Während die Gewinne bei den Schweizer Banken kräftig sprudeln, dürfte die Wertschöpfung dieses Jahr spürbar tiefer liegen. Längerfristig könnte die Branche zudem viele Stellen verlieren.

Die Ökonomen des Basler Wirtschafts-Instituts BAK Economics prognostizieren für 2023 einen Rückgang der realen Bruttowertschöpfung der Schweizer Banken um 3,4 Prozent. Im Jahr 2022 betrug die Banken-Wertschöpfung den Zahlen zufolge noch 41,3 Milliarden Franken, wie einer Studie zum Finanzsektor zu entnehmen ist.

Der Grund für das auf den ersten Blick überraschende Resultat: Die Experten haben für ihre Berechnungen die für den Geschäftserfolg entscheidenden Indikatoren wie die nominale Ausweitung der Zinsmarge ausgeklammert.

Zinseffekte schwinden

Bei der Wertschöpfung fällt ins Gewicht, dass die Dienstleistungsexporte ins Ausland rückläufig sind, und auch bei den verwalteten Vermögen und den damit verbundenen Kommissionseinnahmen im laufenden Jahr eine Abnahme erwartet wird.

Mittelfristig soll es dann zu einer Normalisierung und Trendumkehr kommen, folgt man dem Ausblick. Während der Zinseffekt mit der Zeit schwindet und viele Ökonomen bereits für das kommende Jahr wieder mit ersten Zinssenkungen rechnen, dürfte das Gebühren- und Kommissionsgeschäft mit Blick nach vorn wieder an Fahrt zulegen.

Für 2024 rechnet BAK Economics mit einem deutlichen Aufholeffekt bei der Wertschöpfung mit einem Plus von 4 Prozent.

Weniger Stellen ab dem kommenden Jahr

Bei der Entwicklung der Beschäftigtenzahl bei der Bankenbranche insgesamt dürfte die Integration der Credit Suisse (CS) in die UBS im laufenden Jahr noch nicht spürbar sein. Vielmehr wird – vor allem durch den Ausbau im IT-Bereich – mit einem Plus von 0,7 Prozent gerechnet.

Die erwarteten negativen Folgen der CS-Integration bei der Beschäftigung werden dann ab 2024 mit einem Rückgang der Stellen nach Vollzeitäquivalenten (VTE) um 0,8 Prozent durchschlagen. Für 2025 bis 2028 wird mit einem Minus von im Schnitt 0,6 Prozent pro Jahr gerechnet. Zur Erinnerung: im vergangenen März hatte BAK Basel mit einer Schätzung für Aufsehen gesorgt, wonach wegen der Grossbankenübernahme in der Schweiz bis zu 12'000 Stellen auf der Kippe stehen.

Zum Vergleich: 2022 betrug die Beschäftigung bei den Schweizer Banken 154'300 VTE.

Versicherungen sorgen für Stabilität

2022 belief sich die Wertschöpfung der Versicherungsleistungen auf 29,6 Milliarden Franken. Die Versicherungen würden zurzeit in einem «harten Markt» agieren, in dem ein knappes Angebot auf eine grosse Nachfrage trifft, wie die Autoren weiter schreiben. Die Versicherungen profitieren von steigenden Prämienvolumen und erweisen sich als stabiler Wachstumstreiber. Entsprechend wird hier mit einer positiven Wertschöpfung im laufenden Jahr von plus 3,3 Prozent gerechnet, die dem Rückgang bei den Banken entgegenwirkt. Im kommenden Jahr soll das Wachstum 3 Prozent betragen.

Der Versicherungssektor zählte im vergangenen Jahr 80'600 Stellen. Hier rechnen die Analysten mit 1,9 Prozent mehr VTE in diesem Jahr und plus 1,3 Prozent im kommenden Jahr. Von 2025 bis 2028 soll der Zuwachs im Schnitt dann 0,6 Prozent betragen.

Eckpfeiler der Schweizer Wirtschaft

Die Studie unterstreicht einmal mehr die zentrale Bedeutung von Banken und Versicherungen für die Schweizer Wirtschaft. Der Finanzsektor sei ein Eckpfeiler und eine wichtiger Impulsgeber für andere Branchen, so die BAK-Ökonomen. Inklusive der Effekte in anderen Branchen habe die Wertschöpfung 2022 mehr als 100 Milliarden Franken betragen, und die Beschäftigung lag bei rund 450'000 Stellen.

Die direkten und indirekten Steuerzahlungen der Branche summierten sich den Angaben zufolge 2022 auf 18 Milliarden Franken. Das entspreche fast 12 Prozent des gesamten Steueraufkommens von Bund, Kantonen und Gemeinden.

Der Report von BAK Economics wurde im Auftrag der Schweizerischen Bankiervereinigung SBVg und des Schweizerischen Versicherungsverbandes SVV erstellt.

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