Brian Rogers, oberster Chef von T. Rowe Price, zieht seine Lehren aus einem turbulenten Jahr und nimmt sich für 2010 zehn Dinge vor.

1. Schau auf die Liquidität. Finanzieren Sie nicht langfristige Anlagen mit kurzfristigen Verbindlichkeiten. Inmitten der letztjährigen Krise kam der Handel mit kommerziellen Papieren und anderen kurzfristigen Instrumenten zum Stillstand. Dies führte zu einem Dilemma für Unternehmen, die nicht über genügend Cash-Bestand verfügten, um ihren täglichen Verpflichtungen nachzukommen. Firmen sollten sich immer Fragen, wie sie ihren Betrieb aufrecht erhalten können, wenn sie kein Geld mehr aus traditionellen Quellen beziehen können.

2. Bilanz stärken ist wichtig. Berücksichtigen Sie immer Ihre Gesamtschuldenlast und seien Sie vorsichtig mit Leverage. Während Fremdfinanzierungen die Rendite in einem boomenden Markt erhöhen, werden sie zum Bumerang und zum Problem in sinkenden Märkten. Behalten Sie Ihre Unternehmens- oder Haushaltsbilanz im Auge und überziehen Sie sie nicht.

3. Wir sind alle miteinander verbunden. Kein Unternehmen und keine Einzelperson ist in der heutigen, globalisierten Wirtschaft eine Insel. Wir können uns, seit die Globalisierung uns alle in einem verflochtenen Netzwerk finanzieller Transaktionen zusammengeführt hat, selber nicht loslösen von Geschehnissen in anderen Regionen. Wenn die US-Wirtschaft kränkelt, leiden kleinere Volkswirtschaften automatisch auch darunter.

4. Finanzielle Innovation hilft der Wall Street, aber nicht allen. Innovation ist eine gute Sache, aber zu viel des Guten kann schädlich sein. In den letzten Jahren haben die Wall Street Spezialisten Finanzinstrumente entwickelt, die so komplex waren, dass nicht einmal die Urheber selber das Produkt vollkommen verstanden haben. Wall Street emittierte Schulden, verpackte diese neu und verpackte dann die verpackte Schuld. Wall Street erfand zudem eine Litanei von Abkürzungen, um diese Produkte den Investoren schmackhafter zu machen. ABS, ARMs, CMOs, REMICs, PIPEs – all diese Akronyme dienten dazu, die Komplexität und Risiken der Instrumente zu tarnen.

5. Besorgen Sie sich einen Stadtplan von Washington D.C. Ob wir es mögen oder nicht, die US-Regierung mischt sich immer stärker in die Finanzdienstleistungs-Industrie ein. Wir gehen immer mehr in Richtung einer stärkeren Regierungseinwirkung und vermehrter Regulierungen. Während wir Transparenz und Gesetze, welche vor Betrügereien schützen, willkommen heissen, ist es für die Regulatoren kontraproduktiv, gut geführten Unternehmen vorzuschreiben, wie sie ihren Betrieb zu führen haben.

6. Einfachheit ist eine Tugend. Der Finanzkollaps hat die meisten von uns auf den Boden der Realität zurückgeholt. Wir sehen uns zurückgeworfen auf die alten Werte und wissen wieder, wie man Käufe von Häusern oder Autos richtig finanziert und wie man seine Haushaltsfinanzen managt. Wir lernen wieder, unseren Verhältnissen entsprechend zu leben und nicht einen Lebensstil anzunehmen, den wir uns nicht leisten können.

7. Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein… dann ist es meistens eben nicht wahr. Wenn jemand behauptet, dass er oder sie grosse Gewinne ohne ein entsprechendes Mass an Risiko erzielen kann, dann halten Sie Ihr Portemonnaie besser geschlossen. Renditen höher als historische Normen über längere Zeitspannen zu erwirtschaften, ist praktisch unmöglich.

8. Erwarten Sie keine Renditen von Geldmarktfonds. Einige Geldmarktfonds, welche zu den sichersten Investitionsvehikeln gehören, hatten im vergangenen Jahr viele Probleme, da sie ihre Investitionskriterien herabsetzten, um so mehr Rendite zu generieren. Deren Manager investierten in Wertpapiere, welche nicht in solche Portfolios gehörten und setzten so das Kapital der Investoren unverhältnismässigen Risiken aus. Geldmarktfonds wurden als ultra-konservative Wertanlage kreiert, um so die Cash-Bedürfnisse der Investoren abzudecken und tun diesen keinen Gefallen, wenn sie nicht ausschliesslich in qualitativ höchststehende Wertpapiere investieren.

9. Die Welt geht nicht so oft unter. Inmitten der letzten Finanzkrise erschien es manchmal so, als würde die Welt, so wie wir sie kennen, untergehen. Wenn dies aber wahr wäre, hätte die Welt schon Jahrhunderte früher verschwinden sollen. Alleine im letzten Jahrhundert überstanden wir den 1. Weltkrieg, den 2. Weltkrieg, den Koreakrieg, Vietnam, Watergate, die Pesokrise in Argentinien, die russische Rubelkrise und Dutzende von anderen erschütternden Weltereignissen. In jeder dieser Krisen hat die Menschheit nicht nur überlebt sondern es geschafft, danach sogar wieder stärker zu wachsen. Hätten wir bei Krisen unser Anlagekapital jeweils unter der Matratze verstaut, hätten wir nie von den Markterholungen profitiert, die jeweils folgten. Jedes Mal, wenn eine Blase platzt, ist es schwierig, sich daran zu erinnern, dass auch diese wieder vorbeigehen wird.

10. Andere Krisen werden kommen. Irgendwo wartet die nächste spekulative Blase auf uns. Wir wissen nicht, was es sein wird und wann sie platzen wird, aber wir sollten uns bewusst sein, dass Spekulationsblasen nie unbegrenzt wachsen. Wir müssen Massnahmen ergreifen, um uns selber vor dem nächsten turbulenten Finanzzyklus zu schützen. Dies tun wir, indem wir uns finanziell nicht übernehmen, gut diversifiziert bleiben, in allen Investitionsentscheidungen unsere Risikofähigkeit nicht vergessen und langfristige Anlagestrategien etablieren, die in allen Marktsituationen sinnvoll sind.

 

 

 

 

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.45%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.58%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.26%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.12%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.59%
pixel