Das vergangene Jahr hat mit dem Niedergang der Credit Suisse deutlich gezeigt, wie verletzlich selbst Schweizer Banken sein können. Darum muss sich die Branche noch vermehrt dem Strukturwandel stellen. Dabei geht es vor allem um Kundenbindung und eine höhere Werthaltigkeit, wie der neuste Bankenbarometer der Beratungsfirma EY zeigt.

«Wir werden eine Reihe von Rekordergebnissen sehen», sagte Patrik Schwaller, Managing Partner und zuständig für das Audit von Finanzdienstleistern bei der Beratungsfirma EY, am (gestrigen) Donnerstag an der Präsentation der Branchenstudie EY-Bankenbarometer in Zürich. «Die Zinswende hatte einen massgeblichen Einfluss auf die Ergebnisse.»

Für die Banken seien die höheren Zinsen jedoch Fluch und Segen zugleich, gab Schwaller weiter zu bedenken. Die Institute hätten von den höheren Zinsen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) profitieren und die Hypothekarzinsen erhöhen können.

Kehrseite der Medaille

Die Kehrseite der Medaille seien die höheren Finanzierungskosten sowie höhere Renditen und fallende Kurse bei festverzinslichen Anlagen. Das sei auch der Auslöser für die Turbulenzen bei den US-Banken gewesen.

Das Marktumfeld hat sich entsprechend verändert. Von September 2022 bis Mai 2023 sind laut EY bei hiesigen Banken rund 250 Milliarden Franken durch Umschichtung und Abzug von Kundengeldern abgeflossen, davon allein 210 Milliarden Franken von ausländischen Kunden. Doch die Resilienz des Schweizer Marktes sei hoch, und die Bank-Manager seien kurz und auch langfristig optimistisch, sagte Schwaller.

Nicht viel mehr als Nadelstiche

Komme hinzu, dass die Kunden im Schweizer Heimmarkt eher träge sind, wie Olaf Toepfer, bei EY Leiter Banken und Kapitalmarkt, ausführte. Von einem Zins- oder Gebührenwettbewerb sei bislang noch nicht viel zu spüren.

«Das neue Angebot der Zürcher Kantonalbank mit kostenlosem Konto und Beratung ist natürlich schon eine Kampfansage.» Hingegen seien die Angebote der sogenannten Challenger-Banken (gemeint ist etwa die ausländische Banking-App Revolut) bislang meist nicht viel mehr als Nadelstiche.

Steigender Innovationsdruck

«In der Schweiz geht das Banking eigentlich erst mit Kunden los, die man als «affluent» bezeichnen kann. Und der Bereich Vermögensverwaltung sei ein Wachstumsmarkt», so Toepfer weiter.

Dennoch müssten sich auch die Schweizer Banken mittelfristig dem Strukturwandel in der Branche stellen. Dabei gehe es darum, die Kundenbindung zu erhöhen und die Werthaltigkeit zu steigern. Das werde für Innovationsdruck sorgen. Zwar würden die Filialbesuche der Kundinnen und Kunden weiter abnehmen. Doch wenn es Beratungsbedarf gebe, gehe es meist um komplexere Probleme. Und damit steige auch die Volatilität bei der Zahl der Kundenkontakte.

Hohe Zuwanderung

Der Wandel werde von den Kunden getrieben, so Toepfer weiter. Man sehe bereits, dass die Banken im Ausland stärker an den Kundenmodellen arbeiten würden.

Verglichen mit ausländischen Instituten würden die Schweizer Banken aber von einem stabileren Umfeld profitieren, so der Berater weiter. Die Zinsen und die Inflation seien hierzulande tiefer als in der EU oder den USA. Die Zuwanderung sei weiterhin hoch, und die Bautätigkeit nehme ab, was zusammen die Immobilienpreise stütze. Das ist von grosser Bedeutung für die Geldhäuser: 75 Prozent der Kredite in der Schweiz entfallen auf Hypotheken.

Verschärfte Regulierung erwartet

Zwar rechnet Toepfer damit, dass die Rückstellungen für Kreditausfälle steigen könnten, jedoch von einem sehr niedrigen Niveau aus. Und auch bei der Konjunkturentwicklung oder vom Arbeitsmarkt gebe es derzeit keine Alarmsignale.

Weiter stellten die von den Banken erwartete schärfere Regulierung, etwa mit einer Anhebung der Liquiditäts- und Eigenmittel-Anforderungen, stellen keine unlösbaren Aufgaben dar. Für die grossen systemrelevanten Institute würden die Anforderungen ohnehin bald steigen, so der EY-Experte, und die anderen Banken seien in der Regel gut kapitalisiert.

 

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