Der möglicherweise nächste US-Präsident Joe Biden hat auch in Finanzfragen seine Leute in Stellung gebracht. Somit könnten die USA unter seiner Ägide erstmals eine Finanzministerin haben. Auch an der Spitze der US-Notenbank ist ein Wechsel denkbar.

Die Wahrscheinlichkeit einer US-Präsidentschaft von Joe Biden ist am Donnerstagmorgen deutlich gestiegen. Je nach Informationsquelle fehlten ihm zu diesem Zeitpunkt bloss noch sechs Elektorenstimmen für einen Wahlsieg. Vor diesem Hintergrund haben sich viele Investoren neu positioniert. 

Eine Biden-Präsidentschaft dürfte in wirtschaftlicher Hinsicht zwar nicht grundlegend neue Prioritäten setzen – darüber sind sich die Fachleute einig. Allerdings gibt es einige Fixpunkte, die als Orientierungshilfen, durchaus nützlich sind. Im ersten Quartal 2021 dürfte Biden 

  • ein grosses Konjunkturpaket schnüren, was die Börsen weiter beflügeln würde.
  • die Unternehmenssteuern auf 26 bis 28 Prozent sowie die persönlichen Abgaben für Hochverdiener erhöhen.
  • strengere Regulierungen, insbesondere im Technologiebereich einführen.
  • eine Klimapolitik mit Schwerpunkt auf «grüne» Initiativen lancieren.
  • vermutlich strenge, aber multilaterale Annäherung an China verfolgen, was möglicherweise zu einer neuen transpazifischen Partnerschaft verhelfen könnte.

Um diese Ziele zu verfolgen, wird Biden auf hochkarätige Finanzexperten angewiesen sein. In Washington D.C. kursieren bereits einige Namen, die für den Vorsitz der US-Zentralbank (Federal Reserve, Fed) respektive für die Leitung des Finanzministerium in Frage kämen.

Zwei Anwärterinnen

Zunehmend heiss gehandelt wird die Annahme, dass Lael Brainard zur Finanzministerin ernannt werden könnte. Sie würde Steve Mnuchin ersetzen und wäre die erste Frau, die diese Rolle übernehmen würde.

Trotz Befürchtungen in der Branche, dass sie den grossen Banken strengere Vorschriften auferlegen könnte, ist sie nicht annähernd so hart eingestellt wie beispielsweise die 71-jährige Senatorin und frühere US-Präsidentschaftsanwärterin Elizabeth Warren, die als weitere Kandidatin für dieses Amt gilt.

«Es könnte ein Tauziehen zwischen Progressiven und gemässigteren Demokraten geben, wobei Branchenvertreter jemanden bevorzugen würden, der sowohl über einen fundierten Wirtschaftshintergrund als auch Expertise in der Geldpolitik verfügt», sagte Quincy Krosby, Chefstratege beim US-Institut Prudential Financial, in einem Interview mit dem amerikanischen TV-Sender «CNN».

Von McKinsey in den Staatsdienst

Die 1962 in Hamburg geborene und heute 58-jährige Brainard, die ihre Schul- und Studienjahre in den USA absolvierte, amtet bereits als Fed-Gouverneurin und würde beide Voraussetzungen mitbringen. Darüber hinaus verfügt sie auch über praktische Erfahrungen aus der Privatwirtschaft, war sie doch früher für die internationale Strategieberatungs-Firma McKinsey tätig. Später hatte sie dann wichtige wirtschaftspolitische Funktionen in der Clinton- wie auch in der Obama-Administration inne.

An der Spitze dürfte in einer Amtszeit Bidens wohl der der 67-jährige Fed-Vorsitzende Jerome Powell im Sattel bleiben. Er liegt wohl eher auf der geldpolitischen Linie der Demokraten, musste er doch in den vergangenen vier Jahren einige Kritik von US-Präsident Donald Trump über sich ergehen lassen – was zeitweilig sogar die Frage nach der Unabhängigkeit der US-Notenbank aufwarf.

Comeback einer Ex-Präsidentin?

Eine valable Alternative zu Powell könnte allerdings auch die 74-jährige Janet Yellen sein, also seine Vorgängerin. Sie gilt in US-Kreisen ebenfalls als Anwärterin und hat sich seit ihrem Abgang von der Fed in zahlreichen Auftritten und Referaten immer wieder zu Wort gemeldet. Sie geniesst international eine aussergewöhnlich hohe Reputation.

Sollte es trotzdem zu einer zweiten Trump-Periode kommen, würde sehr wahrscheinlich der 57-jährige Steve Mnuchin Finanzminister bleiben. Im Gegensatz dazu könnte Trump auf einen neuen Fed-Präsidenten drängen. Als potenzielle Kandidaten gelten dabei Kevin Warsh und James Bullard.

Einflussreicher Ökonom

Der 50-jährige Warsh ist ein ehemaliger Morgan-Stanley-Banker, der 2002 in den Staatsdienst wechselte und dort sowohl unter den Ex-Präsidenten George W. Bush als auch Barack Obama verschiedene Funktionen inne hatte, namentlich bei der Zentralbank.

Bullard wiederum ist ein Staatsdiener von der Pike auf, der 1990 zur Federal Reserve Bank of St. Louis stiess, die er seit 2008 auch präsidiert. Das britische Magazin «The Economist» zählte ihn auch schon zu den zehn einflussreichsten Ökonomen der Welt.

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