Das neue Aktienrecht wird die Schweiz im 2023 attraktiver für aktivistische Aktionäre machen. Doch Aktivisten können durch ihr Tun die breiten Aktienindizes meist nicht schlagen.

In der Schweiz wird in den nächsten 18 Monaten ein leichter Anstieg der Anzahl Unternehmen erwartet, die ins Visier von aktivistischen Investoren geraten. Dies prognostiziert das weltweit tätige Beratungsunternehmen Alvarez & Marsal (A&M). In seinem aktualisierten Ausblick 2022/23 wurden in Europa insgesamt 155 Unternehmen identifiziert, die in den nächsten 18 Monaten zum Gegenstand öffentlicher Aktivisten-Angriffe werden könnten. Gemäss den Autoren bleibt Grossbritannien der attraktivste Markt für Aktivisten in Europa.

Schweiz wird aktionärsfreundlicher

In der Schweiz haben börsennotierte Unternehmen die Gefahr von Angriffen durch Aktivisten dank solider Finanzergebnisse und einer leicht höheren ESG-Bewertung im Vergleich zu anderen globalen Unternehmen verringert, teilte A&M weiter mit.

Allerdings würden Änderungen des Gesellschaftsrechts in der Schweiz im Jahr 2023 ein aktionärs- und aktivistenfreundlicheres Umfeld schaffen. Deshalb wird ein Anstieg von neun auf elf aktivistische Vorstösse vorausgesagt. Ab dem 1. Januar 2023 erlaubt das neue Schweizer Aktienrecht unter anderem, Generalversammlung nicht mehr zwingend als Präsenzversammlung durchzuführen.

Der Anstieg des Aktivismus aufgrund von Umwelt-, Sozial- oder Governance-Bedenken (ESG) dürfte sich gemäss A&M vor allem im Energiesektor fortsetzen. Europäische Energiekonzerne stehen unter Druck, auf umweltfreundlichere Alternativen zu Öl und Gas umzusteigen.

Durchzogene Bilanz

Die Investitionsrenditen für Aktivisten selbst sind nicht einfach einzuschätzen. Die ersten Ergebnisse der Untersuchungen bei A&M legen den Schluss nahe, dass aktivistische Investitionen in den vergangenen drei Jahren den Markt nicht schlagen konnten. Jedenfalls entwickelte sich der Aktienkurs der ins Visier genommenen Unternehmen schlechter als die breiten Aktienindizes S&P 500 sowie STOXX Europe 600.

Schlecht schneiden besonders forcierte Änderungen der Unternehmensführung ab, wogegen die Transformation von Unternehmen den Aktionären der Zielunternehmen die besten Erträge bringt.

Pragmatischer Ausstieg

Wie dem Bericht weiter zu entnehmen ist, verfolgen Aktivisten in der Regel einen pragmatischen Ansatz, wenn es um den Ausstieg aus ihren Investitionen geht. Rund 85 Prozent der Aktivisten verkaufen entweder innerhalb der ersten 18 Monate. Andernfalls bleiben sie länger als drei Jahre investiert.

Insgesamt analysierte A&M die Aktienkursentwicklung von 266 amerikanischen und europäischen Unternehmen, die zwischen dem 1. Januar 2018 und dem 31. August 2021 im Visier von Aktivisten standen.

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