Das von der Zinswende und dem Untergang der Credit Suisse geprägte 2023 ist für das Swiss Banking ein Ausnahmejahr gewesen. Der Lohntrend bei führenden Häusern zeigt dabei nicht überall in die gleiche Richtung, wie der Vergleich von finews.ch zeigt.

Mit dem Februar endet auch die Bonus-Saison bei den Schweizer Banken. Was die Chefs der führenden Institut im Ausnahmejahr 2023 verdient haben, wird zwar erst aus den Geschäftsberichten herauszulesen sein. Doch Anhand der für das abgelaufene Geschäftsjahr ausgwiesenen Kennzahlen lässt sich jetzt schon abschätzen, über welchen Bankerinnen und Bankern das Füllhorn ausgeschüttet wurde.

Auf das Geschäft kommt es an

Dabei waren je nach Banking-Segment deutliche Tempo-Unterschiede zu beobachten. Das höhere Zinsniveau liess bei fast allen Retailbanken die Kassen klingeln, ein Effekt, der sich in dieser Grössenordnung im Jahr 2024 wohl nicht wiederholen lässt. Das Geschäft im Private Banking und im Asset Management war dagegen von Umschichtungen, Währungseffekten und vorsichtig agierenden Kunden geprägt. Und im Investmentbanking herrschte monatelange Flaute.

Die grösste Veränderung bei den Personalkosten pro Vollzeitstelle verzeichnete 2023 wenig überraschend die UBS (siehe Tabelle unten). Hier hatte die Übernahme der Credit Suisse (CS) einen grossen Einfluss auf die Rechung. Mit von Dollar umgerechneten durchschnittlich rund 198'000 Franken liegt der Wert noch unter jenem der Zürcher Kantonalbank (ZKB).

Die CS kam im Jahr 2022 – damals noch unabhängig – auf einen Wert von 196'000 Franken.

Kosten Mitarbeiter 500

(Quelle: Banken; UBS umgerechnet zu Franken von Dollar zum jeweiligen Jahresmittelkurs)

Signa-Debakel wirkt sich aus

Generell sind die Gehaltsstrukturen im Banking nach Segmenten sortiert. Dabei liegen die Gehälter im Retail Banking am tiefsten; sie steigen dann über Private Banking, Asset Management und Investment Banking weiter an, wie die Daten verschiedener Anbieter ziegen. Damit können sich auch Aktivitätsverschiebungen und -gewichtungen auf die Durchschnitts-Personalkosten auswirken.

Bei der auf das Private Banking fokussierten Julius Bär gab bei den Jahreszahlen der Abschreiber auf die Signa-Kredite zu Reden. Der Abgang des CEO und die gestoppten Boni für einige wenige Mitarbeitende waren eine Folge des Debakels – ebenfalls wird es zum einem Stellenabbau kommen. Die durchschnittlichen Personalkosten gingen bei Julius Bär um 6 Prozent auf 230'000 Franken zurück.

Vontobel einsame Spitze – noch

Gespart wird auch bei der Zürcher Konkurrentin Vontobel. Die Co-Chefs Christel Rendu de Lint und Georg Schubiger wollen das Geschäft neu organisieren und die Kosten um 100 Millionen Franken drücken. Die Einsparungen werden auch das Personal betreffen. Die Zahl der Vollzeitäquivalente dürfte sinken.

Beim Blick auf die gezahlten Löhne gibt es dabei im Vergleich mit den Wettbewerbern wohl ebenfalls Potenzial. Hier ist die Privatbank Vontobel – wie schon 2022 – weiterhin Spitze. Die knapp 2’300 Mitarbeitenden verdienten 2023 im Schnitt 301’099 Franken, wenn die Anzahl Vollzeitstellen ins Verhältnis zum Personalaufwand gestellt wird.

EFG mit Anziehungskraft

Dabei stand das erfolgsverwöhnte Traditionshaus 2023 im Gegenwind. So ging der Gewinn um 7 Prozent auf 214,7 Millionen Franken zurück. Erst eine Erholung des Marktumfeldes im vierten Quartal verhalf zu etwas Schub.

Operativ besser lief es bei EFG International. Die Zürcher Privatbank hat den Gewinn um 50 Prozent auf über 300 Millionen Franken gesteigert. Zudem verbuchte die Bank einen ordentlichen Nettoneugeld-Zufluss und stellte rekordverdächtig viele Kundenberaterinnen und -Berater, rund ein Drittel kommt von der CS. Hier lag der Durchschnittslohn für eine 100-Prozent-Stelle bei rund 253'000 Franken.

Boni-Deckel bei ZKB

Auch bei der ZKB erwies sich 2023 als ein erfolgreiches Jahr. Der Gewinn stieg um 17 Prozent auf 1'238 Millionen Franken, und die Staatsbank schüttet eine Rekordsumme an Dividenden aus. Um die Boni und die Fixlöhnen in ein besseres Gleichgewicht zu bringen, deckelte das Institut jedoch die variablen Vergütungen bereits im Vorfeld auf das Niveau von 2022. Auch für die Zukunft wird die Gehaltstruktur angepasst.

Bei der die Kantonalbank ging das Durchschnittsgehalt demnach um 3 Prozent auf 213'000 Franken zurück.

Das ist immer noch ansehnlich, zumal im Vergleich zu Retailbanken. Zu bedenken ist hier allerdings, dass die ZKB als Universalbank – wie in der Schweiz sonst nur noch die UBS – die gesamte Palette an Bankdienstleistungen anbietet. Weil sie dazu auch zahlreiche teure Spezialisten benötigt, treibt dies das Durchschnittsgehalt nach oben.

Viele Einflussgrössen

Die berechneten Werte können nur eine grobe Richtung der Personalkosten pro Vollzeitstelle per Ende Jahr anzeigen. Sie sagen etwa nichts über die Höhe der Boni aus oder über die Unterschiede zwischen den tiefen und hohen Gehaltsklassen bei einer Bank.

Die durchschnittlichen Personalkosten können zudem durch grössere Personalveränderungen während des Jahres beeinflusst werden, oder auch Abfindungszahlungen oder Anwerbe-Boni. All diese Elemente waren im Ausnahmejahr 2023 im Spiel.

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