Sarasin-Analyst Rainer Skierka sieht den Turnaround bei der UBS kommen – aber auch weitere Risiken. Es sind nicht wenige.

Unmittelbar nach der Beilegung des Steuerstreits in den USA präsentiert Rainer Skierka, Finanzanalyst bei der Bank Sarasin, eine ausführliche Standortbestimmung zur UBS. Sein Fazit lautet: Der Turnaround kommt in Sicht.

Das sind die Stärken der UBS:

  • Weltweit nach wie der grösste Vermögensverwalter für private und institutionelle Kunden (2'250 Milliarden Franken Assets under Management)
  • BIZ Tier-1-Ratio von 13,2 Prozent und Finma-Leverage-Ratio von 3,5 Prozent machen die UBS zu einer der best kapitalisierten Banken Europas
  • Intaktes Ertragspotenzial in den jeweiligen Geschäftsbereichen
  • Gute Chancen für Wachstumsinitiativen im Wealth Management in den Märkten Europa, Asien und Naher Osten
  • Werthaltigkeit kann durch Verkäufe und Repositionierungen, vor allem im Investmentbanking, deutlich gesteigert werden
  • Beilegung des US-Rechtsstreits schafft neue Vertrauensbasis

Das sind die Schwächen der UBS:

  • Anhaltend hohe Geldabflüsse
  • Reputationsverlust wiegt schwer
  • Verwässerungseffekte seit der Staatsbeteiligung und der Kapitalerhöhung vom Juni 2009
  • Unterdurchschnittliche Profitabilität im Wealth Management USA
  • Neuerliche Verluste und tiefes Ertragspotenzial im Investmentbanking
  • Weitere Kapitalerhöhungen allenfalls nötig wegen weiterer potenzieller Verluste
  • Anhaltender aussenpolitischer Druck auf den Schweizer Finanzplatz und damit auch auf die UBS

Beschwerlicher Weg im Visier

Insgesamt hat die UBS noch einen beschwerlichen Weg vor sich. Schwer zu schaffen machen der Bank nach wie vor die Geldabflüsse an fast allen Fronten. Allein im 2. Quartal wanderten rund 40 Milliarden Franken ab, wie Rainer Skierka betont.

Während der Abfluss bei den Privatkunden in der Schweiz praktisch zum Stillstand gekommen ist, verzeichneten die europäischen Standorte anhaltend beschleunigte Abflüsse. Und: Diese Abflüsse liessen sich durch Neugelder im asiatischen Raum nur teilweise kompensieren.

Rund 800 Kundenberater verloren

Problematisch ist vor allem: Seit den Turbulenzen bei der UBS haben rund 800 Kundenberater die Bank bereits verlassen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit werden sie, zeitverzögert, auch einen Teil ihrer Klienten mitnehmen. Das dürfte die UBS noch zu spüren bekommen, ist Rainer Skierka überzeugt.

Wie schwierig eine Einschätzung der UBS ist, zeigt sich auch darin, dass die operativen Ergebnisverbesserungen im 2. Quartal 2009 durch Bewertungsanpassungen und Restrukturierungskosten verzerrt wurden. Unter Ausklammerung aller Sonderbelastungen hätte für die UBS im 2. Quartal 2009 ein Vorsteuergewinn von 971 Millionen Franken resultiert, rechnet Skierka vor.

Kein Sonntagsspaziergang

Und er hält der UBS auch zugute, dass die UBS inzwischen eine solide Eigenkapitalbasis wieder geschaffen hat und mit einem baldigen Verkauf der 9-prozentigen Staatsbeteiligung gerechnet werden dürfe. Doch: Die Rückkehr in die Gewinnzone werde auch im 3. Quartal 2009 kein Sonntagsspaziergang sein, vor allem weil die buchhalterischen Sonderbelastungen das Resultat weiter beeinträchtigen werden.

Zudem seien besonders im Investmentbanking sowie im Asset Management weitere Verbesserungen notwendig, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Dies sei in der ersten Jahreshälfte 2009 nicht der Fall gewesen.

Bis 2012 wieder «on top»

Mit der Beilegung des Rechtsstreits in den USA hat die UBS gemäss Skierka indessen einen grossen Belastungsfaktor beiseite schieben können, so dass die Bank schrittweise wieder ihre operative Stärke entfalten könne. Allerdings mit einem geringeren Risikoprofil und ohne US-Wealth-Management-Geschäft.

Vor diesem Hintergrund rechnet Skierka bei einem intakten Marktumfeld, dass die Grossbank etwa in drei Jahren wieder am Niveau der Konkurrenz sein wird.

Eine unabdingbare Voraussetzung wird dabei die Wiederherstellung des Vertrauens sein, messbar an der Umkehr der Geldabflüsse im Vermögensverwaltungsgeschäft.

Herausforderung für Grübel – Aktie kaufen

Dies stelle für das Management-Team unter CEO Oswald J. Grübel die grösser Herausforderung dar. Insgesamt ist Rainer Skierka aber überzeugt, dass die UBS mittelfristig die Wende schaffen wird. Darum stuft er die Aktie nun mit Kaufen ein.

 

 

 

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