Der abgetretene Staatssekretär Michael Ambühl äussert sich zum Schweizer Finanzplatz. Seine Botschaft an die Banken: Professionalität und Konkurrenzfähigkeit beibehalten – und gelassener werden.

Einen leisen Seitenhieb auf die Schweizer Banken kann sich Michael Ambühl, heute ehemaliger Staatssekretär für internationale Finanzfragen, nicht verkneifen. Im Interview* mit «take it», dem Mitgliedermagazin des Schweizerischen Bankpersonalverbandes, fasst er seine Erfahrungen als Chefunterhändler um das Bankgeheimnis zusammen: «Es wäre natürlich schöner, wenn die Banken eine einheitliche Meinung hätten».

Es sei aber auch normal, dass in einem Club mit 340 Mitgliedern unterschiedliche Meinungen vorhanden seien. Ein Fazit zu seiner Tätigkeit als Chefunterhändler in Steuerfragen zieht Ambühl hingegen nicht. Ausser: «Das Bankgeheimnis hat uns nicht viele Sympathien eingebracht.»

Akzeptanz im Ausland ist gesunken

Zuletzt hatte er mit den USA einen Deal ausgearbeitet, der Klagen gegen Schweizer Banken hätte abwenden sollen, welche US-Bürgern beim Verstecken von Steuergeldern behilflich waren. Doch fiel die «Lex USA» beim Parlament durch.

Zu den Rahmenbedingungen des Schweizer Finanzplatzes habe das Bankgeheimnis gehört. «In den letzten Jahren ist die Akzeptanz dafür allerdings sichtlich gesunken» sagt er. Probleme mit der internationalen Akzeptanz habe die Schweiz auch wegen der Unternehmensbesteuerung und der Steuerregime in einigen Kantonen.

Amerikanisierung des Gehaltssystems

Im Inland stosse die Salärfrage auf wenig Verständnis. «Vielleicht hat das damit zu tun, dass wir eine Amerikanisierung des Gehaltssystems in der Schweiz erlebt haben». Es sei eine Stärke der Schweiz, sozialen Ausgleich anzustreben, «was man in der Finanzwelt vielleicht weniger anpeilen konnte oder wollte».

Ambühl äussert sich aber optimistisch, was die Zukunft des Schweizer Finanzplatzes betrifft. Die grossen Wettbewerbsvorteile seien die Professionalität im Bankensektor, der stabile Franken und auch die politische Stabilität. An die Banken richtet er die Botschaft, sie sollten weiterhin eine hohe Professionalität anstreben und die Sozialpartnerschaft pflegen.

Hartnäckig bleiben, wenn nötig auch flexibel

Ausserdem sei es gut, «eine gewisse Portion Gelassenheit in Bezug auf Änderungen der Rahmenbedingungen» mitzubringen. Seinem Nachfolger im Staatssekretariat Jacques de Watteville, der unter anderem auch diese Rahmenbedingungen aushandeln muss, rät er, einerseits seine Standpunkte konsequent und hartnäckig zu verteidigen. Anderseits müsse man auch wissen, wann man flexibel zu sein habe.

*Das Interview war am 21. August 2013 geführt worden.

 

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