Der Renminbi-Devisenhub, das grösste Prestigeobjekt im Swiss Banking der letzten Jahre, ist bislang nicht in Schwung gekommen. Die Schweizer Börsenbetreiberin SIX ergreift nun die Initiative.

Mit viel Pomp hat die China Construction Bank (CCB) ihre Eröffnung gefeiert. Im Januar vor einem Jahr gab sich im Zürcher Nobelhotel Dolder das Who’s who des Schweizer Finanzplatzes ein Stelldichein: Nationalbank-Präsident Thomas Jordan war ebenso mit von der Partie wie Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam, UBS-Präsident Axel Weber und Claude-Alain Margelisch, der Geschäftsführer der Schweizerischen Bankiervereinigung.

Das beachtliche Lineup kam nicht von ungefähr. Die Niederlassung einer chinesischen Bank war nämlich die Vorbedingung für den Schweizer Renminbi-Hub gewesen. Und die Handelsplattform für die China-Währung ist wohl das Prestigeprojekt im Swiss Banking der letzten Jahre. Über den Hub sollte die Branche besseren Zugang zum Bankingmarkt mit dem weltweit grössten Potenzial erhalten, so die Hoffnung.

«Potenzial noch wenig ausgeschöpft»

Ein gutes Jahr später ist es ziemlich still geworden um den Hub. Auf die Begeisterung erfolgte mancherorts Ernüchterung, wie zu hören ist. Urs Rüegsegger, Chef der Schweizer Börsenbetreiberin SIX, war an der Feier im Dolder auch zugegen. Gegenüber finews.ch konstatiert er heute: «Derzeit wird das Potenzial des Renminbi-Hub noch wenig ausgeschöpft.»

Wichtige Gründe dafür sind aus der Sicht des Börsenchefs die vorsichtige Haltung der Investoren, aber auch das noch «überschaubare Produkte-Angebot» seitens der Schweizer Banken. Offensichtlich hält sich die Branche trotz grosser Hoffnungen zurück.

Ohne Umwege über Schanghai und Hongkong

Doch nun plant die SIX, die in den letzten Monaten ihre Zusammenarbeit mit der CCB in Zürich intensiviert hat, neues Wasser auf die Mühlen des Hub zu giessen.

Laut Rüegsegger möchte die Börsenbetreiberin den Handel mit chinesischen Aktien in die Schweiz holen. «SIX evaluiert im Moment Möglichkeiten, Investoren den Zugang zum chinesischen Aktienmarkt zu ermöglichen, ohne auf den Stock-Connect zwischen Hongkong und Schanghai angewiesen zu sein», sagt der SIX-CEO.

Sondiert wird dabei etwa die Variante, Global Depository Receipts auf chinesische Aktien an der SIX Swiss Exchange kotieren zu lassen, so Rüegsegger weiter.

Ueli Maurer als Eisbrecher

Nicht zuletzt deshalb war der Börsenchef Teil der Delegation, die den Schweizer Finanzminister Ueli Maurer kürzlich auf seiner Asienreise begleitete. Mit dem Bundesrat als «Eisbrecher» gelang es hiesigen Finanzakteuren erstmals, mit höchsten Finanz- und Regierungskreisen in China direkt in Kontakt zu treten. Die Schweiz, neben Island der einzige europäische Staat mit einem Freihandelsabkommen mit China, geniesst das besondere Vertrauen der Volksrepublik.

Dass stimmt auch Holger Demuth optimistisch, operativer Leiter (COO) der Schweizer Niederlassung der chinesischen CCB. Aus der Sicht des ehemaligen Clariden-Leu-Bankers ist der Schweizer Renminbi-Hub gut angelaufen.

Öffnung im Fünfjahrestakt

Das Potenzial des Hub sieht er in Zusammenhang mit der Liberalisierung der Währung: Bis 2020 soll der Renminbi gemäss dem neuen Fünfjahresplan der Volksrepublik frei konvertibel sein. «Dies ist auch nötig, da China bis 2023 zur grössten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen soll», so Demuth.

Das Trading mit China-Aktien, wie ihn die SIX anstrebt, hat dem CCB-Manager zufolge noch einige Hürden zu nehmen. «Der Offshore-Handel mit chinesischen Wertschriften ist untrennbar mit der wirtschaftlichen Öffnung verbunden», sagt der Banker. Darum setze die CCB in einem ersten Schritt nun den Fokus auf den Handel und den Export, so Demuth. Bis 2020 sollten dann auch die chinesischen Finanzmärkte weiter geöffnet sein, erwartet er.

Nicht nur eine Bringschuld der Schweizer

Derzeit baut die CCB Corporate-Finance-Dienstleistungen für die grössten 150 Schweizer Exportfirmen auf, erklärt der COO. «Wir sehen hier bereits eine gute Nachfrage.»

Allmählich mobilisieren auch die Banken in Sachen Renminbi. Michel Degen, der Chef des Asset Management der Credit Suisse in der Schweiz, will bald auf Renminbi lautende Fonds lancieren, wie er ebenfalls gegenüber finews.ch erklärte.

Am Ende funktioniert der Renminbi-Hub nicht nur als Bringschuld für die Schweizer. Wollen die Chinesen Mammutprojekte wie das ambitionierte Handelsvorhaben «One Belt One Road» umsetzen, dann sind sie auf die Milliarden des Auslands angewiesen. Und damit auch auf das Swiss Banking.

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