Wenn selbst der Präsident der Nationalbank es als Problem ansieht, dass die Bankkundinnen und -kunden zu träge sind, dann ist das schon bemerkenswert. Doch er ist nicht der Einzige, der dazu ermuntert, doch einmal zu schauen, ob man nicht bei der Konkurrenz bessere Konditionen bekommt.

Erst in der vergangenen Woche hatte die Hochschule Luzern (HSLU) eine Umfrage zum Thema Bankkundinnen und -kunden und ihre Reaktion auf das geänderte Zinsumfeld veröffentlicht. Und das Ergebnis war erschreckend.

Von den Befragten kannten gerade einmal sieben Prozent den Sparzins bei der eigenen Hauptbank. «Aufgrund dieses Wissensdefizits kommt es trotz teilweise erheblicher Unterschiede bei den Zinssätzen bislang nicht zu signifikanten Verlagerungen von Kundengeldern», sagte der Studienleiter Andreas Dietrich.

Bei diesem Wissensstand nützt es dann auch nichts, dass rund 35 Prozent angeben, Gelder auf andere Konten umzuschichten zu wollen oder zu einer anderen Bank zu wechseln, wenn der Zinsunterschied einen halben Prozentpunkt ausmacht.

Verantwortung liegt beim Kunden

Auch Thomas Jordan (Bild unten), der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), sieht in der Trägheit der Kundinnen und Kunden ein Problem. «Der Wettbewerb zwischen Firmen ist für Wachstum extrem wichtig – sei es im Finanzsektor oder in der Realwirtschaft», sagte er in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». «Doch die Verantwortung liegt ebenso bei den Kunden: Wenn Sie zu einer anderen Bank wechseln, die mehr Zins bezahlt, dann zwingt das Ihre bisherige Bank, darauf zu reagieren.

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(Bild: Keystone)

Aktuell erhalten die Banken für Gelder die sie bei der SNB angelegen einen Zins zwischen 1,25 und 1,75 Prozent. Für die Banken seien die Negativzinsen eine Herausforderung gewesen. Sie seien aber besser durch diese Phase gekommen als befürchtet, sagte Jordan weiter. Jetzt müssten sie erst einmal ihre Marge wieder normalisieren.

«Ich erinnere daran, dass zuvor die Zinsen für Sparer trotz negativem Leitzins mehrheitlich bei null lagen», betonte der SNB-Präsident. «Wenn die Normalisierung der Marge abgeschlossen ist, sollte der Wettbewerb zwischen den Banken dafür sorgen, dass auch die Zinssätze auf den Kundeneinlagen wieder ansteigen. Dieser Prozess hat bereits begonnen.»

Höhere Zinsmarge 2023

Laut einer weiteren HSLU-Studie lag die Zinsmarge der Schweizer Retailbanken im Jahr 201 noch bei 1,31 Prozent und sank bis Ende 2022 auf 1,11 Prozent. Für 2023 rechnen die Studienautoren damit, dass dieser Wert wieder auf 1,30 bis 1,35 Prozent ansteigen wird.

Insgesamt dürften die Banken im laufenden Jahr aus der Verzinsung der Sichtguthaben rund 7 Milliarden Franken von der SNB erhalten. Ab Dezember wurde jedoch die Verzinsung der Mindestreserven gestrichen. Damit spart die SNB bereits jetzt Geld ein. Banken müssen derzeit eine Mindestreserve von 2,5 Prozent der kurzfristigen Verbindlichkeiten bei der Nationalbank hinterlegen. Dieser Wert kann bis auf 4 Prozent angehoben werden.

Neben dem Leitzins ist das eines der Instrumente der SNB, um die Zinsen am Geldmarkt effektiv zu steuern, wie Präsident Jordan betonte.

Bilanzverkürzung könne zu Liquiditätsmangel führen

In den vergangenen Jahren hatte war die Bilanz der SNB durch eine starke Ausweitung der Devisenreserven stark angeschwollen. Eine rasche und starke Verkürzung der Bilanz würde bei den Banken zu einem Liquiditätsmangel führen. Das wäre aus Sicht der Geldpolitik gegenwärtig nicht sinnvoll, denn sie würde zu einer starken Aufwertung des Frankens führen, sagte Jordan.

«Die Aufgabe der SNB ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten. Die Grösse unserer Bilanz ist das Resultat unserer Geldpolitik.» Damit sei zwar nicht auszuschliessen, dass auch in Zukunft ein erheblicher Verlust entstehe. Die SNB sei aber immer in der Lage sich aus eigener Kraft zu rekapitalisieren. «Einerseits erwirtschaftet die SNB über lange Zeit immer einen Ertrag. Anderseits haben wir eine umsichtige Ausschüttungspolitik.»

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