In der abgelaufenen GV-Saison haben die Aktionäre im Schnitt häufiger gegen die Vorschläge des Verwaltungsrates opponiert, wie eine neue Auswertung zeigt. Der Einfluss der Stimmrechtsberater nimmt allerdings eher ab.

Pensionskassen gehören zu den grössten Aktionären der Schweiz. Aufgrund der mit einem Aktienbesitz verknüpften Stimmrecht können sie sich auch als einflussreiche Kraft an den Generalversammlungen einmischen. Viele dieser institutionellen Investoren schauen den Verwaltungsräten allerdings nicht direkt auf die Finger, sondern bedienen sich der Dienste von Stimmrechtsberatern.

Die Bedeutung dieser Stimmrechtsberater nimmt gemäss einer heute veröffentlichten Studie des Beratungsunternehmens Swipra allerdings eher ab. Demnach haben zumindest bei den 100 grössten börsenkotierten Unternehmen der Schweiz alle Stimmrechtsberater ausser International Shareholder Services (ISS) an Einfluss verloren. ISS konnte rund 12,5 Prozent der Stimmen in diesen Unternehmen bewegen.

ISS als Platzhirsch

Der amerikanische Stimmrechtsberater, der in den USA und Europa eine dominante Marktstellung hat, kann gemäss Beobachtern bis zu 40 Prozent der Stimmen beeinflussen, ohne selbst an den Unternehmen beteiligt zu sein.

Wie aus der Studie weiter hervorgeht, haben 47 Prozent der untersuchten Unternehmen ESG-Aspekte (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) in ihre Vergütungspläne für die Geschäftsleitung aufgenommen. Allerdings wird bei über der Hälfte der Firmen nicht erklärt, welche ESG-Kriterien angewendet werden, wie sie gemessen werden und wie sie sich auf die Vergütungshöhe auswirken.

ESG unter der Lupe

Bei der Bewertung von Nachhaltigkeitsberichten oder -strategien haben die Investoren und Stimmrechtsberater gemäss Swipra weltweit mehr als doppelt so viele Dagegen-Stimmen Empfehlungen abgegeben wie in den Vorjahren.

Dass Nachhaltigkeitsberichte genauer unter die Lupe genommen werden, schlägt sich auch im Abstimmungsverhalten nieder. Insbesondere in England und Europa stiegen die Nein-Stimmen bei Nachhaltigkeitsberichten und -richtlinien von rund 3 Prozent auf 10 Prozent. Schweizer Unternehmen sollten dies nach Ansicht von Swipra bei den Vorbereitungen ihrer Say-on-Sustainability-Abstimmungen 2024 bedenken.

Wachsender Widerstand gegen Managergehälter

Widerstand formierte sich zudem bei den Vergütungsberichten. Zwar würden verbindliche Abstimmungen über die Auszahlungen an das Management von den Aktionären vergleichsweise wenig genutzt, um ihre Unzufriedenheit auszudrücken. Doch stiegen die Dagegen-Stimmen von 4,0 Prozent im Jahr 2018 auf 5,7 Prozent im Jahr 2022 leicht an.

Bei der Erteilung der Décharge an den Verwaltungsrat hat Swipra festgestellt, dass ohne die Stimmen von Ankeraktionären mehrere Vorsitzende von Prüfungs-, Nominierungs- oder Vergütungsausschüssen in der GV-Saison 2022 nicht gewählt worden wären.

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