Was der wirkliche Grund für die Anleihenkäufe der EZB ist, wohin sich der Franken entwickelt – und was das alles für Schweizer Vermögensverwalter bedeutet: Sieben Fragen an Bruno Gisler, Chefökonom von Aquila.

Bruno Gisler 3Herr Gisler, war die «dicke Bertha» der Europäischen Zentralbank EZB dick genug?

Vordergründig geht es darum, der Wirtschaft aus den Startpflöcken zu helfen. Die zusätzliche Liquidität von 1'080 Milliarden Euro nützt da wenig. Ein schwächerer Euro kann allerdings etwas bewirken. Der Hauptgrund für die geldpolitische Expansion ist allerdings, die Last des Schuldendienstes der stark verschuldeten Staaten zu reduzieren.

Doch was bedeutet das EZB-Programm für den Franken?

Jede weitere geldpolitische Lockerung der EZB schwächt grundsätzlich den Euro und stärkt den Franken.


«Die EZB bereitete den Markt problemlos vor»


Dann muss die Schweizerische Nationalbank SNB schon bald wieder Euro kaufen?

Wenn sich der Euro gegen den Franken weiter abschwächt, wird die SNB nicht um weitere Interventionen herumkommen, weil sonst unsere industrielle Basis ins Ausland abwandert und der Tourismus einbricht.

Das EZB-Programm war Monate zuvor angedeutet worden, der SNB-Entscheid vor einer Woche kam völlig überraschend. Wer kommunizierte besser?

Das sind zwei vollkommen verschiedene Paar Schuhe. Während der Markt problemlos auf quantitative Lockerungen vorbereitet werden kann, gilt das für die Aufhebung einer Währungsuntergrenze nicht. Während der verbalen Vorbereitungsphase hätte die SNB Unmengen von Euro kaufen müssen. Genau dies wollte sie mit ihrer Aktion verhindern.

Die Schweizer Vermögensverwalter zählen mit ihren ausländischen Geldern ebenfalls zur Exportindustrie. Was droht ihnen vom schwachen Euro?

Da je nach Vermögensverwalter grosse Teile der Kundenvermögen auf Fremdwährungen lauten, nehmen die Kundenvermögen in Franken ab. Dementsprechend sinken die Erträge. Und: Die Vermögensverwalter können ihre Kostenbasis nicht so einfach ins Ausland verlegen.


«Negativzins stellt die Wirtschaft auf den Kopf»


Bereits geben Banken den Strafzins an ihre Kunden weiter. Wie werden die Negativzinsen auf Dauer auf die Schweizer Wirtschaft wirken?

Die Schuldner werden zu Lasten der Sparer geschröpft. Die Investitionen werden billiger. Längerfristig stellen Negativzinsen verantwortungsvolles Wirtschaften auf den Kopf. Es kommt zu massiven Fehlallokationen von Kapital. Auf die Dauer ergibt sich eine klar negative Bilanz.

Wo können Schweizer ihr Vermögen noch mit einigermassen akzeptabler Rendite anlegen?

Aktien bleiben die bevorzugte Anlageklasse.

Gold erlebte in den letzten Tagen ein Comeback. Geht das weiter so?

Es ist zu früh, um von einem Trend zu sprechen. Je mehr unverantwortliches Gelddrucken Überhand nimmt, umso besser stehen die Chancen für einen Goldpreisanstieg.

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