Überraschend haben vor wenigen Tagen fast zwei Dutzend Zentralbanken, darunter die Schweizerische Nationalbank, ein langjähriges Goldabkommen nicht mehr erneuert. Das gelbe Edelmetall ist bereits so teuer wie letztmals vor sechs Jahren. Geht der Aufschwung nun weiter?  

Ursprünglich zielte das 20 Jahre alte Abkommen von 22 europäischen Zentralbanken darauf ab, die Goldverkäufe der Währungshüter so zu koordinieren, dass der Preis nicht allzu stark abrutschte. Seit vergangenem Freitag gehört es der Vergangenheit an.  

Die Verkäufe selber waren Ausdruck dafür, wie sehr sich die Bedeutung des Geldes für die Zentralbanken gewandelt hatte. Lange genoss Gold wegen der Verknüpfung mit dem Dollar eine zentrale Bedeutung in der Währungspolitik . Im Jahre 1973 wurde der Goldpreis jedoch freigegeben, nachdem das sogenannte Bretton-Woods-System zusammengebrochen war. So verlor der explizite Link von Währungen mit Gold sukzessive an Bedeutung.

Rasante Entwicklung

Auch in der Schweiz begann die Regierung über eine Änderung der Währungspolitik nachzudenken, und unter diesen Prämissen beschlossen die eidgenössischen Räte, 1'300 von ingesamt 2'590 Tonnen Gold der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu verkaufen. Weil noch andere Zentralbanken ähnliche Pläne verfolgten, einige man sich auf ein Abkommen, um den Druck auf den Goldkurs nicht unnötig zu erhöhen. Nachdem die 22 Institute das Abkommen dreimal um jeweils fünf Jahre verlängert hatten, lassen sie es im kommenden September nun auslaufen.

Als Begründung für diesen Schritt verweisen die Währungshüter vor allem auf die rasante Entwicklung des Goldmarkts und auf den Umstand, dass keine der Banken signifikante Verkäufe plane und keine der Banken in letzter Zeit als Verkäufer im grossen Stil aufgetreten sei, so die SNB in ihrer Mitteilung.

Steigende Risiken

Will heissen: Gold ist heute für viele Zentralbanken durchaus zu einem Anlagevehikel unter vielen mutiert, doch gleichzeitig könnten andere Faktoren, wie die geopolitische Unsicherheit, der Brexit, die Eskalation in Hongkong, die Krieggefahr im Nahen Osten, das anhaltende Null- oder Negativzins-Umfeld sowie die Geldpolitik vieler Notenbanken neuerliche Goldkäufe auslösen.

In den vergangenen Jahren haben bereits auch diverse Zentralbanken – insbesondere jene von China, Russland, Indien und der Türkei – erhebliche Mengen des gelben Edelmetalls zugekauft. Nicht zuletzt, um sich aus einer allfälligen Dollar-Abhängigkeit zu befreien.

Noch viel Luft nach oben

Vor diesem Hintergrund hat sich allein in diesem Jahr der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) Gold um 12 Prozent verteuert und etablierte sich erst vor wenigen Tagen wieder über der Marke von 1'400 Dollar pro Unze. Bis zum Allzeithoch von rund 1'900 Dollar im Herbst 2011 ist der Weg allerdings noch weit.

Aber an der jüngsten Hausse dürfte sich bis auf weiteres nichts ändern: Mit der erwarteten Zinssenkung am kommenden Mittwoch in den USA wird sich der Dollar weiter abschwächen, was zusätzlich für höhere Notierungen des gelben Edelmetalls spricht. Denn der Greenback und das Gold verhalten sich in ihrer Wertentwicklung stets gegenläufig.