Was haben Klimapolitik und Vermögensbildung gemeinsam? Sie teilen wichtige Erfolgsfaktoren: eine saubere Analyse, eine langfristige Strategie und den Willen, Entscheide zu fällen. Das revidierte CO2-Gesetz biete diese Chance und verdiene am 13. Juni die Unterstützung des Stimmvolks, schreibt die Schweizerische Bankiervereinigung in einem Gastbeitrag.

7f3555df503e95911af7e2111c393c80 w134Von Sven Bisang, Leiter Kampagnen & Projekte

Haben Sie beim letzten Austausch mit Ihrer Bankkundenberaterin über Klimapolitik gesprochen? Wohl kaum. Ich übrigens auch nicht. Vielmehr werden Sie einen vertieften Blick in Ihr Portfolio geworfen und die finanzielle Performance seit Ihrem letzten Austausch angesehen haben. Eine klassische Lageanalyse also. Denn schliesslich soll Ihr Vermögen ja basierend auf Daten und Fakten angelegt werden, um mögliche Kosten (Verluste wie verpasste Gewinne) zu minimieren.

Weiter werden Sie Ihre langfristige Strategie zur Vermögensbildung besprochen haben, immer mit Blick auf die aktuelle Lage und mögliche Zukunftsszenarien. Entspricht die Planung noch Ihren aktuellen Bedürfnissen? Und schliesslich ging es um Entscheide. Denn nur Sie als Kundin können mit Ihren eigenen Investitionsentscheiden die Weichen für eine nachhaltig erfolgreiche Vermögensbildung stellen.

Klimapolitik ist auch nachhaltige Vermögensbildung

Die Erfolgsfaktoren einer nachhaltigen Vermögensbildung und einer nachhaltigen Klimapolitik sind verblüffend ähnlich. Und so kann Ihre Erfahrung aus den Gesprächen mit Ihrer Bankberaterin aufschlussreiche Erkenntnisse für die bevorstehende Abstimmung über das revidierte CO2-Gesetz bringen.

Die Klimapolitik unseres Landes zielt darauf ab, die Schweiz auch für künftige Generationen lebenswert zu erhalten. Genauso, wie viele Anleger und Anlegerinnen darauf achten, was für ein Vermögen sie ihren Erben hinterlassen.

Die Fakten sind dabei klar: Die vom Menschen verursachten CO2-Emissionen gefährden dieses Ziel. Es ist deshalb richtig, dass wir uns dafür einsetzen, diese Emissionen zu reduzieren – und stehen damit ja auch nicht alleine da. Mit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 wurde diese Zielsetzung auch auf dem internationalen Parkett festgehalten.

Aber verfolgt die Schweiz dabei auch eine langfristig erfolgsversprechende Strategie? Wie in der Vermögensbildung ist es entscheidend, basierend auf den heute vorliegenden Informationen, vorausschauend Investitionen vorzunehmen. Die Wissenschaft geht davon aus, dass der Klimawandel enormes Schadenspotenzial birgt. Massnahmen zur CO2-Verminderung sind damit auch aus ökonomischer Sicht zielführend, weil sie künftige Kosten reduzieren.

Das revidierte CO2-Gesetz sieht vor, dass Verschmutzer künftig mehr bezahlen. Mit den Abgaben sollen u.a. erneuerbare Energien und Gebäudesanierungen gefördert werden. Diese Investitionen stärken so die künftige Vermögensbildung unseres Landes, in dem sie die Kosten des Klimawandels mindern.

Schaden die zusätzlichen CO2-Abgaben meinen Finanzanlagen?

Die neuen CO2-Abgaben reduzieren das Gewinnpotenzial von Unternehmen, die viele Treibhausgase ausstossen. Allerdings dürfte dies nur ein kurzfristiger Effekt sein, denn Unternehmen können ihre Geschäftsmodelle so anpassen, dass sie klimafreundlicher produzieren und ihre CO2-Abgaben reduzieren. Das CO2-Gesetz fördert die Entwicklung neuer Technologien und bietet neue Investitionsmöglichkeiten.

Ausserdem zeigt sich, dass nachhaltige Anlagen gleiche oder sogar höhere Renditen erbringen als konventionelle Anlagemöglichkeiten. Für Anlegerinnen und Anleger, die die Zeichen der Zeit erkannt haben, bietet das CO2-Gesetz also deutlich mehr Chancen als Risiken.

Und wie betrifft das CO2-Gesetz den Finanzsektor?

Das revidierte CO2-Gesetz übernimmt die Ambition des Pariser Klimaabkommens, die Finanzflüsse nachhaltig zu gestalten. Die Finanzflüsse bilden aber lediglich die Emissionen der Gesamtwirtschaft ab. Ökonomisch ist es daher zielführend, wenn die Kosten der Verschmutzung bepreist (sprich internalisiert) werden und umweltfreundliches Handeln belohnt wird. Genau das sieht das revidierte CO2-Gesetz vor.

Weiter verpflichtet das CO2-Gesetz die Eidgenössische Finanzmakrtaufsicht (Finma) und die Schweizerische Nationalbank (SNB) periodisch über die mikro- und makroprudenziellen finanziellen Klimarisiken zu berichten. Vergleichbar ist dies mit der Berichterstattung Ihres Bankkundenberaters zu Risiken in Ihrem Portfolio. Die Bankbranche unterstützt diesen Schritt, der durch die verbesserte Transparenz das Risikomanagement und die Stabilität des Finanzplatzes stärkt.

Die Politik anerkennt gleichzeitig die Anstrengungen der Branche im Bereich Nachhaltigkeit und hat explizit auf Verbote auf Gesetzesstufe verzichtet. Vielmehr sollen freiwillige Massnahmen in diesem Bereich gefördert und so die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzplatz in diesem dynamischen, international umkämpften und wachsenden Geschäftsfeld gestärkt werden.

Ein JA ist gut fürs Klima und den Finanzplatz

Eine saubere Analyse und eine langfristige Strategie sind in der Vermögensbildung wie in der Klimapolitik notwendige Voraussetzungen für den Erfolg. Das revidierte CO2-Gesetz stellt aus meiner Sicht eine gute, wenn nicht sogar notwendige «Investitionsmöglichkeit» dar.

Die kurzfristigen Investitionen sind dank der verschiedenen Ausgleichsmechanismen tragbar, der mittelfristige Nutzen als unser Beitrag zu den globalen Bemühungen im Bereich der CO2-Reduktionen potenziell sehr hoch. Als langfristig aufgestellte Investoren sollten wir den Willen haben, am 13. Juni JA zum CO2-Gesetz zu stimmen.