Allein die Tatsache, dass Vontobel die Nachfolge von Zeno Staub mit zwei internen Managern geregelt hat, soll ein deutliches Zeichen setzen. Zwar steht Kontinuität für das Institut im Fokus, der neue kollaborative Führungsstil soll aber auch den grundlegenden Kulturwandel im Hause unterstreichen.

Die Doppelspitze als Führungsmodell für Schweizer Unternehmen ist eher ungewöhnlich. Und insbesondere bei Banken mit einer oft stark hierarchischen Ausprägung hat dies in der Vergangenheit oft zu Machtkämpfen oder Reibereihen mit entsprechenden Effizienzeinbussen geführt.

Doch bei Vontobel sieht man das nun grundsätzlich anders. Die Vorteile würden die Nachteile klar überwiegen und seinen zudem Ausdruck des derzeit stattfindenden Kulturwandels. «Wir haben diese Entscheidung getroffen, weil wir von der Co-CEO-Lösung überzeugt sind und zwei gut qualifizierte und komplementäre Kandidaten hatten», sagte Vontobel-Verwaltungsratspräsident (VRP) Andreas Utermann am Dienstag gegenüber finews.ch.

Kooperativ und inklusiv

«Wir befinden uns in einer sehr komplexen Welt und sind davon überzeugt, dass wir eine Unternehmenskultur benötigen, die sehr kooperativ und inklusiv ist. Wir setzen mit der Doppelspitze ein ganz klares Zeichen, dass wir das Unternehmen in diese Richtung bewegen wollen», so der VRP weiter

Es sei unzulässig, die Berufung einer Doppelspitze als Entscheidungsschwäche zu werten. Ganz im Gegenteil. Im Verwaltungsrat gebe es mehrere Personen, die sehr gute Erfahrungen als Co-CEO und mit Doppelspitzen gemacht haben. «Und dazu gehöre auch ich», betonte Utermann weiter. Er teilte sich eine Chefstelle bei Allianz Global Investors.

Sachen schärfen und beschleunigen

An der aktuellen «Lighthouse»-Strategie werde man nicht rütteln, betonte der designierte Co-CEO Georg Schubiger. «Es geht vielmehr darum bestimmte Sachen zu schärfen oder zu beschleunigen.»

Es sei sehr wichtig, dass mit der jetzigen Entscheidung auch eine Message der Kontinuität gesendet werde. Zudem sei es ein starkes Signal der Kollaboration. «Wir unterstützen eine Kultur, in der Entscheidungen in den Teams getroffen und nicht alles nach oben delegiert wird», sagte Utermann.

Die besten Leute an einen Tisch bringen

Die Doppelführung sei keine Notlösung, sondern eine Frage der Überzeugung, sagte Christel Rendu de Lint. Man wolle die richtigen und besten Leute an einen Tisch bringen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dabei sieht sie die unterschiedlich langen Zeiträume, in denen sie und Schubiger bei Vontobel sind, als Vorteil. Manchmal helfe die Erfahrung, und manchmal der frische Blickwinkel. «Wir sind komplementär, aber auf einer Linie», so die designierte Vontobel-Co-Chefin weiter. Man wolle das Prinzip «Leading by Conviction», also das Führen durch Überzeugen, in der Organisation festigen.

An den Plänen wie der Stärkung der US-Geschäfts oder den Kostensenkungen will das neue Führungsteam festhalten. Mit Blick auf die eher durchwachsenen Zahlen im Asset Management beim Nettoneugeld zeigt sich Rendu de Lint nicht beunruhigt. «Wir können uns nicht von den Marktgegebenheiten abkoppeln. Wir sind aber gut positioniert, wenn sich die Lage stabilisiert und die Nachfrage wieder anzieht.»

Mehrkosten wegen Extra-Investitionen

Und auch Schubiger zeigt sich optimistisch. «Gerade in unsicheren Zeiten brauchen unsere Kunden unsere Expertise und unsere Beratung. Und da sind wir bei den Institutionellen und Privaten mit unseren Angeboten gut aufgestellt.»

Mit Blick auf das zuletzt schlechter als angestrebte Kosten/Ertragsverhältnis betonte Utermann, dass dies nicht unbeabsichtigt sei. Zu Beginn des Jahres habe das Management ein zusätzliches Investitionsbudget angefragt, um aktuelle Chancen nutzen zu können. Dabei erwähnte er auch auf die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, durch die sich Möglichkeiten eröffnen würden.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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