Wankende Chefsessel, bundesrätliche Hilfe für ein Staatsinstitut und milliardenteure Käfer: Das sind nur einige von zahlreichen Hürden, die hiesige Finanzakteure 2020 bewältigen müssen.

1. «Spygate» auch im neuen Jahr

Der Aufreger des ausklingenden Jahres verspricht den Finanzplatz auch 2020 in Atem zu halten: Im Dezember wurde publik, dass die Credit Suisse (CS) neben Ex-Manager Iqbal Khan (Bild unten) auch den früheren Personalchef Peter Goerke überwachen liess. Trotz internen Ermittlungen und Sanktionen bei der Grossbank ist die Affäre für die CS keineswegs vom Tisch. Mit Spannung erwartet werden die Ermittlungsergebnisse der Zürcher Staatsanwaltschaft, die sich im Fall Khan eingeschaltet hat, und die Untersuchungen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma).

Khan 500

2. Banken und Banker im Visier der Justiz

Auch sonst halten sich Justiz und Schweizer Finanzakteure wechselseitig auf Trab. Wohl am prominentesten sind hierzulande Strafuntersuchungen der Zürcher Staatsanwaltschaft gegen den früheren Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz (Bild unten) und den Ex-Aduno-CEO und -Verwaltungsrat Beat Stocker. Wegen der beschwerlichen Beweisaufnahme ist laut Beobachtern aber erst 2021 mit einem Prozess zu rechnen.

Ebenfalls noch lange hinzuziehen droht sich der Steuerstreit zwischen der UBS und Frankreich. Der Startschuss für den Berufungsprozess in Paris soll allerdings bereits im Juni fallen. Dabei hofft die Schweizer Grossbank, die im Februar 2019 verhängte Strafe von insgesamt 4,5 Milliarden Euro verringern zu können.

Hingegen ist zuletzt Tempo in die Aufarbeitung des Steuerstreits mit den USA geraten, der sich nun schon über eine Dekade hinzieht. Seit letztem Januar einigten sich die so genannten Kategorie-1-Banken HSBC Privatbank Schweiz, LLB Schweiz sowie Mizrahi Tefahot mit dem amerikanischen Justizdepartement. Noch eines Abschlusses harren nun die Genfer Privatbank Pictet, die Zürcher Rahn+Bodmer Co. und die Bank Hapoalim, deren Schweizer Geschäft J. Safra Sarasin übernommen hat.

Vincenz 500

3. Heisse Chefstühle bei der UBS und der Credit Suisse

«Spygate» bei der CS könnte Konzernchef Tidjane Thiam noch gefährlich werden. Die von der CS in Auftrag gegebene Untersuchung der Kanzlei Homburger bescheinigte ihm zwar, nichts von der Beschattung Khans gewusst zu haben. In der Öffentlichkeit wird jener Befund aber hinterfragt. Es ist immerhin denkbar, dass der Verwaltungsrat unter Präsident Urs Rohner die Reissleine zieht, falls anderslautende Details zur Rolle des CEO bekannt würden.

Nach neun Jahren an der UBS-Spitze sitzt auch CEO Sergio Ermotti (Bild unten) nicht mehr allzu fest im Sattel – obwohl er seinen eigenen Abschied erst für die UBS-Generalversammlung im Jahr 2021 anvisiert hat, wie finews.ch berichtete. Weitere Rückschläge im juristischen Tauziehen mit Frankreich und mit den USA (dort insbesondere um toxisch gewordene Hypotheken-Papiere RMBS) könnten den Abgang des Tessiners beschleunigen. Ebenfalls, wenn sich die Wachstumsschwäche der Grossbank vom Jahr 2019 fortsetzen sollte.

Ermotti 500

4. Die Postfinance auf Messers Schneide

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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