Der Biotech-Milliardär und Ex-UBS-Verwaltungsrat stösst auf Widerstand: Einige Vermögensverwalter wollen eine von seiner Investmentfirma geplante Fusion blockieren, wie Recherchen von finews.ch ergaben.

Ares hiess im alten Griechenland der Gott des Krieges. Arès Life Sciences heisst derweil eine Beteiligungsfirma mit Sitz auf der Kanalinsel Jersey und Büros in Genf, London und Luxemburg. Sie gehört zum Imperium des Schweizer Biotech-Milliardärs und Ex-UBS-Verwaltungsrats Ernesto Bertarelli (Bild oben) und seiner Familie.

Auch Arès wird dieser Tage als durchaus kriegerisch wahrgenommen. Und zwar von Minderheitsaktionären des französischen Pharma-Konzerns Stallergenes. Sie werfen der Beteiligungsfirma vor, sie im Rahmen eines Mergers brutal aus Stallergenes hinausdrängen zu wollen – und sich auf ihre Kosten zu bereichern. Ein Vorwurf, den Arès vehement bestreitet.

Am Donnerstag wurden die Minderheitsaktionäre nun in Paris vorstellig, um den Deal zu blockieren – und planen weitere Schritte. Im Abwehrkampf gegen die Pläne der Bertarelli-Firma steht offenbar auch das Vermögen von Schweizer Anlegern auf dem Spiel.

Überraschender Coup

Doch der Reihe nach. Die börsenkotierte Stallergenes stellt Medikamente zur Allergie-Desensibilisierung her und hat dafür letztes Jahr wichtige Zulassungen für die USA und Japan erhalten. Das lässt künftig auf einiges Gewinnpotenzial schliessen.

Arès ist zu 77 Prozent an Stallergenes beteiligt. Gar zu 100 Prozent gehört Arès die amerikanische Firma Greer, die ebenfalls im Bereich Immun-Therapie tätig ist. Die beiden Pharma-Unternehmen arbeiten bereits zusammen: Stallergenes verfügt über einen zehnjährigen Vertriebsvertrag mit Greer in den USA.

Letzten März lancierte Arès einen Coup. Wie auch die Agentur «Reuters» berichtete, kündigte das Bertarelli-Vehikel überraschend die Verschmelzung von Stallergenes und Greer an. Nach dem vorgelegten Fusionsplan soll das neu gebildete Unternehmen als Ares Allergy Holding nach britischem Recht firmieren und an der Pariser Börse kotiert werden.

Die Aktionäre von Stallergenes sollen dannzumal 60 Prozent der Anteile am neuen Unternehmen halten, jene von Greer 40 Prozent – also ein Aktientausch zu einem Verhältnis 1,5 Greer-Titel für eine Stallergenes-Aktie.

Taucher und Widerstand

Auf die Ankündigung hin reagierte die Stallergenes-Aktie mit einem Taucher. Der Deal kam am Markt nicht gut an. Analysten wie jene der französischen Grossbank Société Générale äusserten sich kritisch. Und unter den Stallergenes-Minderheitsaktionären regte sich Widerstand.

Frank Fischer 160Zum jenem Lager zählt auch Frank Fischer (Bild links), Chef des Frankfurter Vermögensverwalters Shareholder Value Management (SVM). Die deutsche Firma führt unter anderem den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, an dem Fischer zufolge auch Schweizer Anleger beteiligt sind. Der Fonds hält nach eigenen Angaben 1,8 Prozent der Stimmen an Stallergenes.

Und diesen Stimmen verleiht Fischer nun Nachdruck. Ihm zufolge wird die Fusion völlig intransparent durchgeführt, die 60-40-Aufteilung sei ein «Hohn» und widerspiegle den wahren Wert von Stallergenes im Merger nur ungenügend. «Der Hauptaktionär versucht sich auf unsere Kosten zu bereichern. Das kann und darf nicht sein», wettert Fischer.

Gegenangriff vor der Behörde

Vor allem aber fürchtet Fischer, dass die Minderheitsaktionäre mit dem geballten Anteil des Bertarelli-Vehikels später im Rahmen eines «Squeeze-Out» leicht aus der britischen Holding herausgedrängt werden könnten. «Damit werden die Minderheitsaktionäre jener Gewinne beraubt, die sie über Jahre vorfinanzierten», sagt der SVM-Chef.

Das fürchtet offensichtlich nicht nur er. Die französischen Schutzgemeinschaft für Kleinaktionäre ADAM sowie die ebenfalls französischen Vermögensverwaltungsgesellschaften Amiral, Moneta und Nemour Capital schlossen sich Fischers Kritik an. Gemeinsam gingen sie nun zum Gegenangriff über.

So brachte ADAM die Anliegen am Donnerstag vor die französische Finanzmarkt-Aufsichts Autorité des marchés financiers (AMF) – und versuchte dort, den Merger zu stoppen.

Eine Achillesferse

Denn die Fusionspläne von Ares unter das Dach einer britischen Holding haben eine Achillesferse. Nach EU-Recht ist ein grenzüberschreitenden Merger nämlich nur dann gestattet, wenn ein Barangebot an sämtliche Aktionäre der beiden Firmen ergeht. Und weil die Bertarelli-Investmentgesellschaft im Wesentlichen nur einen Aktientausch plant, braucht sie eine Sondergenehmigung der AMF.

Dass dies zutrifft, lässt Arès auf Anfrage von finews.ch über ein PR-Agentur in Genf ausrichten. Es brauche die Zusage der Behörde, damit der Merger nicht ein öffentliches Übernahmeangebot für die Stallergenes-Aktien auslöse.

Anliegen ernst genommen

Allerdings bestreitet das Bertarelli-Vehikel, dass später ein Squeeze-Out geplant sei. Vielmehr wolle man die neue Holding an der Börse kotieren. Überhaupt nehme man die Anliegen der Minderheitsaktionäre sehr ernst und gehe bei der Fusion nach den Regeln der «Best Practice» vor, wie es weiter heisst.

Die Arbeiten zur Fusion kämen derweil gut voran. Mit dem grünen Licht seitens des Regulators hoffe man, die Transaktion bis im dritten Quartal 2015 unter Dach und Fach zu bringen, so Arès.

Derweil schöpfen die Gegner der Fusion Hoffnung aus der blossen Tatsache, dass die AMF ihnen Gehör schenkt. Dennoch droht Fischer bereits weiteren Widerstand an. «Haben wir mit unseren Anliegen bei der AMF und einer voraussichtlich im Juni bei Stallergene anberaumten Generalversammlung keinen Erfolg, erwägen wir den Schritt vors Gericht.»

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