneffizienz war im vergangenen Jahr der Haupttreiber der ökonomischen Wertschaffung. Um die ökomische Wertschaffung zu verbessern, war sowohl bei grossen als auch bei kleinen Retailbanken die Verbesserung der Profitabilität der Schlüssel zum Erfolg.

In Bezug auf das gesamthaft gebundene Eigenkapital konnten kurz- und langfristig nur wenige Retailbanken ökonomischen Wert schaffen. Nur 17 Prozent der Eigentümer von Schweizer Retailbanken können mit der ökonomischen Wertschaffung zufrieden sein, wie die IFBC-Analyse zum Schluss kommt.

 

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