Alle Welt spricht vom geplanten Fintech-Hub in Dübendorf bei Zürich. Dabei ist die Schweizer Börsengruppe SIX schon wesentlich weiter, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Schon im nächsten Juli soll es losgehen in Zürich-West.

Erfolgreichen Anlässen wie der Finance 2.0 und anderen heimischen Anlässen zum Trotz: Wenn sich die Schweizer Finanzbranche über die neusten und spannendsten Fintech-Projekte schlau machen will, reist sie nach London, Berlin oder ins Silicon Valley.

Fintech-Inkubatoren wie Level 39 in London sind ein Magnet für Startups und Banken geworden. Hiesige Fintech-Unternehmer reisen aber auch in die deutsche Hauptstadt, um den Gründer- und Innovationsspirit zu atmen. Und in Kalifornien hält ohnehin die halbe Welt nach den neusten Trends Ausschau.

Die Schweiz im Hintertreffen

Von einer solchen Anziehungskraft ist die Schweizer Fintech-Szene noch weit entfernt. So weit, dass man in der Branche allmählich befürchtet, der Schweizer Finanzplatz könnte wegen seiner fehlenden Strukturen ins Hintertreffen geraten.

Andreas ItenFür Andreas Iten (Bild), bei der SIX Group verantwortlich für Technologie-Innovation, ist das inakzeptabel. «Die Schweiz hat sehr viel Potenzial, um sich zum führenden Fintech-Standort zu entwickeln», sagt er im Gespräch mit finews.ch. Iten hat auch eine Strategie erarbeitet, um dieses Potenzial zur Blüte zu bringen.

Er will die SIX Group als Initiantin und Treiberin einer langfristig angelegten Fintech-Innovations-Strategie positionieren, wie er im Gespräch weiter erklärt – als Innovatorin, aber auch als Investorin und Kooperationspartnerin.

Gründung eines Inkubators

«Die SIX Group mit ihrem enormen IT-Know-how und als neutrale Finanzdienstleisterin ist dafür recht eigentlich prädestiniert», so Iten. Denn von den Fintech-Innovationen würden auch ihre Besitzer, die Banken profitieren. Schliesslich hat die SIX mit der von ihr entwickelten Paymit-App sowie mit mCashier bereits erste Marken in die Fintech-Landschaft gesetzt.

Der erfahrene IT-Manager weiss aber auch, dass innerhalb des Grossunternehmens SIX Group niemals eine Innovationskultur entstehen kann, in der Fintech-Projekte unbürokratisch und frei von routinierten und langsamen Prozessabläufen entstehen können.

Darum ist die SIX daran, einen Inkubator zu gründen, mit dem IT-Spezialisten, Programmierer, aber auch Betriebswirtschafter die nächsten Technologietrends aufspüren, an Projekten und Geschäftsideen tüfteln und Prototypen entwickeln. Mit an Bord ist auch das Zürcher Innovationslabor Impacthub.

Auf 600 Quadratmeter in Zürich-West

Gearbeitet wird im geplanten Inkubator in «Innovationssprints»: Alle drei bis vier Wochen wird die Mannschaft von SIX-Mitarbeitern ausgewechselt. Was die jeweiligen Teams erarbeitet haben, wird evaluiert und je nach Beurteilung weiterverfolgt und weiterentwickelt. Um die Innovationsatmosphäre und den Ideenaustausch weiter zu fördern, will Iten vier Startups in das Gründerzentrum holen.

Auf rund 600 Quadratmeter offenen Arbeitsflächen soll so die Saat für den Fintech-Standort Zürich gelegt werden. Das sind keine Luftschlösser: Der Mietvertrag in einem Gebäude in Zürich-West ist bereits unterzeichnet, die Startups können sich bewerben, der Inkubator startet am 1. Juli.

Millionenbudget ist gesprochen

Itens Vorhaben stimmt mit der Strategie des SIX-Verwaltungsrats überein, der im vergangenen Jahr Innovationen ins Zentrum seiner langfristigen Planung gestellt hat. Und Geld ist für diese Fintech-Pläne ebenfalls vorhanden. Laut Iten steht ihm zunächst einmal ein zweistelliger Millionenbetrag zur Verfügung.

Einen langfristigen Masterplan, Zürich und die Schweiz definitiv auf die internationale Fintech-Landkarte zu bringen, hat Iten bewusst nicht. Ein solcher würde wohl eher einschränkend wirken. Das Projekt Projekte müsse sich frei entfalten können, damit die einzelnen Fintech-Innovationen Realität werden.

Erster Versuchballons: «Hackathon»

Iten hofft aber, dass der SIX-Inkubator Schule macht und auch internationale Startups nach Zürich lockt, was wiederum neue Impulse schaffen würde.

Eine Art Versuchsballon liess die SIX bereits im vergangenen März mit einem «Hackathon» steigen. Während 30 Stunden traten mehr als 100 Programmierer in einem Wettkampf um neue Ideen gegeneinander an. Rund 30 Prototypen waren das Ergebnis, unter denen laut Iten auch einige waren, welche nun auf ihr Potenzial geprüft werden.

Dübendorf noch unklar

Der angedachte Inkubator der SIX steht im Prinzip in Konkurrenz mit dem geplanten Innovationspark in Dübendorf, der gemäss offiziellen Verlautbarungen zum Magnet für Fintech-Startups werden soll.

Allerdings ist auch die SIX Mitglied der entsprechenden Arbeitsgruppe. Doch auf Grund der vielen politischen Hürden ist ein Startdatum in Dübendorf noch immer nicht absehbar. So lange wollen Iten und die SIX nicht warten. «Fintech findet jetzt statt», sagt er und sieht gespannt dem 1. Juli entgegen.

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