Der Genfer Vermögensverwalter Decalia Asset Management hat mit seinem kürzlichen Vorstoss nach Zürich landesweite Dimensionen erlangt und sieht in einzelnen Nischen enorme Geschäftschancen. 

Vor gut drei Jahren sorgte Decalia Asset Management (Decalia) für Aufsehen in der Finanzbranche, als der frühere Mitinhaber der Bank Syz, Alfredo Piacentini, als Hauptaktionär und CEO bei dem Genfer Vermögensverwalter einstieg.

Seither ist Decalia rasant gewachsen und hat mit aktuell 35 Mitarbeitern die Kundenvermögen von seinerzeit 1 Milliarde Franken auf 2,2 Milliarden Franken gesteigert, wie Decalia-Partner Xavier Guillon (Bild oben) kürzlich in einem im Gespräch mit finews.ch erklärte.

Landesweite Dimension

Im Verlauf der vergangenen zwölf Monate stiessen weitere ehemalige Syz-Leute zu Decalia und das Unternehmen streckte seine Fühler auch in die Deutschschweiz aus, wo nun Claudia Eftimie als Marktverantwortliche tätig ist. Sie blickt auf eine bald zwanzigjährige Erfahrung in der Asset-Management-Branche zurück, namentlich im institutionellen Geschäft bei Syz, Lombard Odier, Julius Bär und zuletzt bei Bellevue Asset Management.

Nach der Westschweiz und dem Tessin hat Decalia mit der Expansion nach Zürich jetzt landesweite Dimensionen erlangt. Ausser im klassischen Private Banking will sich das Unternehmen künftig verstärkt auch im Asset Management profilieren, wie Guillon weiter sagte.

Er arbeitete 14 Jahre lang für die US-Bank Brown Brothers Harriman in London und New York, wo er im institutionellen Geschäft tätig war, bevor er 2007 zur Bank Syz wechselte. Dort baute er als CEO der Oyster Funds die entsprechende Angebotspalette auf und nahm Einsitz in die Geschäftsleitung.

Geschäfte in vier Nischen

Im Jahr 2015 stiess Guillon zu Decalia, wo er seither das Asset Management verantwortet; eine Disziplin, die nach seinen Worten in der Schweiz noch immer ein diffuses und von ausländischen Grossunternehmen dominiertes Dasein fristet.

Decalia will sich in vier Nischen profilieren: in der Disintermedition im europäischen Bankensektor, auf der Suche nach Rendite, mit neuen Konsumtrends sowie mit Marktineffizienzen in Europa. «Wir sind kein Fonds-Supermarkt, sondern ein spezialisierter Anbieter, der mit seinem Know-how den – mehrheitlich institutionellen Anlegern – einen Mehrwert bieten kann», erklärt Guillon.

Agnostische Haltung

In Bezug auf Marktineffizienzen nutzt Decalia mit einer aktiven Anlagestrategie Ineffizienzen an den Börsen aus, ohne sich dabei auf bestimmten Referenzwerten (Benchmarks) zu fokussieren. Eine im Prinzip agnostische Haltung sieht Guillon für zunehmend angebracht angesichts der heutigen Marktlage.

Wie andere Asset Managers setzt Decalia darüber hinaus auf das Zusammenspiel verschiedener Anlageklassen (Kredite, Aktien, Fonds), nicht zuletzt vor dem Hintergrund anhaltend tiefer Zinsen, und summiert diese Investmentideen in einem Multi-Asset-Fonds, der ebenfalls ohne Benchmarks auskommt, wie Guillon weiter erklärt. Ziel ist eine Absolute Rendite.

Neue Konsumtrends

Ein weiterer Investment-Schwerpunkt, mit dem sich Decalia in den nächsten Jahren profilieren möchte, sind neue Konsumtrends. Guillon nennt dabei zwei Stossrichtungen: Zum einen im Segment der Millennials, also jener Generation, die zwischen 1980 und 2000 geboren und mit den technologischen Errungenschaften der jüngsten Zeit aufgewachsen ist.

Stichwörter sind dabei neben dem Internet, beispielsweise die Sharing Economy mit Firmen wie Airbnb, Uber oder Netflix, sowie das wachsende Interesse an nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen respektive an entsprechenden Anlagelösungen (Impact Investing, Sustainability).

Zum anderen manifestieren sich neue Konsumbedürfnisse bei der sogenannten Silber Generation, also den Baby-Boomern (geboren ab Mitte der 1940er- bis 1960er-Jahre), die entweder das Pensionsalter bereits erreicht haben oder kurz davor stehen.

Veränderungen im europäischen Finanzsektor

Diese Menschen verfügen über relativ hohe Vermögen, leben gesünder als ihre Eltern und werden dadurch mehrheitlich älter; zum einen haben sie viel angespartes Geld, das sie sukzessive ausgeben (für Reisen, Weiterbildung, Konsum allgemein), zum andern erwerben sie verstärkt gesundheitliche und medizinische Produkte.

Auch sie lösen neue Konsumbedürfnisse aus. Das Verhalten dieser beiden Käufersegmente schlägt sich auch an der Börse nieder und stellt nach den Worten Guillons enorme Chancen dar.

Zudem ortet Decalia einen Wachstumsbereich in den Veränderungen im europäischen Bankensektor, wo sich aufgrund der Desintermediation neue Finanzierungsmöglichkeiten – weg vom klassischen Kreditgeschäft der Banken – ergeben. Hier spannt Decalia mit Spezialisten wie der britischen Firma Three Hills Capital zusammen, die in der Unternehmensfinanzierung tätig ist, um für institutionelle Investoren Produkte im Bereich Hybridkapital aufzulegen.

Zurückhaltende Banken

Weiter sieht Decalia – zusammen mit dem lokalen Partner Lotus Investment Group – im irischen Immobilienmarkt interessante Investitionsmöglichkeiten, zumal die Folgen der Finanzkrise von 2007/2008 allmählich überwunden scheinen und die Hypothekarnachfrage wieder anzieht, aber die Banken extrem zurückhaltend sind.

Für Guillon sind zweifelsohne spannende Zeiten angebrochen, wie er im Gespräch mit finews.ch abschliessend feststellt. Denn während die klassischen Geschäftsfelder im Asset Management von den globalen Finanzkonzernen regelrecht vereinnahmt worden sind und sich so für kleinere Institute wenig Chancen mehr ergeben, zahlt sich die Spezialisierung auf einzelne Gebiete zunehmend aus.

Auf diese Weise könne sich Decalia im anhaltenden Tiefzinsumfeld differenzieren respektive den (institutionellen) Anlegern eine gute Rendite erwirtschaften, ist Guillon überzeugt.

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