Mit seinem neuen Banking-Angebot will der Detailhändler Coop wohl vor allem die Finanzministerinnen und Finanzminister in den Kundenhaushalten überzeugen. Doch es fragt sich, ob diese den eher mageren Leistungen und den bunt zusammengewürfelten Partnern trauen, findet finews.ch.

Das, was sich bereits gestern durch verschiedene Medienmitteilungen angekündigt hatte, ist nun auch offiziell vermeldet worden: Der Detailriese Coop steigt mit einer Smartphone-App wieder als Anbieter von Banking-Lösungen in den Markt ein.

Wie viel Coop steckt in der App?

Nun bietet «Coop Finance+» mit Privatkonto, Sparkonto und Vorsorgelösungen von gleich mehreren Anbietern ein Basis-Banking an. Die Liste der Partner, die dabei zuhilfe gerufen wurden, ist lang. Die App-Technik wurde vom bekannten Schweizer Fintech Additv eingekauft. Die Konten laufen über die Hypothekarbank Lenzburg, und als Depotbank für die Vorsorgekonten agiert die Glarner Kantonalbank.

Bei den Vorsorgeprodukten und Fonds setzt Coop auf drei weiter Partner. Mit den Fonds-Produkten von Vanguard wurde ein namhafter Anbieter ins Boot geholt. Für die breite Masse der Konsumenten eher unbekannt dürften jedoch Liberty Vorsorge und der Schweizer Asset Manager OLZ sein.

Komplettausstieg und Rückkehr

Die Gründe, warum Coop sich gerade jetzt im Banking zurückmeldet, sind nicht offensichtlich. Kundenbindung oder die Nutzung der anfallenden besseren und detaillierteren Daten zu den Konsumgewohnheiten könnten dabei eine Rolle spielen.

Als sich das Unternehmen vor mehr als sechs Jahren von seinen restlichen Anteilen an der Coop Bank (heute Bank Cler) trennte und sie an die Basler Kantonalbank verkaufte, wollte man aus diesem Geschäftsfeld noch komplett aussteigen. Einzig die mit der Kundenkarte verbundenen Kreditkarten-Angebote erinnerten noch an Finanzdienstleistungen.

Demgegenüber verfügt die Schweizer Hauptkonkurrentin Migros mit der eigenen Migros Bank seit langem über ein gut etabliertes Institut, sogar mit einem eigenen Filialnetz, auch wenn es nicht allzu dicht ist. Und dort stehen den Kunden auch Kredit- und Hypothekargeschäft, Vermögensverwaltung sowie Anlage und Börsengeschäfte zur Verfügung.

Eine Smartphone-Bank unter vielen

Doch ob es als Anreiz für die Kundengewinnung bei Coop reicht, eine kostenlose Kontoführung und eine doppelte Anzahl von Bonuspunkten bei der Verwendung der Karten anzubieten, wird sich weisen. Bei den Zinsen auf das Säule 3a-Guthaben hat man sich mit 1,4 Prozent per annum jedenfalls nach der Decke gestreckt.

Erstmal ist Coop Finance+ damit nur eine weitere Smartphone-App unter vielen. So hat unlängst die Bank Cler zuletzt mit einer neuen Werbekampagne Realitätssinn bewiesen. Dort hat man eingesehen, dass viele Kunden die Cler-Banking-App Zak nur als Ergänzung zu einer bestehenden Hausbank sehen – und diese Sekundärrolle aktiv beworben.

Ein Vorteil

Doch einen Vorteil hat Coop vor den Anbietern Yuh, Yapeal, Neon, Frankly oder selbst CSX: Der Markenname hat bei den Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten vom Start weg eine sehr hohe Bekanntheit.

Coop Finance+ ist weder Bank noch Finanzinstitut und entsprechend nicht reguliert. Sie dient als Plattform für Partner aus dem Bankbereich, wie es auf der Website heisst.

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