Die UBS soll für deutsche Kunden 36'000 Stiftungen in Liechtenstein betreuen. Dies meldete das ZDF unter Berufung auf ein Memo an UBS-Manager Arthur Decurtins.

Die Geschäfte der UBS mit deutschen Steuerflüchtlingen seien «offenbar umfangreicher als bisher bekannt»: Dies berichtete die ZDF-Fernsehsendung «Frontal 21» am Dienstag abend. Die Reporter beriefen sich dabei ein vertrauliches Papier aus dem Wealth Management der Bank. Laut UBS-Angaben ist dieses Papier gefälscht, die Bank dementiert die vom ZDF behaupteten Fakten vehement. Doch der Sender bleibt dabei.

Das Schreiben habe sich an Arthur Decurtins gerichtet, den einstigen Leiter des Wealth Management Benelux und Deutschland, und datiert vom 14. Februar 2008 (just am selben Tag wurde übrigens Post-Chef Klaus Zumwinkel wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung verhaftet). Es besagt, dass die UBS Ende 2007 für deutsche Kunden rund 36'000 Stiftungen in Liechtenstein betreute; hinzu kamen rund 14'000 Gründungen unter UBS-Ägide in anderen Steueroasen, davon 8600 Panama-Gesellschaften. Ein Protokoll des ganzen Fernseh-Beitrags findet sich hier.

Die UBS meldet nun gegenüber finews.ch: Dieses Papier sei eine Fälschung. Das Memo entbehre jeglicher Grundlage. Arthur Decurtins habe nie solch ein Papier erhalten, die erwähnte Sitzung habe nie stattgefunden, der angedeutete Auftrag sei nie erteilt worden, und die genannten Zahlen seien falsch. UBS-Sprecher Serge Steiner weist zudem darauf hin, dass Arthur Decurtins zum angegebenen Zeitpunkt des Schreibens gar keine Funktion in Bezug auf Deutschland gehabt habe. Und schliesslich sähen UBS-Papiere völlig anders aus, so Steiner weiter.

Cui bono?

Die UBS erachtet das Vorgehen von «Frontal 21» als «nicht sauber». «Wir werden das Gespräch aufnehmen», sagt Serge Steiner.

Bei «Frontal 21» bleibt man dabei: Das Memo ist echt. Arthur Decurtins sei ja auch laut einem Bericht der UBS Deutschland bis Ende April 2008 stellvertretender Vorsitzender des dortigen Aufsichtsrats gewesen, sagt Steffen Judzikowski, einer der Autoren. Er habe also durchaus eine herausragende Funktion in Bezug auf Deutschland gehabt. «Das Memo entspricht nach unseren Recherchen dem UBS-Format», sagt Judzikowski weiter. Zum Schutz der Informanten sei aber der Absender retuschiert worden.

Die Fragt ist also: Wer sind diese Informanten? In welchem Interesse wäre solch ein Papier gestreut worden? Dass der Finanzplatz Schweiz und Schweizer Banken einen Teil der Mittel von Liechtensteiner Stiftungen verwalten, war bislang ein offenes Geheimnis. Der aktuelle Vorwurf – im derzeitigen politischen Umfeld – wäre dazu angetan, die UBS konkret zu behaften und die Schweizer Banken nochmals unter Druck zu bringen.

So zitierte «Frontal 21» den Steuerfahnder Reinhard Kilmer mit den Worten: «Wenn nun bekannt wird, dass allein die UBS 36'000 Stiftungen betreut, die ihren Sitz in Liechtenstein haben, dann macht das deutlich, dass das Ausmass der Stiftungen, das Ausmass des schwarzen Vermögens und damit auch das Ausmass der Steuerhinterziehung viel gigantischer ist als ursprünglich angenommen.» Bisher gingen deutsche Steuerfahnder davon aus, dass in Liechtenstein rund 70'000 Stiftungen bestehen, ein Grossteil davon von deutschen Anlegern.

Die Sache mit dem Whistleblower-Team

Das Papier mit den Daten sei «Frontal 21» von einer Gruppe von sechs UBS-Mitarbeitern zugespielt worden. Die Angestellten wollten «die kriminellen Machenschaften unserer Vorstände nicht mehr mittragen», so das Zitat (das also deutlich auf eine sehr deutsche Quelle verweist). Der oder die (vermeintlichen?) Whistleblower werfen der UBS «massive systematische Beihilfe und Anstiftung zur Steuerhinterziehung und Steuerbetrug» vor. Viele Konten von deutschen UBS-Kunden würden derzeit «nach Singapur und Hongkong ausgelagert».

Auch Credit Suisse im Visier

Der ZDF-Bericht besagte ferner, dass Schweizer Banken weiterhin potentielle deutsche Steuerhinterzieher anwerben. Zitiert wird ein früherer Mitarbeiter der Credit Suisse: «Jeder Kunde, der sein Geld bei der Credit Suisse in der Schweiz anlegt, ist ein guter Kunde», sagt der Mann. «Es wird sicher nicht darauf geachtet, ob der Kunde sein Geld im Heimatland versteuert hat oder nicht.»

Credit Suisse lade auch heute noch deutsche Kunden zu diskreten Treffen mit Schweizer Beratern ein. Dies kommentiert Steuerfahnder Reinhard Kilmer mit dem Satz: «Wenn eine Beratung in Deutschland nicht von deutschen Bankmitarbeitern, sondern von Schweizer Mitarbeitern derselben Bank gemacht wird, dann muss das einen Grund haben». Und weiter: «Ich denke, dass bei diesen Gesprächen oft auch die Grauzone zur Beihilfe betreten wird, dass möglicherweise hier Geschäfte vermittelt werden sollen, die nicht ganz sauber sind: Und da schickt man lieber einen Schweizer hin, weil der deutsche Mitarbeiter sich möglicherweise der Gefahr aussetzt, wegen Beihilfe selber strafrechtlich verfolgt zu werden.»

Die Credit Suisse erklärte, sie halte sich an die deutschen Gesetze.

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