Im ungünstigsten Moment wird die US-Notenbank Fed von Insidervorwürfen eingeholt. Dies weckt auch in der Schweiz die Erinnerungen an gefallene Notenbanker.

Nun hat es den Fed-Vizepräsidenten erwischt: Die amerikanische Notenbank Fed informierte am (gestrigen) Montag, dass Richard Clarida seinen Rücktritt eingereicht habe. Der hochrangige Notenbanker reagierte damit auf Enthüllungen über Aktienverkäufe, die er bei Ausbruch der Corona-Krise im Februar 2020 getätigt hatte – just einen Tag vor einer wichtigen Ankündigung der Fed.

Zuerst als reiner Portfolio-Ausgleich erklärt, verstrickte sich Clarida in Widersprüche um die Transaktionen, wie unter anderem die amerikanische Zeitung «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete. Weltweit mussten sich die Notenbanker im Frühjahr 2020 mit massiven Eingriffen einer drohenden Liquiditäts-Krise entgegenstemmen, was Clarida in den Ruch eines Insiders gebracht hat.

Auch der Fed-Präsident handelte mit Aktien

Der Rücktritt könnte am (heutigen) Dienstag auch seinen Chef, Fed-Präsident Jerome Powell (Bild unten), ins Schwitzen bringen. Dieser muss sich vor dem US-Senat für eine weitere Amtszeit bestätigen lassen und zusätzlich für Massnahmen gegen die rasch zunehmenden Teuerung werben. Für Clarida soll nun Lael Braindard als Vizepräsidentin eingesetzt werden.

Doppelt unangenehm für Powell ist der Fall Clarida, weil er selber im Herbst 2020 Aktien in Millionenhöhe verkauft hatte. An den Transaktionen wurde damals formell nichts Unerlaubtes festgestellt. Zwei Mitglieder der regionalen Fed-Notenbanken hatten weniger Glück: Sie hatte auf der Höhe des Corona-Crashs an der Börse ebenfalls mit Aktien gehandelt und mussten bereits vergangenen Herbst zurücktreten.

Powell gab im November 2021 zu, dass die beiden Zentralbanker ethische Linien übertreten hatten und kündigte eine Überarbeitung der Richtlinien an. Dennoch steht die Insider-Problematik bei der Fed nun kurz davor, zu explodieren.

Powell 501

Makel von der SNB fernhalten

Das weckt Erinnerungen an die Affäre Hildebrand in der Schweiz, die sich just vor zehn Jahren abgespielt hatte. Dem damals amtierenden Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Philipp Hildebrand, respektive seiner damaligen Gattin, wurde Insiderhandel mit Devisen unterstellt. Er selber gab an, seine Frau habe einige Transaktionen ohne sein Wissen getätigt. Der Makel blieb, weswegen sich Hildebrand zum Rücktritt gezwungen sah, um die Glaubwürdigkeit der SNB zu schützen. Für ihn übernahm Thomas Jordan bei der SNB, dessen Amtszeit nun bis 2027 bestätigt ist.

Doch schon zuvor sind Notenbanker tief gefallen – die Liste der Rücktritte in der Geldpolitik ist lang, wie die Schweizer «Handelszeitung» in einer Aufzählung erinnerte. Zu nennen ist etwa Toshihiko Fukui, der einstige Gouverneur der japanischen Notenbank Bank of Japan. Er hatte privat umgerechnet 120’000 Franken beim Aktionärsaktivisten und Anlage-Guru Yoshiaki Murakami investiert, der dann 2006 wegen Insider-Delikten festgenommen wurde. Fukui hielt sich im Anschluss noch zwei Jahre auf dem Posten.

Skandal um Dominique Strauss-Kahn

Zuvor war im Jahr 2005 Antonio Fazio vorgeworfen worden, er sei in seiner Aufsichtsrolle bei Banken-Fusionen parteiisch gewesen und habe sogar Insiderhandel betrieben – Anschuldigungen, die Fazio bis zuletzt bestritt. Trotzdem musste er als Präsident der italienischen Zentralbank zurücktreten. Bereits 2004 war der deutsche Bundesbanker Ernst Welteke abgetreten, nachdem herausgekommen war, dass er sich einen Aufenthalt im Berliner Nobelhotel Adlon von der Dresdner Bank hatte zahlen lassen. Dies, obschon Beamte in Deutschland keine Geschenke annehmen dürfen.

Selbst die obersten Hüter über das Finanzsystem sind gegen Abstürze nicht gefeit. 2007 musste Weltbank-Chef Paul Wolfowitz den Hut nehmen, nachdem er seiner Freundin einen hohen Posten in der Institution beschafft hatte. In Erinnerung ist auch der Skandal um den ehemaligen Chef des Internationalen Währungsfonds, Dominique Strauss-Kahn. Er legte sein Amt nach einer Anklage wegen versuchter Vergewaltigung 2011 nieder.

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